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Kinodoku "More Than Honey" im TV

Kein Honigschlecken

Mit alarmierenden Informationen und so spektakulären wie schwierigen Naturaufnahmen erklärt die Kinodoku "More Than Honey" (DI, 1.7.) das weltweite Bienensterben - und weckt Emotionen für die Insekten

Bienen? Machen Honig. Sind emsig. Und ansonsten einfach da. Mit einer ähnlichen Wahrnehmung wuchs auch der Schweizer Filmemacher Markus Imhoof auf. Der Großvater, ein Fabrikant, verkaufte Honig und Marmelade in großer Menge, er selbst ist nebenbei Imker, die Tochter und ihr Mann sogar Bienenforscher.

Doch die gestreiften Insekten sind mittlerweile nicht mehr selbstverständlich. Weltweit staunen die Medien über ein unerklärliches massenhaftes Bienensterben.

Ein gewaltiges Problem, nicht nur für Honigesser. "Ein Drittel aller Lebensmittel kommt nur durch Bestäubung durch Bienen zustande", erklärt Imhoof. In seiner unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Doku "More Than Honey" lüftet er das Geheimnis - einfach indem er zeigt, wie Landwirtschaft heute betrieben wird.

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"Die Imkerei ist der Spiegel der Landwirtschaft", sagt Imhoof. Kaliforniens endlose Mandelbaumplantagen werden zur Blütezeit von fahrenden Imkern besucht, die Millionen von Bienen auf riesigen Trucks über den gesamten Kontinent karren. Ein Drittel überlebt die Strapaze nicht, der Rest wird mit Antibiotika aufgepäppelt. Krankheiten, die sie vielleicht mit sich tragen, wurden trotzdem vorher im ganzen Land verbreitet.

Ein Blick nach Südchina zeigt, wohin die Reise letztlich geht. Dort sind Bienen wegen der vielen Pestizide bereits ausgestorben. Wanderarbeiter mit Wattestäbchen versuchen dort die Bestäubung zu übernehmen.
Imhoof sagt, er spüre eine "große Zuneigung und Faszination" für die Tiere. Und besonders freue es ihn, wenn die Zuschauer diese teilten. "Viele Leute haben mir gesagt, sie hätten nie gedacht, dass sie Emotionen für Insekten entwickeln könnten."

Sie empfinden Zorn auf den im Film gezeigten US-Wander-imker John Miller. Er habe nach der Kinoausstrahlung 2012 viele wütende Mails erhalten. "An Weihnachten hat er mir geschrieben, er hätte den Film mittlerweile fünfmal gesehen und versuche jetzt seine Imkerei zu ändern", sagt Imhoof und klingt nicht überzeugt.

Miller ist nur einer von vielen US-Imkern, die ihre Bienen als Wanderarbeiter auf Lastwagen halten, was manchmal auch zu einer direkten Gefahr für die Umwelt wird. Erst im Mai war im US-Staat Delaware ein solcher Lastzug verunglückt. Sechzehn Millionen Bienen schwirrten angriffslustig durch die Luft.

Bienen langsamer gemacht

Mitgefühl haben die Zuschauer mit den geschundenen Bienen, die stellvertretend für den ausbeuterischen Umgang mit der Natur stehen. Die spektakulären Makroaufnahmen lassen sie eine Bienenperspektive einnehmen, durch einen technischen Trick wirken die Honigsammler außerdem sympathischer. "Die Geschwindigkeit der Insekten macht vielen Menschen Angst", sagt Imhoof. "Wir haben die Aufnahmen daher verlangsamt. Die Bienen bewegen sich im Film dreimal langsamer als in Wirklichkeit."

Insgesamt war der technische Aufwand für das Zwei-Millionen-Euro-Projekt enorm. Minihubschrauber kamen ebenso zum Einsatz wie Wetterballons und endoskopische Kameras. "Am schwierigsten war die Begattungsszene mit der Königin in der Luft. Die hat zehn Tage gedauert. Für 34 Sekunden Film." Das Team baute dafür extra einen Turm von sieben Meter Höhe - nur um festzustellen, dass die Paarung in dreißig Meter Höhe stattfand. Duftstoffe lockten die Insekten schließlich vor die Linse. Dem 90-Minuten-Werk liegen 200 Stunden Material zugrunde. Ein Jahr verbrachte der Schweizer damit im Schnittraum.

Wer übrigens nach dem Film Bedenken hat, weiterhin Honig aus der pestizidbelasteten Natur zu essen, für den hat Imhoof eine erstaunliche Alternative: die Großstadt mit ihren Parks. "Honig von einem Stadtimker ist mit Sicherheit gesünder als der von einem, der seine Bienen in Mais- oder Rapsfeldern aussetzt."

Frank I. Aures

More Than Honey
DI 1.7. ARD 22.45 Uhr