Was macht ein glückliches Leben aus?, fragt eine ARD-Themenwoche mit Dokus und Shows. Unbedingt sehenswert ist So was wie Glück am 18. November. Anke Engelke übt sich als Reporterin, begleitet unter anderem zwei krebskranke Kinder und gründet einen Chor.

Sie sind Komikerin, Moderatorin, Schauspielerin - und jetzt auch Reporterin?

Anke Engelke Kein neuer Job, eher ein Ausflug. Aber ein wunderbarer, ein Crashkurs in Sachen Reportage.

Was haben Sie dabei gelernt?

Dass man jedem Gesprächspartner offen und neugierig begegnen muss und keine Hit­parade aufstellen darf, welcher vielleicht interessanter ist als ein anderer.
Sie haben das Glück in einer Kinderkrebsklinik gesucht. Ein abwegiger Gedanke.

Jemand aus dem Team sagte: Muss man das Glück nicht dort suchen, wo es nicht ist? Dahin gehen, wo Menschen sterben? Ich fand den Ansatz richtig.

Warum ist es wichtig, in einer Reportage über Glück auch das Unglück zu zeigen?

Beides liegt nun mal nah bei­einander. Kaum hat eine Chemo angeschlagen, eine Transplantation funktioniert, ist man wieder im Alltag. Und bei der nächsten Untersuchung sind die Werte wieder katastrophal.

ARD

Ein Jahr lang ist Anke Engelke unterwegs - als Reporterin und als Suchende: Sie fragt die glücklichen Menschen nach ihrem Geheimnis.

Sie haben Computertomografen ein MRT machen lassen, um zu sehen, ob sich Glück neurologisch nachweisen lässt.

Mir war wichtig, dass unser Film auch wissenschaftlich fundierte Fakten liefert. Ich wollte keine Wischiwaschi-ich-bin-glücklich-und-es-ist-so-einfach-Story. Das ist mir zu wenig. Aber wenn ein Hirnforscher sagt, Sie können Ihr Glücksempfinden beeinflussen...

Das heißt, man kann Glücklichsein trainieren?

Also, 40 Prozent ist in den Genen, aber 60 Prozent hat man selbst in der Hand - heißt es.

Wie ist das bei Ihnen?

Ich gehöre offensichtlich zu den glücklich Geborenen. Natürlich hängt viel davon ab, in was für ein Leben man geboren wird. Nicht jeder ist in der Lage, es sich schön zu machen. Ich habe oft an Afrikareisen gedacht, die ich einmal im Jahr mit einer Hilfsorganisation mache: Tansania, Benin, Togo - und das sind nicht die ärmsten Länder.

Ist es vor diesem Hintergrund nicht jämmerlich, dass wir hierzulande so jammern?

Das ist zwar ein Klischee, aber ich finde es wirklich dämlich, dass wir uns so beschweren. Andererseits kennt wohl jeder jemanden, dem es nicht gut geht, der den Job verloren hat, krank ist oder einsam. Und wenn es einem scheiße geht, darf man auch jammern.

Dass wir in einem wohlhabenden Land leben, hilft im Einzelfall mitunter gar nichts.

Wer umarmt, kriegt ein Lächeln. Das gibt's umsonst. Wo kann noch unmittelbare Freude sicht­bar werden? Beim Singen. Aber ich kann einem Arbeitslosen jetzt nicht sagen, sing mal, dann dann wird alles gut.

Was können wir tun, damit es uns besser geht?

Zwei Dinge sind mir klar geworden: Es geht nur in der Gemeinschaft, man muss schauen, wie es anderen geht. Und: Wir müssen radikal werden, zum Beispiel das Schulsystem kippen. Aber sofort! Ich wünsche mir so sehr Lehrer, die ihren Beruf lieben dürfen, und Schüler, die gern zur Schule gehen.

Hat die Arbeit am Film Ihre Sicht der Dinge beeinflusst?

Ich versuche mich immer wieder zu hinterfragen: Darf ich so schimpfen? Wie viel muss ich selber ändern? Bin ich der Erste, der anfangen muss? Die Antwort ist: ja.

Interview: Heiko Schulze

So was wie Glück
MO 18.11. Das Erste 20.15