Als Michael Douglas Anfang August dieses Jahres erfuhr, dass er Kehlkopfkrebs hat, stand nur wenige Wochen später der Beginn einer weltweiten Promotour für sein Comeback als geldgeiler Gordon Gekko in Oliver Stones "Wall Street - Geld schläft nicht" an.

Schlechtes Timing, schießt es einem da durch den Kopf, und man erschrickt über den eigenen Zynismus. Bis Michael Douglas im Gespräch die Absolution erteilt: "The timing sucked", bestätigt der 66-Jährige lapidar. "Ich hätte die Diagnose lieber für mich behalten und die Therapie unbemerkt von der Welt angefangen. Aber weil ich unglaublich stolz auf diesen Film bin und alles dafür tun wollte, ihn zu unterstützen, konnte ich mich nicht verstecken."

Michael Douglas, der nach Sexsucht, Scheidung von seiner ersten Frau Diandra und den Drogeneskapaden seines Sohnes Cameron weiß, was es heißt, wenn einen die Klatschpresse im Visier hat, ging mutig in die Offensive. Die strapaziöse PR-Tour in Übersee sagte er allerdings ab: "Ich wusste nicht, welche Einschränkungen die Behandlung mit sich bringt. Je länger sie dauert, desto mehr Energie verlierst du."

Vier bis fünf Monate, sagt Douglas, wird die Therapie insgesamt dauern, und "so eine Chemo haut dich ganz schön aus den Socken." Als er zu Beginn der Behandlung Ende August bei US-Late-Night-Talker David Letterman zu Gast war, sagte der noch beinah erstaunt: "Hey, du siehst großartig aus."

Nach weiteren Wochen der Therapie sieht Douglas inzwischen längst nicht mehr großartig aus, sondern schwer gezeichnet. Eine große Hilfe sei für ihn die "überwältigende Unterstützung durch Fremde, die wie ich an Krebs erkrankt sind" - und der mit Schicksalsschlägen vertraute Douglas-Clan. Vater Kirk erlitt 1995 einen Schlaganfall, und seine Mutter Diana (87) kennt den Schock einer Krebsdiagnose aus eigener Erfahrung.

Seine eigenen Kinder Dylan Michael (10) und Carys Zeta (7) gingen "großartig" mit der Krankheit um. "Ich hab ihnen die Geräte gezeigt, mit denen ich bestrahlt werde, und wir haben alle gemeinsam ihren Bruder Cameron im Gefängnis besucht - das hat uns alle näher zusammengebracht."

Typisch Douglas, der Kämpfer: Während US-Boulevardblätter bereits Anfang Oktober schreiben, dass es "keine Hoffnung" für ihn gäbe, plant der Schauspieler optimistisch für die Zeit nach dem Krebs. Er "will im Frühjahr mit Matt Damon und Steven Soderbergh den Film ,Liberace‘ drehen" und plane eine Weltreise mit Frau und Kindern. Vor allem aber freue er sich "auf das erste Glas Wein, wenn erstmal meine Geschmacksnerven wieder voll auf der Höhe sind".
Susanne Sturm