Sein neuer Film heißt "127 Hours" - für James Franco die Zeitspanne eines ganz normalen Arbeitstages. Denn auch wenn der 32-Jährige in erster Linie als Schauspieler bekannt ist, nimmt dies nur einen Bruchteil seiner Zeit ein. Nebenbei halten ihn Studiengänge, Buchveröffentlichun­gen, Kunstausstellungen und ein prestigeträchtiges Engagement im Kodak Theatre auf Trab.

Dass James Franco am 27. Februar mit Anne Hathaway durch die Oscar-Ver­leihung führen darf, verwundert ihn selbst. Gut, Oscar-Produzent Bruce Cohen kennt ihn von "Milk", wo er Sean Penns Liebhaber spielte. Aber ansonsten ist Franco der Außenseiter der Traum­fabrik: keine ­Zigaretten, kein Alko­hol, keine Drogen, eine Langzeitfreundin. Wer den ganzen Tag die Nase in Bücher über Film und kreatives Schreiben steckt, hat keine Zeit für Dummheiten.
Mit 28 ging er wieder studieren - in drei verschiedenen Studiengängen an vier Colleges in und um New York. Nun macht er in Yale seinen Doktor in Englisch. Die Schauspielkarriere hat er trotzdem nicht auf Eis gelegt. Für 2011 stehen gleich vier Filme auf dem Programm, darunter die Komödie "Your Highness" und ein Film der "Planet der Affen"-Reihe. Klingt nicht gerade anspruchsvoll, doch James Franco kann selbst aus dem miesesten Stoff noch Kunst machen - im wahrsten Sinne des Wortes.

Als er 2009 bekannt gab, in der Daily Soap "General Hospital" mitzuspielen, erklärten ihn alle für verrückt. Doch Franco entwickelte daraus ein bizarres Parallelwelt-Experiment: Er spielte einen Performancekünstler namens Franco, besetzte Mutter Betsy als Serienmutter und initiierte eine Ausstellung über sein Leben als Seifenopernstar - zeitgleich mit der Ausstellung seiner Figur in der Serie.

Der prognostizierte Absturz blieb aus. Ein Jahr später ist er jetzt der erste Star seit fast 25 Jahren, der den Oscar moderiert und gleichzeitig nominiert ist - als Bester Hauptdarsteller für "127 Hours". Dass noch kein Moderator gewonnen hat, findet Franco befreiend: "Das nimmt mir den Druck." Wie er sich auf seine Aufgabe vorbereitet? Möglichst wenig Schlaf. Es gibt einfach zu viel zu tun für einen Mann mit seinen Interessen. Und schließlich ist ins Bett zu gehen laut Franco "das Eingeständnis des eigenen Scheiterns".