Vielleicht haben Sie sich beim Blick aufs Spielfilmangebot im Fernsehen auch schon gefragt: What the f*** hat dieser englische Titel zu bedeuten? "Speed", "Non-Stop" und "American Gangster" verstehen die meisten auch ohne Fremdsprachenstudium. Schwieriger wird es mit englischen Filmtiteln, hinter denen sich feststehende oder hierzulande weniger geläufige Begriffe verbergen wie in "The Bling Ring", "Rob the Mob" und "Edge of Tomorrow".

"The Bling Ring" (Arte, 17. Februar) erzählt von einer Bande junger Luxusschnorrer, die mit Einbrüchen in Promivillen vom Glimmer und Glamour (US-Slang: bling) der Stars profitieren will. "Rob the Mob" klingt ein wenig nach "Bob der Baumeister". In Wahrheit soll man die Mafia (US-Slang: Mob) beklauen.
Ein Klassiker ist "Die Hard". Wer hatte in den 80er-Jahren je davon gehört, dass das "nicht totzukriegen" bedeutet. Hut ab, wer sich jetzt noch einen Reim auf den Tom-Cruise-Hit "Edge of Tomorrow" machen kann. Denn auf diesen "Vorsprung von morgen" baut die Filmindustrie.

Die Hälfte der englischen Filme kommt inzwischen unter ihrem Originaltitel in die deutschen Kinos. Warum auch nicht? Der Zielgruppe, die sich oft schon lange vorher über Produktionen aus den USA und Großbritannien informiert, sind sie längst geläufig. In Zeiten der Globalisierung und des Internets sind Englischkenntnisse weiter verbreitet als vor 30 oder 40 Jahren.
1987 warb "Blind Date" noch mit dem heute verzicht baren Untertitel "Verabredung mit einer Unbekannten". Der Auftaktfilm der Weltraumsaga von George Lucas lief 1977 als "Krieg der Sterne", die Kids unserer Zeit gehen in den neuen "Star Wars".
Ein Vorteil für Studios und Konzerne, die ihr Produkt und seine Fanartikel ohne Sprachbarrieren weltweit vermarkten können. Titel, die sich nicht selbst erklären, werden von deutschen Verleihern oft ergänzt - wie jüngst beim Leonardo-DiCaprio-Kinofilm "The Revenant - Der Rückkehrer".

Gelegentlich findet ein Zusatztitel auch den Weg aufs Kinoplakat, weil er sich etabliert hat. Das erste Abenteuer mit Johnny Depp als Seeräuber hieß im Original "Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl". Zu schwierig, befand der deutsche Verleih und machte kurz und knackig "Fluch der Karibik" daraus. Als der Film ü̈berraschend zum Blockbuster und dann zur Reihe wurde, mixte man bei der Fortsetzung den englischen und deutschen Markennamen zu "Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2".

Ähnlich lief es bei dem Film, der den damals 56-jährigen Liam Neeson 2008 plötzlich zum Action star machte. "Taken" ("Entführt") war für den deutschen Markt in das dramatischere "96 Hours" umbenannt worden. Zwei Fortsetzungen folgten, die jetzt "96 Hours - Taken 2 + 3" heißen. Umständlicher geht's nicht.

Kein Friseurfilm: Tom Hardys "Locke"

Schließlich wären da noch Titel in Englisch, die in Deutschland einen neuen Titel in Englisch bekommen. Bei der Sandra-Bullock-Komödie "Miss Congeniality" fürchtete man offenbar Gestotter an den Kinokassen und nannte ihn "Miss Undercover".

"Tomorrowland" durfte bei uns nicht so heißen, weil offenbar schon ein belgisches Electro-Musikfestival den Namen geschützt hatte. Der Science-Fiction-Film mit George Clooney lief schließlich als "A World Beyond". Und manchmal muss einfach ein neuer Titel her, weil das Original falsche Assoziationen weckt. Hinter dem Tom-Hardy-Drama "Locke" könnte man einen Friseurfilm vermuten. Es ist aber ein experimentelles Anti-Roadmovie, das in Deutschland nun unter dem Titel "No Turning Back" an den Start geht.

Monika Schmitz

>>> The Bling Ring
MI 17.2. ARTE 20.15