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Matthias Opdenhövel & Sven Voss

Aufstieg in die Erste Liga

1 Bundesliga Sportschau Opdenhoevel 2011
Die Bundesliga-Sportschau live im Ersten Moderator Matthias Opdenhövel WDR/Fulvio Zanettini/Thomas Leidig

Heute geht Matthias Opdenhövel um 18 Uhr erstmals mit der ARD-Sportschau auf Sendung. Nur fünf Stunden später folgt Sven Voss' Debüt im "Sportstudio" des ZDF. Im Doppelinterview sprechen die beiden aufstrebenden Sportjournalisten über Kultsendungen, Pokalsensationen und Spaß am Traumjob.

Während die Personalplanungen der Clubs noch auf Hochtouren laufen, haben die Bundesliga-Sender ARD und ZDF ihre Kader bereits neu aufgestellt. Die "Sportschau" am Samstag setzt künftig neben Reinhold Beckmann und Gerhard Delling auch auf den ehemaligen "Schlag den Raab"- und "LIGA total!"-Moderator Matthias Opdenhövel (40), "das aktuelle sportstudio" integriert Nachwuchshoffnung Sven Voss (35, zuletzt bei der Frauen-WM im Dauereinsatz) in die Moderatorenriege.

Wie es der Zufall will, geben beide am 30. Juli im Rahmen des DFB-Pokals ihr Debüt in der Beletage des TV-Sports. Und wie sähe ein perfekter Einstand aus? Da gibt es keine zwei Meinungen: "Eine saftige Pokalüberraschung, das wär's!"

Sven Voss: Dortmund spielt in Sandhausen - wenn das ein spannendes Spiel wird, und sich Meistertrainer Jürgen Klopp anschließend Zeit nimmt, um bei uns vorbeizuschauen, fände ich das natürlich toll. Aber an so einem Pokal­wochenende kann viel passieren...

Matthias Opdenhövel: ...und du begrüßt den Siegtorschützen von Sandhausen.

Sven Voss: Oder Jürgen Klopp kommt - völlig erschüttert und enttäuscht, weil Dortmund ausgeschieden ist - trotzdem in die Sendung.

Als Sie erfuhren, dass Sie die wichtigsten Sportsendungen von ARD respektive ZDF moderieren sollen, haben Sie von der "Erfüllung eines Jugendtraums" gesprochen. Was haben Sie denn damals so geträumt?

Sven Voss: Es hat mich schon immer begeistert, wenn ein Großer des Sports die Arena des Sportstudios betreten hat. Und irgendwann kam der Gedanke auf, wie es wohl wäre, selber dort zu stehen. Als Gastgeber.

Matthias Opdenhövel: Meine Eltern hatten schon ein Auge darauf, dass ich nicht zu lange vor dem Fernseher hocke. Immer, wenn Ernst Huberty in der "Sportschau" zu sehen war, war ich glücklich, weil das a) bedeutete, ich sehe Fußball und b) ich sehe überhaupt fern. Irgendwann führte ich dann unter der Dusche mit dem Brausekopf in der Hand Interviews, bei denen ich Dieter Adler und Paul Breitner gleichzeitig war. Meine Eltern standen vor der Tür und haben sich kaputtgelacht.

Beim ersten Mal sollen Sie allerdings in die Rolle des "sportstudio"-Moderators Dieter Kürten geschlüpft sein. Wären Sie etwa doch lieber beim ZDF gelandet?

Matthias Opdenhövel: (lacht) Dieter Kürten hat seine Interviews natürlich ganz anders geführt als Ernst Huberty, Heribert Faßbender oder Dieter Adler. Das waren damals alles meine Heroes - ohne da Abstufungen zu machen.

Gerhard Schröder hat einst am Tor zum Kanzleramt gerüttelt und "Ich will da rein" gebrüllt. Haben Sie auf dem Weg zum Traumjob mal einen ähnlichen Auftritt hingelegt?

Sven Voss: Nein. Aber es stimmt, dass "das aktuelle sportstudio" ein Traumjob für mich ist. Und diesen Traum hatte ich wie gesagt schon länger. In diesem Geschäft merkt man aber schnell, wie utopisch es ist, solche Dinge zu planen. Ich war schon überrascht, dass sich das ZDF für mich entschieden hat und mir jetzt schon diese Chance gibt. Ich bin ja gerade erst 35 geworden.

Matthias Opdenhövel: Ich finde es in diesem Job auch relativ naiv, so einem klassischen Ziel wie der Möhre an der Angel nachzulaufen.

Herr Voss, seit 2005 moderieren Sie im MDR das Wissensmagazin "Echt". Wie wichtig ist Ihnen ein zweites Standbein neben der Sportberichterstattung?

Sven Voss: Ich bin da ganz egoistisch. Es gibt Sachen, die mich über den Sport hinaus interessieren - und die finde ich dort. Das ist eine ganz kleine Redaktion, mit der wir eigentlich immer die Themen machen können, die wir gut finden. Und ich kann mittendrin sein. Das würde ich mir ungern nehmen lassen.

Würden Sie den Sport zugunsten der Unterhaltung aufgeben, Herr Opdenhövel?

Matthias Opdenhövel: Den Traum, Sport und Unterhaltung unter einem Dach zu machen, hatte ich schon immer. Dass das jetzt bei der ARD so schnell geklappt hat, freut mich natürlich wahnsinnig. Sport war mir in diesem Zwei­säulenmodell immer sehr wichtig. Ich habe die Unterhaltung ja nie an eins gesetzt und "ein bisschen Fußball" nebenher gemacht.

2012 bekommen Sie eine Primetimeshow im Ersten. Wie ist der aktuelle Stand?

Matthias Opdenhövel: Der Ansatz ist, eine junge, dynamische Unterhaltungssendung zu machen, in der eventuell auch der sportive Aspekt nicht zu kurz kommen soll.

Und das Ganze natürlich live?

Matthias Opdenhövel: Das müssen wir noch schauen. Ich habe in den letzten Jahren ja fast nur Livesendungen gemacht.

Tor des Monats oder Torwandschießen - was war die größere Erfindung?

Matthias Opdenhövel: Das Fußballballett. (beide lachen) Schade, dass es das nicht mehr gibt. Wobei: Ich habe mir das neulich bei YouTube angesehen und muss sagen, dass sich die Technik in den letzten Jahren weiterentwickelt hat. Heute könnte man durchaus innovativere Ideen mit Fußballszenen hinbekommen.

Sven Voss: Es ist auch kurios, wenn man sich alte Torwandschießen anschaut. Da klatscht nicht ein Studiozuschauer! Alle sind stumm und warten, bis der Gast diese sechs Bälle auf die Torwand gezimmert hat. Und am Ende gibt es dann höflichen Applaus.

Matthias Opdenhövel: Und heute ist die Hölle los, wenn Kollege Steinbrecher den Einheizer gibt und bei jedem Schuss eine La Ola abfordert.

Wie weit darf das Fansein eines "seriösen Sportjournalisten" gehen?

Matthias Opdenhövel: Ich kenne keinen in dieser Branche, der nicht auch Anhänger irgendeines Vereines ist. Die Kunst besteht darin, das während der Arbeit auszublenden. Diesen Beruf machen wir doch alle aus Leidenschaft, und wenn es keine Berührungspunkte gibt, sollte man ihn besser ganz lassen.

Sven Voss: Fansein zeigt ja auch, dass man sich für den Verein oder den Sportler interessiert. Mit dem Interviewansatz: Ach Gott, der ist mir völlig egal, als Sportler und als Mensch, kommt man ja nicht weiter. Wenn ich mich dagegen für etwas begeistere - vielleicht auch nur für den Moment -, erfahre ich doch viel eher was von meinem Gegenüber.

Frank Steinberg