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Niels Frevert Interview

Melancholischön

Niels Frewert
Niels Frewert www.taperecords.de/Dennis Dirksen

Lässiger Kammerpop für Großstadtromantiker: NIELS FREVERT

Texte über nächtliche Spaziergänge, romantische Begegnungen mit ungewissem Ausgang; raffinierte Melodien mit Streichquartett und die weltergebene Gelassenheit von Elliott Smith - wer so was mag, wird das hier lieben: Niels Freverts neues Album "Zettel auf dem Boden", das nahtlos an das Meisterwerk "Du kannst mich an der Ecke rauslassen" anschließt. Wie macht man so was?
TV SPIELFILM: "Zürich" heißt eines der besten Lieder des neuen Albums. Was war da los in der Schweiz?
NIELS FREVERT: Ein Versehen. Ich sollte dort auftreten. Der Club entpuppte sich aber als Restaurant, das nur Hintergrundmusik haben wollte. Das konnte ich nicht. Nach zwei Stunden Überlegen habe ich zum ersten Mal ein Konzert abgesagt.

Dein Akustiksound ist relativ neu. In den 90ern standest du mit deiner Band Nationalgalerie für radiokompatiblen Rock.
Ja, aber bei dieser Musik gab es für mich irgendwann nichts mehr zu entdecken. Eine akustische Gitarre dagegen rührt mich wirklich an. Das ist wie aufs Meer gucken. Öffnet einen.

Früher konnte man von CD-Verkäufen leben. Heute gibt es alles als illegalen Download. Wie hast du dich damit arrangiert?
Kann ich dir sagen: Ich musste wieder anfangen nebenbei zu jobben. Wenn sich die Dinge aber weiter so gut entwickeln, kann ich das bald wieder lassen. Meine Fans kaufen, die kopieren nicht.

Die Lieder sind durchgängig melancholisch. Hilft es, sich zum Schreiben in eine entsprechende Stimmung zu bringen?
Ach, das ist doch nur ein Klischee: Wenn es einem schlecht geht, kann man schöne Lieder schreiben... Ich kann das auch anders.

Oder um mit deinen Worten zu sprechen: Suchst du die hellen oder die dunklen Ecken?
Ich suche auf jeden Fall die hellen. Ich weiß aber auch genau, wo die dunklen liegen. Wenn man Lieder schreiben will, die bewegen können, ist es wahrscheinlich hilfreich, auch mal Staub geschluckt zu haben. Frank Aures