Sie haben das Grauen gesehen. Sie haben gehungert, in eisigen Schützengräben gefroren, ihre Kameraden verloren. Und sie haben getötet. Weil man es ihnen befohlen hat, weil die Angst zu sterben größer war als der Mut Ungehorsam, weil sie in zermürbenden Monaten an der russischen Front längst abgestumpft waren, innerlich gestorben.
Nur die wenigsten Wehrmachtskämpfer haben später mit ihren Familien über das gesprochen, was sie im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Die Generation der 1968er lehnte sich gegen diese Sprachlosigkeit und das kollektive Verdrängen auf. Die Folge war ein Riss, der die Gesellschaft bis in die Achtzigerjahre ideologisch spaltete.
Für die heutigen Enkel und Urenkel der Soldaten von damals besteht die Zeit des Zweiten Weltkriegs 67 Jahre nach dessen Ende häufig nur noch aus ödem Zahlenwerk, dass man auswendig runterschnurren können muss.
Dass die Nazis in Hitlers Auftrag Millionen jüdische Menschen mit perfider Akkuratesse in Gaskammern töteten, dass der militärische und rassische Größenwahn des GröFaZ (Größter Feldherr aller Zeiten) geschätzte 60 Millionen Menschenleben kostete - gut, muss man für die Schule lernen, braucht man aber vermutlich nie wieder.
Wie kann man diese Generation dafür interessieren, was der Krieg mit "ganz normalen" Menschen macht? Wie kann man Geschichtsverdrossenen die eigene Historie nahebringen, damit sie verstehen, dass es im Krieg immer nur Verlierer geben kann?
Sie waren fünf Freunde
TV-Produzent Nico Hofmann hat schon viele Filme über den Zweiten Weltkrieg produziert. "Stauffenberg" erzählte die Geschichte des gescheiterten Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944, "Nicht alle waren Mörder" die Kindheitsgeschichte des jüdischen Schauspielers Michael Degen, der den Krieg nur dank mutiger Helfer überlebte, die ihn und seine Mutter versteckten. "Dresden" thematisierte die Bombennacht vom 13. Februar 1945, der Zweiteiler "Die Flucht" die Vertreibung aus dem Osten. Einzig der Versuch, die menschliche Seite des Nazigenerals Rommel zu zeigen, war umstritten.
Doch mit dem fünfzehn Millionen Euro teuren Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" ist Hofmann ein großer Wurf gelungen. "Es ist mein persönlichster Film, eine kritische Hommage an die Generation meiner Eltern. Sie haben den Krieg selbst erlebt, mein Vater war als 20-jähriger Soldat in Russland. Seine Kriegserlebnisse wollte ich so präzise wie möglich erzählen."
Anhand fiktiver Schicksale schildern Autor Stefan Kolditz ("Dresden") und Regisseur Philipp Kadelbach ("Hindenburg") die Lebenswege einer Clique aus fünf Freunden, die zu Kriegsbeginn ihr Leben noch vor sich haben. Zwei sind Soldaten (Tom Schilling, Volker Bruch), eine ist Krankenschwester (Miriam Stein), eine hofft als Sängerin auf die große Karriere (Katharina Schüttler), einer ist ein jüdischer Schneider (Ludwig Trepte), dem die Deportation ins KZ droht.
Opfer ihrer eigenen Taten
Der Film begleitet sie von 1941 bis 1945. In dieser Zeit wird jeder der fünf zum Täter, und jeder wird zum Opfer seiner Taten. Zwei von ihnen sterben, und die Überlebenden müssen bis zum Ende ihrer Tage mit den Albträumen leben, die sie sich selbst geschaffen haben.
Noch nie zuvor hat ein deutscher TV-Film ein so unsentimentales Bild vom unfassbaren Grauen gemalt, das die Deutschen über ihr Land und die Welt gebracht haben, selten waren Dialoge so präzise, schaute eine Kamera so kompromisslos zu.
Sechs Jahre hat Stefan Kolditz am Drehbuch gefeilt, vier Monate drehte Philipp Kadelbach an insgesamt 141 Motiven, ein Jahr lang saß er anschließend im Schneideraum. Herausgekommen ist ein großartiger Dreiteiler, der den Vergleich mit internationalen Produktionen wie "Band of Brothers" nicht scheuen muss.
Zwei Dokus und ein "Maybrit Illner spezial" ergänzen die Ausstrahlung. Ein Motion-Comic soll die jungen Zuschauer dazu bringen, sich im Netz weiter mit dem Thema zu beschäftigen und vielleicht zu wagen, was Katharina Schüttler sich erhofft: "Noch gibt es Menschen, die diese Zeit erlebt haben. Wir sollten mit ihnen reden, solange das noch möglich ist."
Susanne Sturm
Nur die wenigsten Wehrmachtskämpfer haben später mit ihren Familien über das gesprochen, was sie im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Die Generation der 1968er lehnte sich gegen diese Sprachlosigkeit und das kollektive Verdrängen auf. Die Folge war ein Riss, der die Gesellschaft bis in die Achtzigerjahre ideologisch spaltete.
Für die heutigen Enkel und Urenkel der Soldaten von damals besteht die Zeit des Zweiten Weltkriegs 67 Jahre nach dessen Ende häufig nur noch aus ödem Zahlenwerk, dass man auswendig runterschnurren können muss.
Dass die Nazis in Hitlers Auftrag Millionen jüdische Menschen mit perfider Akkuratesse in Gaskammern töteten, dass der militärische und rassische Größenwahn des GröFaZ (Größter Feldherr aller Zeiten) geschätzte 60 Millionen Menschenleben kostete - gut, muss man für die Schule lernen, braucht man aber vermutlich nie wieder.
Wie kann man diese Generation dafür interessieren, was der Krieg mit "ganz normalen" Menschen macht? Wie kann man Geschichtsverdrossenen die eigene Historie nahebringen, damit sie verstehen, dass es im Krieg immer nur Verlierer geben kann?
Sie waren fünf Freunde
TV-Produzent Nico Hofmann hat schon viele Filme über den Zweiten Weltkrieg produziert. "Stauffenberg" erzählte die Geschichte des gescheiterten Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944, "Nicht alle waren Mörder" die Kindheitsgeschichte des jüdischen Schauspielers Michael Degen, der den Krieg nur dank mutiger Helfer überlebte, die ihn und seine Mutter versteckten. "Dresden" thematisierte die Bombennacht vom 13. Februar 1945, der Zweiteiler "Die Flucht" die Vertreibung aus dem Osten. Einzig der Versuch, die menschliche Seite des Nazigenerals Rommel zu zeigen, war umstritten.
Doch mit dem fünfzehn Millionen Euro teuren Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" ist Hofmann ein großer Wurf gelungen. "Es ist mein persönlichster Film, eine kritische Hommage an die Generation meiner Eltern. Sie haben den Krieg selbst erlebt, mein Vater war als 20-jähriger Soldat in Russland. Seine Kriegserlebnisse wollte ich so präzise wie möglich erzählen."
Anhand fiktiver Schicksale schildern Autor Stefan Kolditz ("Dresden") und Regisseur Philipp Kadelbach ("Hindenburg") die Lebenswege einer Clique aus fünf Freunden, die zu Kriegsbeginn ihr Leben noch vor sich haben. Zwei sind Soldaten (Tom Schilling, Volker Bruch), eine ist Krankenschwester (Miriam Stein), eine hofft als Sängerin auf die große Karriere (Katharina Schüttler), einer ist ein jüdischer Schneider (Ludwig Trepte), dem die Deportation ins KZ droht.
Opfer ihrer eigenen Taten
Der Film begleitet sie von 1941 bis 1945. In dieser Zeit wird jeder der fünf zum Täter, und jeder wird zum Opfer seiner Taten. Zwei von ihnen sterben, und die Überlebenden müssen bis zum Ende ihrer Tage mit den Albträumen leben, die sie sich selbst geschaffen haben.
Noch nie zuvor hat ein deutscher TV-Film ein so unsentimentales Bild vom unfassbaren Grauen gemalt, das die Deutschen über ihr Land und die Welt gebracht haben, selten waren Dialoge so präzise, schaute eine Kamera so kompromisslos zu.
Sechs Jahre hat Stefan Kolditz am Drehbuch gefeilt, vier Monate drehte Philipp Kadelbach an insgesamt 141 Motiven, ein Jahr lang saß er anschließend im Schneideraum. Herausgekommen ist ein großartiger Dreiteiler, der den Vergleich mit internationalen Produktionen wie "Band of Brothers" nicht scheuen muss.
Zwei Dokus und ein "Maybrit Illner spezial" ergänzen die Ausstrahlung. Ein Motion-Comic soll die jungen Zuschauer dazu bringen, sich im Netz weiter mit dem Thema zu beschäftigen und vielleicht zu wagen, was Katharina Schüttler sich erhofft: "Noch gibt es Menschen, die diese Zeit erlebt haben. Wir sollten mit ihnen reden, solange das noch möglich ist."
Susanne Sturm
Unsere Mütter, unsere Väter
SO, 17.3 / MO, 18.3. / MI, 20.3., ZDF, 20.15 Uhr
SO, 17.3 / MO, 18.3. / MI, 20.3., ZDF, 20.15 Uhr