Nervöse Unruhe, schwitzige Hände, Herzklopfen, Blackout. Dreimal versagt die Studentin aus Prüfungsangst im Physikum, der wichtigsten Vorprüfung im Medizinstudium. Doch ein Scheitern will sich die junge Frau nicht eingestehen, und so studiert sie einfach weiter, schreibt wissenschaftliche Artikel, absolviert Auslandssemester. Sie fälscht das Examen und arbeitet fortan als Ärztin an einem Krankenhaus. Der Fall der Cornelia E., nicht der erste seiner Art, sorgte vor drei Jahren für Aufmerksamkeit.

Jetzt erzählt das ZDF-Drama Eine Frage des Vertrauens den Fall der falschen Ärztin. Schauspielerin Silke Bodenbender hat sich für die Verfilmung von Anfang an stark gemacht. Sie spielt die Hauptrolle der Marie Hansen, die auf einer Kinderstation in Hamburg erfolgreich ihren Dienst tut. Für die 35-Jährige, die seit Dieter Wedels Zweiteiler Papa und Mama von 2006 zu den herausragenden Darstellerinnen in Deutschland zählt, eine doppelte Herausforderung, geht es doch darum, "eine Frau wahrhaftig darzustellen, die ihrerseits eine Rolle spielt". Dennoch ist die Frau ohne Doktor in ihren Augen keine klassische Hochstaplerin. "Es geht ihr ja nicht um den eigenen Nutzen, sondern darum, den Kindern zu helfen."

Silke Bodenbenders Spiel kapriziert sich darauf, den inneren Konflikt einer Frau darzustellen, "die da reinschlittert und plötzlich nicht mehr wieder rauskommt". Ist das nicht ein bisschen viel Verständnis für eine Frau, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden kann? Für die Schauspielerin stellt sich die Frage nicht, sie ist etwas anderem auf der Spur: "Selbst wenn ich eine Mörderin spiele, suche ich auch nach der Motivation für ihre Tat."

Tatsächlich ist Eine Frage des Vertrauens kein faktentreues Dokudrama, sondern ein mitfühlender Spielfilm, der mit einer Liebesgeschichte und dem berührenden Drama um ein todkrankes Kind zusätzlichen emotionalen Tiefgang erfährt. Auch beim Prozess im Fall der Cornelia E. stellte sich bei Beobachtern Mitgefühl für die heilende Betrügerin ein - denn schließlich ist ja niemand zu Schaden gekommen. Die Richterin gab allerdings zu verstehen, dass die Vergehen der Angeklagten dennoch ernst zu nehmende Folgen haben. Wer sich als Patient in eine Klinik begibt, so die Urteilsbegründung, muss sich auf eines verlassen können: Dass die Menschen, die sich ihnen gegenüber als Arzt ausgeben, auch tatsächlich Ärzte sind. Die Angeklagte hatte das Vertrauen ihrer Patienten missbraucht. Im November 2008 wurde sie zu anderthalb Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt.

Heiko Schulze