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Steffen Hallaschka über "stern TV"

"Das ist meine Disziplin, meine Sendung"

Am 5. Januar ist er zu Gast bei "stern TV", eine Woche später beerbt der Wahlhamburger Steffen Hallaschka, 39, den zur ARD wechselnden Günther Jauch als Moderator der Sendung, die Jauch zwanzig Jahre lang geprägt hat (MI, 12.1., RTL, 22.15 Uhr)

TV SPIELFILM In einer der letzten Ausgaben der TV-Sendung "Markt", die Sie im NDR moderieren, ging es um einen Treppenlifthersteller. Wäre das auch ein Thema für "stern TV"?

STEFFEN HALLASCHKA
Warum nicht? "stern TV" ist eine Sendung, die sich nicht mit vermeintlich gutgängigen Themen ranschmeißt, sondern journalistisch ist, unterhaltsam sein will und thematisch keine Tabus kennt.

Manches würde man eher in den Gesundheitsmagazinen der Dritten vermuten.

STEFFEN HALLASCHKA
Absolut. Ob seltene Erbkrankheiten oder BorderlineSchicksale - alles Themen, die auch für ein Millionenpublikum gehen, wenn man sie gut recherchiert und menschlich präsentiert.

Apropos: Günther Jauch ist ja demnächst Ihr Chef...

STEFFEN HALLASCHKA
Ja, er ist Gesellschafter der Produktionsfirma i&u, insofern ist er de facto mein Produzent.

Erwarten Sie, dass er sich viel einmischt?

STEFFEN HALLASCHKA
Das redaktionelle Geschäft wird ja von einer eingespielten Mannschaft geleistet. Und Günther Jauch wird sich in den kommenden Monaten viel um seine neue Talkshow kümmern.
Sie leben in Hamburg. Ziehen Sie jetzt nach Köln?

STEFFEN HALLASCHKA
Nein, ich werde pendeln. Auch da nehme ich mir Günther Jauch zum guten Vorbild, der die Sendung, und viele andere, von Potsdam aus bewältigt hat.

RTL-Namen von Nazan Eckes bis Katja Burkard kursierten als potenzielle Jauch-Nachfolger bei "stern TV", Sie waren eher Außenseiter...

STEFFEN HALLASCHKA
Ich hab immer geschmunzelt, wenn ich all die Namen las und es hinter meinem immer hieß: Erfolgschance gering. Ich hatte ein gutes Gefühl und dachte nur, warten wir mal ab.

Und wenn man Sie gar nicht gefragt hätte?

STEFFEN HALLASCHKA
Dann hätte ich vermehrt Anstrengungen unternommen, mich darum zu bemühen. Ich war mir sicher, dass die Sendung und ich sehr gut zusammen passen, so viel Selbstbewusstsein sei erlaubt nach fast 20 Jahren im Job. Und ich wusste, das ist meine Disziplin, das ist meine Sendung! Und das Angebot "stern TV" ist so einmalig, dafür hätte ich viel zurückgelassen.
Was Sie zurücklassen, sind Ihre Moderationsjobs, meist in den dritten Programmen der ARD. Sind die Dritten immer noch so etwas wie die Talentschmieden als Vorbereitung für größere Aufgaben?

STEFFEN HALLASCHKA
Das ist ja das große Pfund der ARD, dass sie die dritten Progamme hat, die auch regionale Felder beackern, Themen und Zielgruppen bedient, die andere Sender so nicht abdecken, und dass sie mit der Riesenflotte an Hörfunkwellen ein unglaubliches Potenzial besitzt an Leuten. Günther Jauch, bestes Beispiel, hat bei Bayern 3 im Hörfunk begonnen, Frank Plasberg damals noch bei SWF 3. Der Hörfunk ist für die journalistischen Unterhalter und für Moderatoren, die sich den ganz großen Werkzeugkoffer draufschaffen wollen, ein Superbetätigungsfeld. Da kriegt man so viel mit, das ist ein Schatz und ein Nährboden, den das ZDF und auch die ganze private Fernsehkonkurrenz so nicht hat. Ich hoffe, dass die ARD das vielleicht sogar noch besser als bisher zu schätzen weiß, was sie da auch an Nachwuchsreservoir hat.

Zumal, wo sie es oftmals ziehen lässt, wie in Ihrem Fall.

STEFFEN HALLASCHKA
Na ja, zum einen fühle ich mich ja mit 39 als Nachwuchs fast schon zu alt, zum anderen bin ich wahrlich nicht der Einzige. Aber mir tut es immer auch ein bisschen weh zu sehen oder auch zu wissen, wieviel tolle Leute in den vielen Nischen, die es zum Glück ja in der ARD gibt, manchmal ein bisschen unentdeckt vor sich hin strahlen. Das ist schon verrückt, dazu ist dieser Laden einfach zu groß, diese Organisation zu föderal, sind die einzelnen Funkhäuser zu behördenmäßig strukturiert, als dass sie durchlässig genug wären für Karrieren.

Interview: Volker Bleeck