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ZDF-Krimi "Flemming"

Der Gewinner hat die Sympathie der Zuschauer

Flemming ZDF
Kennt die Tricks der Seele: Samuel Finzi als Polizeipsychologe Vincent Flemming ZDF

In der neuen ZDF-Krimiserie "Flemming" ermittelt Theaterstar Samuel Finzi als Polizeipsychologe Vincent Flemming in den Tiefen der Seele - und zieht alle Register, auch im Interview.

Noch ist Samuel Finzi, Jahrgang 1966, geboren in Bulgarien, ein nicht so bekannter Name. In der Theaterszene und unter Fans des Arthousekinos schätzt man ihn schon lang - ob auf den Bühnen in Hamburg, Wien oder Berlin oder in Filmen wie "Wir sagen du! Schatz". Sein Gesicht kennen mehr Fernsehzuschauer als sie glauben, zum Beispiel aus dem Werbespot für die Auskunft eines Telekommunikationsgroßunternehmens - da ließ er sich leicht angeschickert per Handyauskunft bestätigen, dass er auch wirklich in diesem Haus und in dieser Straße wohne.
Jetzt wird der Bekanntheitsgrad von Samuel Finzi steigen - die neue Reihe "Flemming" auf dem bewährten Freitagabendkrimiplatz im ZDF um 21.15 Uhr wird dafür sorgen. Figur und Bücher stammen aus der Feder des Drehbuchautors Gregor Edelmann ("Der letzte Zeuge"). Finzi kam erst später zu dem Projekt, da war vieles schon festgelegt. Jetzt ist Samuel Finzi ganz behutsam dabei, der Figur des Polizeipsychologen Flemming sein Gesicht zu geben.

Zum Beispiel die Sache mit der Kaffeemaschine. Im Pilotfilm überreicht Vincent Flemming, der sein Büro räumen muss, seine teure Espressomaschine einem Kollegen, der ihm gerade vom Ärger mit seiner Frau erzählt. "Kümmer dich um sie", sagt Flemming und drückt ihm das Gerät in die Hand, aber weiß für einen Moment nicht, ob er die Frau oder die Maschine meint.
Foto: ZDF, Das Team um "Flemming": Seine Exfrau, Kommisariatsleiterin Ann Gittel (Claudia Michaelsen) und KHK Henner Blum (Oliver Bröcker, l.)
"Flemming"-Erfinder Gregor Edelmann schrieb auch die Drehbücher für die ebenfalls auf dem Freitagssendeplatz ausgestrahlte Krimiserie "Der letzte Zeuge" mit Ulrich Mühe. Befürchten Sie Vergleiche?

SAMUEL FINZI Nein, aber ich finde es schon ein bisschen merkwürdig, dass das verglichen wird, denn es hat nichts miteinander zu tun - "Flemming" ist ein neues, ganz eigenständiges Werk. Wobei Uli Mühe natürlich jede Ehre für "Der letzte Zeuge" gebührt, den er fast zehn Jahre gespielt hat. Ich habe schon zwei Mal mit Anna Maria, seiner Tochter, gedreht, und sie meinte irgendwann zu mir: "Manchmal erinnerst du mich an meinen Vater."

Stimmt es, dass Sie ursprünglich gar nicht die Hauptrolle des Vince Flemming spielen sollten, sondern "nur" eine Nebenrolle?

SAMUEL FINZI Ja, ich war für eine der Figuren im Hauptcast vorgesehen. Aber irgendwann gab es Veränderungen und man hat mich gefragt. Für mich hat sich da schon ein bisschen ein Wunsch erfüllt, weil es eine so merkwürdige Figur ist. Und eine, die einem als Schauspieler tatsächlich Lust macht, sie zu spielen.

Liegt das auch an der Ambivalenz der Figur?

SAMUEL FINZI Als ich anfing, an der Figur zu arbeiten, habe ich davon meinem Vater erzählt, der auch Schauspieler ist, und er fragte mich: "Dieser Flemming, löst er immer die Fälle?" Ich antwortete, ja, er behalte eigentlich immer recht. Und mein Vater meinte daraufhin: "Spiel ihn so böse oder unsympathisch, wie du kannst - der Gewinner gewinnt auch immer die Sympathie der Zuschauer!"

Sehen Sie die Gefahr, auf diese Serie festgelegt zu werden?

SAMUEL FINZI Klar kann es sein, dass ich jetzt der Serientyp werde - das wäre mir nicht so angenehm. Aber die Figur ist so facettenreich, dass das noch ein bisschen dauert. Und ich hab auch ein paar Ideen, in welche Richtung sie gehen kann. Auf jeden Fall möchte ich gerne nebenbei auch noch andere Sachen spielen, natürlich vor allem Theater.

Über wie viele Staffeln läuft Ihr Vertrag?

SAMUEL FINZI Die erste Staffel - Pilotfilm und fünf Folgen - ist fertig, ich mache noch eine zweite Staffel und habe sogar eine Option auf eine dritte. Aber das müssen wir abwarten, das entscheidet der Sender.

Glauben Sie, dass Sie auch Glück gehabt haben, diese Rolle zu bekommen?

SAMUEL FINZI Glück, Schicksal, Zufall - es ist sicher von allem etwas. Es gibt so gute Schauspieler, die nie so eine Chance bekommen. Deswegen bleibe ich auf dem Boden. Ich erinnere mich immer an einen Brief von Charlie Chaplin an seine Tochter Geraldine, in seiner Autobiographie, nachdem sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie irgendwo Karriere machen wolle, als Tänzerin, Schauspielerin. Und er sagte zu ihr: "Schön, nur vergiss nicht, dass dort, wo du bist, es genauso viele ähnlich begabte, wenn nicht sogar talentiertere Menschen gibt als dich." Es geht also auch um Demut. Das sagt zum Beispiel auch jemand wie Clint Eastwood.

Haben Sie Angst vor dem Erfolg?

SAMUEL FINZI Nein. Es ist einfach an der Zeit, dass ich den nächsten Schritt mache, auch im Sinne einer gewissen Popularität, auch um mich zu überprüfen, ob ich das durchstehen kann. Für mich ist es sozusagen das nächste Spiel, diese Neugier: Kann ich mit diesem Apparat umgehen, dem Fernsehen?

Gibt es für Sie eigentlich eine Traumrolle?

SAMUEL FINZI Nein, dafür gibt es zu viele Traumrollen. Wissen Sie, ich bin gierig und habe Angst, wenn ich mich nur auf irgendwas festlege, dann verpasse ich vieles, was drumherum passiert. Aber wer weiß, vielleicht sollte ich bald mal von irgendwas träumen... (lächelt)

Schauen Sie gern fern?

SAMUEL FINZI Nicht gezielt. Manchmal mache ich sonntags den "Tatort" an, so mehr aus Neugierde, um zu sehen, was die so machen. Manchmal zappe ich nachts spät, wenn ich müde bin, dann schaue ich Arte oder so. Manchmal ertappe ich mich tatsächlich dabei, dass ich drei, vier Abende hintereinander vor dem Fernseher sitze und ein, zwei Stunden dort verbringe und dann hasse ich mich dafür! (lacht) Aber ich gehe gern ins Kino.

Sie sehen Filme also lieber im Kino als auf DVD?

SAMUEL FINZI Na ja, meine Lieblingsfilme habe ich natürlich auf DVD, von John Cassavetes zum Beispiel, und natürlich Charlie Chaplin. Und ich mag Steve McQueen sehr - der hat sie erfunden, die Coolness!

Interview: Volker Bleeck