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Fußball: EM-Qualifikation

Früher war mehr Gegurke

Schon vor den letzten Spielen gegen die Türkei und Belgien (DI, 11.10.) hat sich Deutschland locker für die EM qualifiziert. Das kennen wir auch anders: Hier ein paar legendäre Zitterpartien der Nationalelf im Rückblick

Souverän hat die deutsche Mannschaft schon vor den letzten beiden Qualifikationsspielen die Europameisterschaft 2012 klargemacht. Souveränität ist toll, aber nicht sehr spannend. Da gab es in der Geschichte der EM- und WM- Qualifikationen andere Spiele, Gurken- und Zitterpartien en masse. Hier eine Auswahl an Dramen, die immer ein Happy End hatten, außer einmal.

17. Dez. 1967, Tirana
Kampfbahn "Rote Erde" in Dortmund: "Fußballzwerg" Albanien geht gegen Netzer and Friends 6 : 0 unter. Die Rache ist bitter, das Rückspiel im Quemal-Stafa-Stadion endet 0 : 0. "Riesenpleite für die Nationalelf in Albanien. Europameisterschaft (1968 in Italien, d. Red.) ohne uns", schreibt "Bild". Netzer später: "Die Bedingungen waren schlimm. Das Wort Fußballplatz möchte ich gar nicht benutzen. In Tirana gab es nur ein einziges Hotel, wir hatten kaum etwas zu essen." Albanien wird danach zum Quali-Dauergegner, Bilanz: 14 Spiele, 13 Siege, ein Unentschieden, eben dieses.

20. Nov. 1983, Saarbrücken
Ein Sieg muss her, oder die EM in Frankreich 1984 findet ohne Deutschland statt. Zweimal 0 : 1 gegen Nordirland verloren, ein Trauma. Die letzte Chance ist wieder der Balkan. Geht gleich gut los: "Das erste Tor, das Albanien auf deutschem Boden schießt, unglaublich", zürnt ZDF-Reporter Wolfram Esser. Nach Rummenigges Ausgleich folgt die Erlösung erst in Minute 80: Kölns Libero Gerd Strack köpft das 2 : 1. Esser: "Da isses. Strack. Da isses"

15. Nov. 1989, Köln
Icke Häßler trifft vor eigenem Kölner Publikum zum 2 : 1 gegen Wales: Et hätt noch immer jot jejange. Deutschland qualifiziert sich für die WM 1990 als Zweiter hinter Holland. Aber: Hätte Dänemark einen Punkt mehr geholt und England nur ein Tor mehr geschossen, wären Beckenbauers Weltmeister genau das nicht geworden. Sie wären nämlich zu Hause geblieben.

20. Nov. 1991, Brüssel
Tabellenführer Wales (wer?) liegt mit drei Punkten Vorsprung vor Deutschland, die Berti-Vogts-Truppe hat noch zwei Spiele vor der Brust. Simple Rechnung: Eine Niederlage und die EM 1992 in Schweden ist passé. Keine schöne Ausgangslage für die Partie gegen die immer kampfbereiten Belgier im Brüsseler Regen. 1 : 0 würde reichen, 1 : 0 geht's auch aus. Rudi Völler macht den Kopfball rein. Das letzte Spiel
gegen Luxemburg ist reine Formsache: 4 : 0.

11. Okt. 1997, Hannover
Und wieder gegen Albanien. Zwar käme Deutschland auch bei einem Unentschieden weiter, aber selbst das ist in Gefahr. Fatmir Vata (später in der Bundes-liga aktiv) gleicht zum 3 : 3 aus, Oliver Bierhoff schießt den Siegtreffer in der 90. Minute. Wir fahren nach Frankreich zur WM 1998, wo im Viertelfinale gegen Kroatien Feierabend ist.

14. Nov. 2001, Gelsenkirchen
Die Albaner? Ja, die sind auch dabei, aber diesmal blamieren wir uns gegen Finnland. Das alte Lied: Ein Tor reicht zum Weiterkommen, aber es will auf Schalke nicht fallen. Deutschland wird Zweiter hinter England, spielt sich in zwei Play-offs gegen die Ukraine (1 : 1, 4 : 1) zur WM in
Japan und Südkorea.

Andreas Rolf