Vor dem enormen Spaß, den man mit der US-Serie "Wilfred" haben kann, steht eine kleine Hürde. Sie müssen einmalig akzeptieren, dass der Typ in dem lächerlichen Hundekostüm von allen Protagonisten als echter Hund gesehen wird. Von allen, bis auf Ryan. Okay?
Ryan, gespielt von "Herr der Ringe"-Star Elijah Wood, ist ein Arbeitsloser in der Lebenskrise. Mit Nachbarin Jenna tritt auch Hund Wilfred in sein Leben. Der kifft, trinkt, leckt Frauen ab und stellt mit jeder seiner Äußerungen klar, warum ein männlicher Hund Rüde genannt wird.

Irritierenderweise kennt sich der prollige Köter hervorragend in Ryans Unterbewusstsein aus und legt ihm immer wieder die Pfote auf die viele wunden Stellen seines Selbstbewusstseins. Erdacht wurde der eigenartige Hundekumpel von seinem Darsteller, dem Australier Jason Gann. "Ein Freund erzählte mir mal von einem Date, das vom Hund der Frau vereitelt wurde", erinnert sich Gann. "Sie konnten sich einfach nicht näher kommen, weil ständig der Köter dazwischenging."

Die Idee zu "Wilfred" war geboren, 2002 spielte Gann ihn zum ersten Mal in einem Kurzfilm - und gewann damit prompt auf dem renommierten Sundance-Festival. "Mit dem Preisgeld haben wir die Pilotfolge für eine Serie gedreht", sagt Gann.

"Mit einem Drehbuch allein hätten wir die schräge Idee niemals verkaufen können." So schon. Zwei Staffeln der zwischen Comedy und Albtraum changierenden Serie liefen ab 2007 im australischen Fernsehen. 2011 startete die weniger düstere US-Version, die Pro 7 jetzt zeigt. Eine echte Erfolgsgeschichte, über die sich Gann natürlich sehr freut, wie er immer wieder betont, wäre da nicht... dieses blöde Kostüm.

"Um als Schauspieler überleben zu können, habe ich Kindertheater gemacht. Ich musste ständig Tierkostüme tragen", so der Aussie. Hinter den Kulissen sah er seine Kollegen im Pelz oder mit Geweih auf dem Kopf rauchen, fluchen und telefonieren. Danach formte er Wilfred.

"Es ist verrückt", sagt der Überflieger. "Ich habe zehn Jahre lang versucht, aus den Tierkostümen herauszukommen. Und dann ziehe ich noch mal eines für einen 10-Minuten-Film an - und jetzt bin ich in Hollywood!"

>>> "Wilfred" im TV

Wilfred ist fies, unsympathisch und kennt keine Regeln. Eine Mischung, die fasziniert. Wohl auch Gann selbst. In Australien wurde der Schauspieler 2012 zu umgerechnet 250 000 Euro Schmerzensgeld verurteilt. Er hatte einen Busfahrer so heftig attackiert, dass dieser in der Folge arbeitsunfähig war. Gann wollte damals volltrunken einfach nicht akzeptieren, dass er in den vollgestopften Bus nicht mehr hineingepasst hätte... Die dritte "Wilfred"-Staffel startet in den USA am 20. Juni. Ein Ende des Kostümeinsatzes ist also nicht in Sicht.

Frank I. Aures
Wilfred (Doppelfolgen)
MO 17.6. Pro 7 23.10 Uhr