Der WDR gab den Startschuss. Mit seinem "Markencheck" läutete der Sender 2011 eine neue Ära des TV-Verbraucherjournalismus ein. Mit innovativen Methoden und erfrischender Chuzpe war nicht mehr nur die Qualität der Produkte Thema, sondern auch die Bedingungen ihrer Herstellung. Unterstütze ich mit dem Kauf die Ausbeutung in einem Billiglohnland?
Das wollten so viele wissen, dass das Format ins Erste wanderte, wo sich die Erfolgsgeschichte fortsetzte. Längst checken auch alle anderen. Kabel eins mit "Teuer oder billig", das ZDF mit lahmen Versionen von Fast-Food- und Discounter-Tests. RTL deckte mit seinem Investigativformat "Deutschland Undercover" handfeste Skandale bei Burgerking und in Pflegeheimen auf, was große Auswirkungen auf die Gecheckten hatte.
Das wollten so viele wissen, dass das Format ins Erste wanderte, wo sich die Erfolgsgeschichte fortsetzte. Längst checken auch alle anderen. Kabel eins mit "Teuer oder billig", das ZDF mit lahmen Versionen von Fast-Food- und Discounter-Tests. RTL deckte mit seinem Investigativformat "Deutschland Undercover" handfeste Skandale bei Burgerking und in Pflegeheimen auf, was große Auswirkungen auf die Gecheckten hatte.
Mit dem "Montagscheck" will das Erste jetzt wieder klarstellen, wer der Chef-Checker ist. Unter der neuen Dachmarke laufen neben vier weiteren Folgen "Markencheck" abwechselnd auch ein Lebensmittel-, ein Haushalts-, ein Gesundheits-, ein Werbe-, ein Reise-, ein Geld- und ein Rechts-Check. Viel Check, viel gut?
"Die Fülle der Sendungen ist aus unserer Sicht gut", sagt Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Der Beratungsbedarf steigt ständig." Durch die Privatisierung würden früher kaum hinterfragte Dienstleistungen wie etwa Telefon, Energie oder Krankenkasse zu Verbraucherthemen.
Drei Jahre lang hat vor allem die "Markencheck"-Reihe immer wieder Erstaunliches aufgedeckt.
Für die "H&M"-Folge spürten Rechercheure in Bangladesch minderjährige Näherinnen auf, die bei H&M gekaufte Kleider als die wiedererkannten, die sie massenhaft angefertigt hatten. Dass sind keine gerichtsfesten, aber trotzdem überzeugende Beweise für Kinderarbeit - die der Konzern abstreitet.
Dass das Möbelhaus Ikea auf der Suche nach Billigstarbeitskräften auch mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern kein Problem hat, veranschaulichten die Redakteure durch Gespräche mit ehemals in der DDR Inhaftierten, die Ikea-Möbel fertigen mussten. Ein echter Clou dieser "Markencheck"-Folge, die 2011 nur im WDR lief, war die Präsentation eines Schreibens aus dem Jahr 1990 an das nordkoreanische Militärregime mit dem Vorschlag zur Zusammenarbeit. Die "Arbeitskräftestruktur" in Nordkorea würde von Ikea "außerordentlich positiv bewertet", hieß es darin.
Haben diese Veröffentlichungen eine Wirkung? "H&M" stand auch vor dem "Markencheck" schon mehrfach wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik und versprach Besserung, Ikea rang sich nach Ausstrahlung des Markenchecks zumindest die Ankündigung ab, das "Thema DDR intern recherchieren" zu wollen.
Ob das geschehen ist? Der erste Beitrag der neuen Staffel beschäftigt sich erneut mit dem Möbelriesen. "Markencheck"-Redakteur Simon Pützstück kündigt, bezüglich neuer Ikea-Lieferanten, "überraschende Erkenntnisse" an. Grundlegende Verbesserungen sind wohl nicht zu erwarten. "Über Aldi haben wir auch zweimal einen Film gemacht", sagt er. "Aldi hatte bei ‚Fairness‘ im ersten Film nicht gut abgeschnitten und im zweiten auch nicht." Es sei keine Entwicklung zu erkennen gewesen. "Die Frage ist: Was kann man leisten?", sagt Pützstück. "Wir gucken den Unternehmen auf die Finger. Wir fliegen zu den Produktionsstätten und helfen dem Zuschauer, sich ein Bild von Dingen zu machen, die er normalerweise nicht zu sehen bekommt."
Markencheck vs. Warentest
Wenn die renommierte Stiftung Warentest ein Produkt "verurteilt", hat das meist spürbarere Folgen für den Hersteller. "Die Handelsunternehmen listen es sofort aus", sagt Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale. Der "Markencheck" zeichne eher ein Porträt des Unternehmens, was auf der einen Seite umfassender, aber auch weniger konkret sei und daher nicht von so nachhaltiger Wirkung.
Das bestätigen auch Erhebungen von Monitoring-Agenturen wie "YouGov Brandindex". Mit Meinungsumfragen prüft das Unternehmen täglich die öffentliche Wahrnehmung von über 600 Verbrauchermarken. Im Fall der von der ARD kritisch gecheckten Unternehmen H&M, Lidl und Mc-Donald's konnten die Experten kaum eine Schwächung der Marken erkennen. Lediglich die sogenannten "Buzz"-Werte, die aussagen, wie positiv oder negativ die jeweilige Marke im Gespräch ist, waren nach der Ausstrahlung kurzfristig schlechter.
Kurz eingetrübte Buzz-Werte? Das war's? In unserem informationsübersättigten Alltag hält sich kaum ein Thema lange im Vordergrund. Resignieren sollte man deswegen aber nicht.
Mit unangenehmen Wahrheiten muss man immer wieder neu konfrontiert werden. Werden die Fakten ungewohnt aufbereitet, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie beim Zuschauer hängen bleiben. So wie es der "Markencheck" macht.
Coca-Cola ist süß - klar. Und hat den Säuregehalt von Essig... Echt? Die Leute, die den billigen H&M-Pullover in Bangladesch genäht haben, verdienen wohl nicht viel? Sie heißt Ameena, ist zwölf und verdient trotz 16-Stunden-Tag kaum genug zum Überleben. Solche Check-Ergebnisse bleiben hängen.
F. I. Aures
"Die Fülle der Sendungen ist aus unserer Sicht gut", sagt Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Der Beratungsbedarf steigt ständig." Durch die Privatisierung würden früher kaum hinterfragte Dienstleistungen wie etwa Telefon, Energie oder Krankenkasse zu Verbraucherthemen.
Drei Jahre lang hat vor allem die "Markencheck"-Reihe immer wieder Erstaunliches aufgedeckt.
Für die "H&M"-Folge spürten Rechercheure in Bangladesch minderjährige Näherinnen auf, die bei H&M gekaufte Kleider als die wiedererkannten, die sie massenhaft angefertigt hatten. Dass sind keine gerichtsfesten, aber trotzdem überzeugende Beweise für Kinderarbeit - die der Konzern abstreitet.
Dass das Möbelhaus Ikea auf der Suche nach Billigstarbeitskräften auch mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern kein Problem hat, veranschaulichten die Redakteure durch Gespräche mit ehemals in der DDR Inhaftierten, die Ikea-Möbel fertigen mussten. Ein echter Clou dieser "Markencheck"-Folge, die 2011 nur im WDR lief, war die Präsentation eines Schreibens aus dem Jahr 1990 an das nordkoreanische Militärregime mit dem Vorschlag zur Zusammenarbeit. Die "Arbeitskräftestruktur" in Nordkorea würde von Ikea "außerordentlich positiv bewertet", hieß es darin.
Haben diese Veröffentlichungen eine Wirkung? "H&M" stand auch vor dem "Markencheck" schon mehrfach wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik und versprach Besserung, Ikea rang sich nach Ausstrahlung des Markenchecks zumindest die Ankündigung ab, das "Thema DDR intern recherchieren" zu wollen.
Ob das geschehen ist? Der erste Beitrag der neuen Staffel beschäftigt sich erneut mit dem Möbelriesen. "Markencheck"-Redakteur Simon Pützstück kündigt, bezüglich neuer Ikea-Lieferanten, "überraschende Erkenntnisse" an. Grundlegende Verbesserungen sind wohl nicht zu erwarten. "Über Aldi haben wir auch zweimal einen Film gemacht", sagt er. "Aldi hatte bei ‚Fairness‘ im ersten Film nicht gut abgeschnitten und im zweiten auch nicht." Es sei keine Entwicklung zu erkennen gewesen. "Die Frage ist: Was kann man leisten?", sagt Pützstück. "Wir gucken den Unternehmen auf die Finger. Wir fliegen zu den Produktionsstätten und helfen dem Zuschauer, sich ein Bild von Dingen zu machen, die er normalerweise nicht zu sehen bekommt."
Markencheck vs. Warentest
Wenn die renommierte Stiftung Warentest ein Produkt "verurteilt", hat das meist spürbarere Folgen für den Hersteller. "Die Handelsunternehmen listen es sofort aus", sagt Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale. Der "Markencheck" zeichne eher ein Porträt des Unternehmens, was auf der einen Seite umfassender, aber auch weniger konkret sei und daher nicht von so nachhaltiger Wirkung.
Das bestätigen auch Erhebungen von Monitoring-Agenturen wie "YouGov Brandindex". Mit Meinungsumfragen prüft das Unternehmen täglich die öffentliche Wahrnehmung von über 600 Verbrauchermarken. Im Fall der von der ARD kritisch gecheckten Unternehmen H&M, Lidl und Mc-Donald's konnten die Experten kaum eine Schwächung der Marken erkennen. Lediglich die sogenannten "Buzz"-Werte, die aussagen, wie positiv oder negativ die jeweilige Marke im Gespräch ist, waren nach der Ausstrahlung kurzfristig schlechter.
Kurz eingetrübte Buzz-Werte? Das war's? In unserem informationsübersättigten Alltag hält sich kaum ein Thema lange im Vordergrund. Resignieren sollte man deswegen aber nicht.
Mit unangenehmen Wahrheiten muss man immer wieder neu konfrontiert werden. Werden die Fakten ungewohnt aufbereitet, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie beim Zuschauer hängen bleiben. So wie es der "Markencheck" macht.
Coca-Cola ist süß - klar. Und hat den Säuregehalt von Essig... Echt? Die Leute, die den billigen H&M-Pullover in Bangladesch genäht haben, verdienen wohl nicht viel? Sie heißt Ameena, ist zwölf und verdient trotz 16-Stunden-Tag kaum genug zum Überleben. Solche Check-Ergebnisse bleiben hängen.
F. I. Aures
Der Deutsche Bahn-Check
MO 8.8. ARD 20.15 Uhr
MO 8.8. ARD 20.15 Uhr