Er war der beste Grund, MTV einzuschalten, als es sich noch lohnte: Ray Cokes, VJ, Brite, Spaßvogel. Sein Ende bei MTV kam 1996 nach einer Liveshow auf der Reeperbahn, samt Schlägerei. Darüber berichtet Cokes in seiner Autobiografie "My Most Wanted Life" (auf Deutsch und Englisch bei Schwarzkopf & Schwarzkopf, 400 Seiten, 19,95 Euro). Und er verrät auch, warum The Cure auf seiner Hochzeit spielten und sogar die Flugtickets selbst zahlten.

Sie hatten nach dem Aus bei MTV wirklich Schwierigkeiten, Jobs zu bekommen?

RAY COKES
Ja. Zum einen wegen der Reeperbahngeschichte, viele hielten mich für nicht kontrollierbar, eine "loose cannon". Und für die seriöse BBC war MTV gar kein richtiges Fernsehen. Die wollten mich zwar einerseits haben, wussten aber nicht, in welche Schublade ich passte. Ich war kein Comedian, aber auch kein ernsthafter Moderator.
Gab es nicht mal Angebote von der MTV-Konkurrenz wie VIVA?

RAY COKES
Bei MTV hieß es: Wenn ihr ein Angebot von VIVA bekommt, müsst ihr uns das mitteilen. Irgendwann bekam ich tatsächlich einen Abwerbebrief von Dieter Gorny (damaliger VIVA-Chef) unter der Hotelzimmertür durchgeschoben. Aber ich blieb loyal, leider.

Und wie war es mit Filmangeboten, war da nichts? Bis auf Ihren unvergessenen Auftritt 1994 als Bote in "High Crusade - Frikassee im Weltraum" natürlich...

RAY COKES
(lacht) Oh mein Gott, Sie sind seit Jahren der Erste, der "High Crusade" erwähnt! Das war wirklich schlimm.

Sie waren auch mehrfach bei Harald Schmidt.

RAY COKES
Ja, das war immer toll. Beim letzten Mal unterhielten wir uns die ganze Zeit in einem deutsch-französisch-englischen Kauderwelsch, sehr lustig. Danach haben sie sogar überlegt, das als feste Rubrik in die Sendung einzubauen. Aber dann ging Harald zu Sky.

Etliche der deutschen Musikmoderatoren sind inzwischen Schauspieler, wie Heike Makatsch, Nora Tschirner, Christian Ulmen...

RAY COKES
Oh, das wusste ich gar nicht. Bei Christian war ich in der Sendung. Der hat mich beeindruckt, weil er sogar mehr Energie hatte als ich.

Schwarzkopf & Schwarzkopf

Ray (r.) auf seiner Hochzeit mit The Cure-Sänger Robert Smith

The Cure spielten bei Ihrer Hochzeit und übernahmen sogar die Kosten für den Auftritt. Leider hat Ihre Ehe aber nicht so lange gehalten.

RAY COKES
Nein, und es war mir unendlich peinlich. Zwei Jahre lang hab ich mich deshalb nicht getraut, mit Robert zu sprechen. Doch er meinte nur: Ich hab's für dich getan, nicht für deine Frau.

Und wenn Sie noch mal heiraten, rufen Sie ihn noch einmal an?

RAY COKES
(lacht) Nein, das wäre unverschämt. Aber es gibt eine belgische Band, Triggerfinger, die spielen sehr schräge Coverversionen, die könnte ich mir gut vorstellen, es könnte nämlich bald wieder so weit sein...

Fanden Sie mehr Stars netter als erwartet oder eher umgekehrt?

RAY COKES
Oft mochte man die Musik nicht, aber die Band war total nett. Aber es ging auch umgekehrt: Bei Bob Geldof dachte man, da kommt ein Heiliger, und in Wirklichkeit war er ein ziemliches Arschloch.

Interview: Volker Bleeck