Jördis Triebel hat beim Interviewtermin blendende Laune. Was im krassen Gegensatz zur Rolle der harten, spaßfreien Biologin steht, die sie in "Das Jerusalem-Syndrom" verkörpert. "Ich fand es spannend, mal einen kontrollierten Menschen zu spielen", sagt die Berlinerin. "Ich bin ja eher auf die bodenständigen Frauenfiguren abonniert."

Solche wie die Bäuerin Emma in "Emmas Glück" (2006), in dem sie sich in den todkranken Jürgen Vogel verliebt. Das Kinodrama brachte der heute 33-Jährigen viel Aufmerksamkeit, die danach allerdings wieder etwas verpuffte. Das wird sich angesichts der vielen interessanten Filme, die 2014 mit ihr laufen, aber sicher wieder ändern.

Das Jerusalem-Syndrom
MI 11.12. Das Erste 20.15 Uhr
Für das Drama "Westen", das am 20. Februar in die Kinos kommt, wurde Triebel bereits im September beim Filmfestival in Montréal als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Es erzählt die Geschichte einer DDR-Bürgerin, die im Westen Fuß zu fassen versucht. Regie führte Regisseur Christian Schwochow ("Der Turm"), mit dem sie schon als Kind im Prenzlauer Berg befreundet war.

Im Februar kommt auch "Das Herz meiner Schwester", danach "Die Lebenden und die Toten", der Auftakt einer Reihe mit Jürgen Vogel und Thomas Heinze, und der Kinofilm "Ich und Kaminksi" von Wolfgang Becker ("Good Bye Lenin!"). Ehrgeizige Projekte allesamt.

Im Ersten läuft nun das Drama "Das Jerusalem-Syndrom", das in Israel entstand. "Die sechs Wochen dort waren sehr intensiv", erinnert sich Triebel. "Man spürt die Konflikte sehr." Die biblischen Orte hätten eine starke, wenn auch ambivalente Wirkung auf sie. "Wenn man vor dem Stein sieht, an dem angeblich Jesus gestorben ist - und Menschen aus aller Welt dorthin pilgern, um ihn zu küssen -, dann rührt mich das."
Anfällig für das titelgebende "Jerusalem-Syndrom", nämlich angesichts der Überfülle mythischer Stätten in einen religiösen Wahn zu verfallen, sei sie jedenfalls nicht. "Eher für das Paris Syndrom, das Japanerinnen befällt: Zusammenbrechen, weil Paris doch nicht so romantisch ist, wie sie es sich vorgestellt haben."

Als Kind verbrachte Jördis Triebel viel Zeit hinter der Theaterbühne, wo die Mutter als Requisiteurin arbeitete. "So lange ich denken kann, wollte ich Schauspielerin werden," sagt sie. Der innige Wunsch (und ihr Talent) führte sie zum Studium an der Ernst-Busch-Schauspielschule, ihre erlernten Fähigkeiten schließlich an Häuser in Berlin, Bremen, Zürich und Köln.

"Ich war immer die mit viel Kraft und einem erdigen Charakter", umschreibt Jördis - der isländische Name bedeutet so so viel wie "Göttin des Schwerts" - ihr Rollenprofil, das nach ihrem Geschmack gern ein wenig breiter sein dürfte. "Ich hätte gerne auch mal so eine Mädchenrolle gespielt", sagt sie. Doch das blieb ihr verwehrt.

Heute hat sie anscheinend ihren Frieden mit ihrer Bildschirmpersönlichkeit gemacht. Auf dem beruflichen Wunschzettel stehen ein Musical, eine Komödie - und ein Actionfilm. "Dazu hätte ich größte Lust. Kämpfen kann ich."

Frank I. Aures

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