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Thomas Gottschalk & Günther Jauch

Es kann nur ZWEI geben

Gottschalk exklusiv bei RTL
Heilige Zweifaltigkeit der Unterhaltung: Gottschalk und Jauch Imago

Endlich wieder im TV vereint: So wurde aus Thomas Gottschalk und Günther Jauch das Dream-Team der Fernsehunterhaltung (MO, 9.9.)

Um Superlative ist man bei RTL selten verlegen. Klappern gehört halt zum TV-Handwerk. Wenn der Sender jetzt aber die "sensationelle Wiedervereinigung der größten Showgiganten Deutschlands" raustrompetet, muss man zugeben: korrekt zusammengefasst. Thomas Gottschalk und Günther Jauch in einer gemeinsamen Show - das ist ohne alle Übertreibung die TV-Sensation des Jahres.

Seit Harald Schmidts Abgang in die Pay-TV-Nische bilden die beiden die heilige Zweifaltigkeit der deutschen Fernsehunterhaltung. Popularität, Können, Einkommen - sie spielen in jeder Hinsicht in einer eigenen Liga, und sie sind auch noch gute Freunde. Vor allem aber blicken sie auf eine legendäre gemeinsame Vergangenheit zurück. "Jauch und Gottschalk stammen aus den letzten Tagen des öffentlich-rechtlichen Monopols. So groß wie sie konnte nie wieder jemand werden", sagt Show-experte Axel Beyer, der als ehemaliger Unterhaltungschef beim ZDF mit beiden gearbeitet hat.
In den Achtzigern waren Thomas und Günther fürs Radio, was Joko und Klaas eine Generation später fürs Fernsehen wurden. Vor allem Gottschalk führte einen neuen, unbekümmerten Ton im allzu staatstragend daherkommenden Bayerischen Rundfunk ein. Auch wenn flockige Sprüche à la "Wenn Thomas in das Mikro säuselt, sich bei der Kuh das Euter kräuselt" heute eher für Stirnrunzeln sorgen, damals klang so was geradezu revolutionär. Mancher Rundfunkrat hätte ihm am liebsten das lose Mundwerk verboten. Doch die jungen Hörer hingen an seinen Lippen.

Szenenapplaus für jede Pointe

1985 stieß Günther Jauch hinzu. Kult waren die scherzhaften Kabbeleien zwischen den beiden, wenn Gottschalk um 16 Uhr an seinen sechs Jahre jüngeren Kollegen übergab. Die Rollen waren dabei klar verteilt: Gottschalk, der kesse Sonnyboy, der für einen guten Spruch seine Großmutter verkaufen würde, und Jauch, der vernünftige Musterschüler, der seriöse Journalist, der nur aus Versehen in einer Unterhaltungsshow gelandet ist. Wetten, dass genau diese Masche auch in der neuen RTL-Show für Lacher sorgt?

Dass das Duo Gottschalk/Jauch auch im Fernsehen enorm unterhaltsam ist, haben die beiden schon oft bewiesen. Ende der Achtziger traten sie zusammen in "Die 2 im Zweiten" auf, einer Nachmittagsshow zur Internationalen Funkausstellung. 1990 moderierten sie gemeinsam eine Rückblickshow auf die Achtziger und interviewten zu zweit Bundeskanzler Helmut Kohl.

Auch später trafen die beiden immer wieder vor der Kamera aufeinander. Mit sechs Auftritten bei "Wetten, dass...?" gehörte Jauch zu den Top Ten unter den Dauergästen auf Gottschalks Couch. Und weil die Freunde mit den Jahren immer größer und berühmter wurden, strahlte irgendwann selbst harmloses Gefrotzel wie eine Sternstunde deutscher Fernsehunterhaltung: Wenn Legenden sprechen, klingt ganz von allein jedes Wort legendär, erntet jede Pointe Szenenapplaus.

Ist Jauch wirklich der Klügere?

Dabei folgt der spontane Schlagabtausch in der Regel immer demselben ungeschriebenen Drehbuch: Jauch zeigt sich amüsiert über Gottschalks Hang zu fragwürdiger Garderobe, der revanchiert sich mit einem Spruch über Jauchs notorisch schlecht sitzende Anzüge. Gottschalk witzelt über Jauchs Sparsamkeits-fimmel (Opelfahrer!) und liefert dem Freund die exakt platzierte Vorlage für eine Spitze gegen seinen barocken Lebensstil mit Schloss, Rolls-Royce und Villa in Malibu. "Die beiden sind das Yin und Yang der deutschen Fernsehunterhaltung", fasst Axel Beyer das Thomas-und-Günther-Prinzip zusammen. Und das ist irgendwie unwiderstehlich.

Natürlich ist die Gegensätzlichkeit zu einem guten Teil Inszenierung. Thomas Gottschalk, der sich vor Jauch gern als schlicht gestrickter Unterhaltungsheini klein macht, ist studierter Germanist, der Wagner verehrt und in der FAZ theologisch versiert über die Passionsspiele von Oberammergau reflektiert. Als einer von gerade mal dreien räumte er beim Promi-Special von "Wer wird Millionär?" die Million ab.

Und der ach so seriöse Jauch? Hat zwei Studien abgebrochen (Jura, Politik/Geschichte) und den größten Teil seiner Fernsehlaufbahn im Seichten gefischt. Man muss es einmal aussprechen: Dass der Mann in der Öffentlichkeit als Hüter bürgerlicher Bildung, ja als einer der klügsten Deutschen überhaupt gilt, verdankt er dem banalen Umstand, dass er ein Wissensquiz moderiert!

"Jauch und Gottschalk haben immer funktioniert, die werden auch hier funktionieren", ist sich Axel Beyer sicher. Die Showidee? Ja, gibt's auch (siehe Kasten): eine Mischung aus "5 gegen Jauch" und "Schlag den Raab", dazu eine Prise Joko & Klaas für die Generation der Babyboomer. Doch leben wird die Sendung vom Charme und von der Schlagfertigkeit ihrer Stars. Und wenn die gut aufgelegt sind, erwartet den Zuschauer tatsächlich die eine oder andere Sternstunde.

Christian Holst