Alles leuchtet und strahlt. Und das liegt nicht nur an den Studioscheinwerfern, in deren Licht der silberne Konfettiregen glitzert, der auf die am Champagner nippenden Komparsen im Look der Zwanzigerjahre niedergeht. Es liegt auch an den Stars.
Am Set des ZDF-Dreiteilers "Das Adlon - Eine Familiensaga" im Berliner Palais am Festungsgraben gibt sich Deutschlands Schauspielerelite ein Stelldichein. Heino Ferch, im Frack ganz der Mann von Welt, und die elegante Marie Bäumer schauen zu, wie sich Ken Duken im Smoking an Josefine Preuß heranpirscht, die er auf dem "Adlon"-Kostümfest in ihrem verführerischen Pierrotkostüm erspäht hat. Mehr Glamour geht nicht.
Der TV-Film verwebt die Mikrohistorie der 1907 gegründeten Nobelherberge mit den Themen und Trends der großen Geschichte, mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus, dem Weltkrieg und der Teilung Deutschlands. Anders als bei "Krupp - Eine deutsche Familie", dem ZDF-Dreiteiler von 2009, erlaubt sich Produzent Oliver Berben diesmal größere erzählerische Freiheiten. Er und sein Regisseur Uli Edel ("Der Baader Meinhof Komplex"), dessen Tante Margarete von 1931 bis 1933 in der Adlon-Küche arbeitete, verknüpfen die reale Geschichte der Hoteliersdynastie mit derjenigen einer fiktiven Familie, den Schadts, deren Schicksal eng mit dem Haus am Pariser Platz verbunden ist.
Das kreative Duo geht damit nicht nur über Percy Adlons Hoteldokumentation von 1996 hinaus. Es beweist auch mehr Fantasie als Regisseur Josef von Báky, der mit "Hotel Adlon" (1955) den bislang einzigen Spielfilm zum Thema gedreht hat und sich dabei auf die nicht immer ganz korrekten Erinnerungen der Hotelierswitwe Hedda Adlon stützte.
Das alte Adlon, bei seiner Gründung das luxuriöseste Hotel der Welt, überstand den Zweiten Weltkrieg, brannte aber in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 ab, womöglich als Folge einer achtlos weggeworfenen Zigarette. Das neue Adlon, 1997 an gleicher Stelle errichtet, erlaubt sich zwar im Interieur einige Reminiszenzen an den Vorgänger (Brunnen in der Halle, Freskierung der Wände), ist aber doch ein anderes Haus.
Tatsächlich wurde dort nur an zwei von 75 Drehtagen der zehn Millionen Euro teuren Miniserie gefilmt. Stattdessen entschied sich Produzent Berben dafür, die Lobby und Teile des ersten Stocks im Studio Berlin (Adlershof) nachzubauen und die Fassade, den Eingang und den Pariser Platz in den Bavaria Studios, wo es, was für den Film wichtig, aber heute in der Realität selten ist, einen Platz mit Kopfsteinpflaster gibt.
Zu den Außendrehs, etwa auf Schloss Ganz in Kyritz (Brandenburg), begleitete die Schauspieler, 103 insgesamt, ein zwei Kilometer langer Blechwurm aus Trucks mit Garderoben und Hunderten von Kostümen. Allein Heino Ferch brauchte für seine Rolle als Hoteldirektor Louis Adlon fünf Perücken und 40 Anzüge.
Der ZDF-Dreiteiler ist eine klassische Upstairs-Downstairs-Story mit reichen Gästen in luxuriösen Suiten einerseits und dem Personal, vom Pagen bis zur Telefonistin, andererseits. Ein uneheliches Kind ist das Scharnier, das beide Welten verbindet.
Bau und Finanzierung des "Adlon" waren Männersache. Trotzdem sind es im Film die Frauen, die die Story hier vorantreiben. Regisseur Uli Edel, der maßgeblich am Drehbuch mitgearbeitet hat, inszeniert im ersten Teil die in den Zwanzigern einsetzende Emanzipation als Ausdruck eines neuen Körperbewusstseins. Wenn Alma Schadt Fahrrad fährt oder nackt mit
einer Fotografin im See badet, dann legt sie wie der Adlon-Gast Josephine Baker mit dem Korsett auch ihre Ketten ab.
Rainer Unruh
Das Adlon - Eine Familiensaga
SO/MO/MI 6., 7., 9.1. ZDF 20.15 Uhr
Das Adlon - Die Dokumentation
SO 6.1. ZDF 21.50 Uhr
Am Set des ZDF-Dreiteilers "Das Adlon - Eine Familiensaga" im Berliner Palais am Festungsgraben gibt sich Deutschlands Schauspielerelite ein Stelldichein. Heino Ferch, im Frack ganz der Mann von Welt, und die elegante Marie Bäumer schauen zu, wie sich Ken Duken im Smoking an Josefine Preuß heranpirscht, die er auf dem "Adlon"-Kostümfest in ihrem verführerischen Pierrotkostüm erspäht hat. Mehr Glamour geht nicht.
Der TV-Film verwebt die Mikrohistorie der 1907 gegründeten Nobelherberge mit den Themen und Trends der großen Geschichte, mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus, dem Weltkrieg und der Teilung Deutschlands. Anders als bei "Krupp - Eine deutsche Familie", dem ZDF-Dreiteiler von 2009, erlaubt sich Produzent Oliver Berben diesmal größere erzählerische Freiheiten. Er und sein Regisseur Uli Edel ("Der Baader Meinhof Komplex"), dessen Tante Margarete von 1931 bis 1933 in der Adlon-Küche arbeitete, verknüpfen die reale Geschichte der Hoteliersdynastie mit derjenigen einer fiktiven Familie, den Schadts, deren Schicksal eng mit dem Haus am Pariser Platz verbunden ist.
Das kreative Duo geht damit nicht nur über Percy Adlons Hoteldokumentation von 1996 hinaus. Es beweist auch mehr Fantasie als Regisseur Josef von Báky, der mit "Hotel Adlon" (1955) den bislang einzigen Spielfilm zum Thema gedreht hat und sich dabei auf die nicht immer ganz korrekten Erinnerungen der Hotelierswitwe Hedda Adlon stützte.
Das alte Adlon, bei seiner Gründung das luxuriöseste Hotel der Welt, überstand den Zweiten Weltkrieg, brannte aber in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 ab, womöglich als Folge einer achtlos weggeworfenen Zigarette. Das neue Adlon, 1997 an gleicher Stelle errichtet, erlaubt sich zwar im Interieur einige Reminiszenzen an den Vorgänger (Brunnen in der Halle, Freskierung der Wände), ist aber doch ein anderes Haus.
Tatsächlich wurde dort nur an zwei von 75 Drehtagen der zehn Millionen Euro teuren Miniserie gefilmt. Stattdessen entschied sich Produzent Berben dafür, die Lobby und Teile des ersten Stocks im Studio Berlin (Adlershof) nachzubauen und die Fassade, den Eingang und den Pariser Platz in den Bavaria Studios, wo es, was für den Film wichtig, aber heute in der Realität selten ist, einen Platz mit Kopfsteinpflaster gibt.
Zu den Außendrehs, etwa auf Schloss Ganz in Kyritz (Brandenburg), begleitete die Schauspieler, 103 insgesamt, ein zwei Kilometer langer Blechwurm aus Trucks mit Garderoben und Hunderten von Kostümen. Allein Heino Ferch brauchte für seine Rolle als Hoteldirektor Louis Adlon fünf Perücken und 40 Anzüge.
Der ZDF-Dreiteiler ist eine klassische Upstairs-Downstairs-Story mit reichen Gästen in luxuriösen Suiten einerseits und dem Personal, vom Pagen bis zur Telefonistin, andererseits. Ein uneheliches Kind ist das Scharnier, das beide Welten verbindet.
Bau und Finanzierung des "Adlon" waren Männersache. Trotzdem sind es im Film die Frauen, die die Story hier vorantreiben. Regisseur Uli Edel, der maßgeblich am Drehbuch mitgearbeitet hat, inszeniert im ersten Teil die in den Zwanzigern einsetzende Emanzipation als Ausdruck eines neuen Körperbewusstseins. Wenn Alma Schadt Fahrrad fährt oder nackt mit
einer Fotografin im See badet, dann legt sie wie der Adlon-Gast Josephine Baker mit dem Korsett auch ihre Ketten ab.
Rainer Unruh
Das Adlon - Eine Familiensaga
SO/MO/MI 6., 7., 9.1. ZDF 20.15 Uhr
Das Adlon - Die Dokumentation
SO 6.1. ZDF 21.50 Uhr