Eine sehr enge Gasse, dreckig, führte entlang an kleinen, eingefallenen Häusern. Wäsche hing von der Decke, Menschen saßen auf dem Boden, Frauen mit Babys auf dem Arm schauten zur Tür raus, auf uns - die Außerirdischen."

Die Außerirdische: Mariella Ahrens, eigent­lich Gräfin zu Faber-Castell, seit sieben Jahren für die Hilfsorganisation World Vision Deutschland tätig. Im Frühjahr reiste die Schau­spielerin ("Ein Fall von Liebe") für neun Tage nach Indien, um sich direkt vor Ort von der Arbeit des Kinderhilfswerks zu überzeugen. World Vision, in fast hundert Ländern aktiv, fördert regionale Entwicklungsprojekte, etwa medizinische Versorgung, Bildung und Kleinkredite. Hilfe zur Selbsthilfe.

"Es macht sehr schwermütig"

In der Millionenmetropole Mumbai besuchte die Deutsche ein Krankenhaus für HIV-infizierte Frauen und Schwangere sowie ein Kinderheim für infizierte Mädchen. "Trotz ihrer extremen Armut lachen sie, sind stolz, scheinen alles zu vergessen", notiert Ahrens. Doch nicht überall geht es zu wie in den Vorzeigeprojekten, es gibt noch genug "echte" Slums. "Ich habe so viele Bilder im Kopf, die mich nicht loslassen. Es macht sehr schwermütig. Warum helfen nicht noch viel mehr Menschen, damit es diesen Kindern hier besser geht?", fragt sich die 42-Jährige.

Die Deutschen spenden insgesamt rund zwei Milliarden Euro pro Jahr, ehrenamtlich engagiert sich jeder Dritte. Wenn Promis sich auf Charity-Galas zeigen, kommt selten mehr als ein Scheck dabei heraus, Mariella Ahrens dagegen bekommt nicht genug: Neben ihrer Arbeit für World Vision ist sie Schirmherrin der Organisation Lebensherbst e.V., die bedürftige ältere Menschen unterstützt, sowie eines Berliner Jugendhauses für benachteiligte Kinder. Das Kapitel Indien ist auch noch nicht abgeschlossen: "Wie oft habe ich von Kindern gehört: Please come back! Das bleibt im Gedächtnis."

L. Grunwald