Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Keine ganz einfach zu beantwortende Frage. Wenn man aber schon mit der eigenen Person Probleme hat, was soll man erst sagen, wenn jemand wissen möchte, wie wir Deutschen so sind? Als Volk?

Die 6-teilige ZDF-Dokureihe "Deutschland-Saga" will mit Episodentiteln wie "Woher wir kommen" oder "Wer wir sind" genau das ergründen und hat mit Professor Christopher Clark als erklärendem Experten die perfekte Besetzung gefunden.

Der Australier liebt die Deutschen - mit all ihren Macken. "Ich mochte schon immer die Musik von Bach", sagt Clark, der mit einer deutschen Frau verheiratet ist.
Dass wir überkritisch mit uns selbst sind, findet der Professor sympathisch. "Nach dem Zweiten Weltkrieg ist in Deutschland eine neue Gesellschaft entstanden, gegründet auf Skepsis sich selbst gegenüber. Das ist für mich eine faszinierende Eigenschaft der Deutschen." Clark erinnert sich an die "neuen deutschen" Filme der 70er- und 80er-Jahre, in denen sich Filmemacher wie Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge oder Wim Wenders mit dem Zustand der Bundesrepublik beschäftigen. "Da schaute man nicht mit freundlichen Augen auf das eigene Land, sondern ging sehr streng mit sich um. Die Gründlichkeit und Stringenz dieser Kritik war einmalig."

Auch für den international bekannten Bierdurst der Deutschen hat Clark viel Verständnis, denn der ist quasi aus politischen Gründen entstanden. Schon bei den Gemeinschaftssitzungen der Germanen sei absichtlich viel Bier gereicht worden - weil so auch unangenehme Wahrheiten leichter von der Zunge gekommen seien. Beschlüsse aus dem Diskutierten seien aber erst am Folgetag gefasst worden - mit klarem Kopf.

Sind wir ordnungsliebender als alle anderen? "Nein. Man braucht die Ordnung, damit Systeme funktionieren", sagt Clark. "Und die modernen Gesellschaften sind alle sehr durchorganisiert. Die Systeme sind auch in den Nachbarländern sehr ähnlich.
Deutschland-Saga
SO 30.11. ZDF 19.30 Uhr