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Michael Fitz ermittelt als Kommissar Hattinger

Für alle Fälle Fitz

"Tatort"-Fans kennen ihn noch als Kriminalkommissar Carlo Menzinger aus München, wo er 2007 den Dienst quittierte. Jetzt kehrt Michael Fitz zur Polizei (MO, 25.11.) zurück. Der 55-Jährige geht als Kommissar Hattinger im Chiemgau auf Verbrecherjagd.

Wenn das Debüt gut ankommt, soll daraus eine Reihe mit einem Fall pro Jahr werden.

TV SPIELFILM: Wie gut kannten Sie vor dem Dreh den Chiemgau?

Michael Fitz Den kannte ich ganz gut. Ich habe zu meiner Cousine Ariela, die das Drehbuch verfasst hat, und ihrem Mann Thomas Bogenberger, Autor der Romanvorlage, immer Kontakt gehabt und sie auch in Prien besucht. Ich bin kein Segler, der auf dem Chiemsee unterwegs ist, aber der Chiemgau ist mir vertraut.
Klingt nach einer richtigen Familiengeschichte...

Michael Fitz Ist es in gewisser Weise auch. Thomas hat mich angerufen, als er den Roman geschrieben hat, und mich gefragt, ob ich Lust habe, den zu lesen. Mir hat das Buch gut gefallen. Und ich habe mir nach der Lektüre gedacht, den Hattinger könnte ich auch spielen. Eineinhalb Jahre später hat mir meine Cousine gesagt, dass das ZDF sich für den Stoff interessiert und sie ein Drehbuch schreibt. Und dann hat es noch mal ein Jahr gedauert, bis mich meine Agentur anrief und mir sagte, Hans Steinbichler würde bei der Verfilmung Regie führen und wollte mit mir ein Casting machen.

Anders als bei anderen Regionalkrimis spielen im "Hattinger" Dialekt und Provinzialität keine Rolle...

Michael Fitz Überhaupt nicht. Und deshalb unterscheidet sich "Hattinger" auch von allem, was unter dem Label Heimatkrimi oder Regionalkrimi gezeigt wird. Ich finde das wohltuend, weil ich denke, dass nicht alles, was mit Bayern zu tun hat, zwangsläufig einen komödiantischen Touch bekommen muss. Hattinger kann und darf auch sehr unangenehm sein. Es ist ja auch in der Realität nicht so, dass sich die normalen Menschen im Chiemgau ständig vor Lachen auf die Schenkel klopfen.

Hattinger hat sogar eine gewisse urbane Lässigkeit, oder?

Michael Fitz Hattinger kommt zwar aus dem Chiemgau und lebt dort, aber er war bestimmt auch mal längere Zeit in der Großstadt oder in anderen Gegenden. Er hat eine gewisse Weltläufigkeit, und das finde ich auch passend und zeitgemäß, denn Heimat bedeutet heute ja nicht mehr, dass man den Rest der Welt ignoriert.

Was unterscheidet Hattinger von ihrer früheren Rolle des Carlo Menzinger beim Münchener "Tatort"?

Michael Fitz Was mich an der Figur des Hattinger gereizt hat, ist, dass er einen ganz besonderen Blick auf die Dinge hat. Wenn er einen Raum betritt, in dem ein Verbrechen begangen wurde, dann sieht er sich erst einmal genau um und legt keinen großen Wert auf Gespräche mit den Anwesenden. Er hat dadurch einen leicht autistischen Zug, aber gerade durch diese besonders konzentrierte Form der Wahrnehmung kann er die Spuren entdecken, die den Täter überführen. Diese Haltung unterscheidet Hattinger von Menzinger.

Besonders redselig ist Hattinger nicht...

Michael Fitz Nein, wie viele Männer versucht er, seine Gefühle unterm Deckel zu halten. Aber man sieht ihm an, dass er oft kurz davor ist, zu implodieren. So etwas zu spielen, fordert mich heraus. Da kann man mit Worten nicht viel machen, sondern muss mit genau dosierten Gesten und feinem Mienenspiel versuchen, das Innere sichtbar zu machen.

Hattinger liefert sich ein scherzhaftes Geplänkel mit einem jungen, von Golo Euler gespielten Kollegen. Was steckt dahinter?

Michael Fitz Hattinger ist so etwas wie der Mentor für den jungen Kollegen, der gerade von einem Führungskräftelehrgang zurück ist und der die graue Theorie jetzt mit Leben erfüllen muss. Hattinger zeigt ihm, dass keine noch so elaborierte Theorie das genaue Hinsehen ersetzen kann.

Hattingers Nachbar wird von Edgar Selge gespielt. Wie war das für Sie, einen solchen Ausnahmeschauspieler an ihrer Seite zu haben?

Michael Fitz Mit Edgar zu spielen ist ein großes Vergnügen. Er ist extrem wach und konzentriert bei dem, was er macht, und das fordert einen natürlich auch heraus, auf diesem Level mitzuspielen. Ich habe das sehr genossen.

Regisseur Hans Steinbichler ist im Chiemgau aufgewachsen. War das beim Dreh ein Vorteil?

Michael Fitz Beim Dreh selbst nicht, aber vorab bei der Suche nach geeigneten Orten war das schon ein Vorteil, denn der Hans kennt da wirklich alles wie seine Westentasche.

Hattinger und die kalte Hand - ein Chiemseekrimi
MO 25.11. ZDF 20.15