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Ein seltsames Paar

Krimi-Serie: TRUE DETECTIVE

True Detective
Woody Harrelso (l.) und Matthew McConaughey (r.) sorgen mit "True Detective" für das Serien-Ereignis des Jahres (c) Sky Atlantic HS

In der Serie "True Detective" stellt die Jagd auf einen Serienkiller die Cops Woody Harrelson und Matthew McConaughey vor eine Zerreißprobe

Vor Kurzem verkündete Kevin Spacey den Abgesang auf das gute alte Fernsehen: "Zuschauer wollen frei entscheiden, wie und wann sie etwas sehen", verkündete der "House of Cards"-Star. Aber da war "True Detective" mit Woody Harrel­son und Matthew McConaughey auch noch nicht gelaufen. Mit ihrer Serie zeigten die beiden Hollywood-Stars nämlich, wie man mit acht wöchentlich ausgestrahlten Episoden ein Millionenpublikum fesseln kann. So sehr, dass während der Ausstrahlung der letzten Folge das Streaming-Angebot HBO Go unter dem Andrang der Neu-gierigen zusammenbrach, so sehr, dass "Der König in Gelb", eine 119 Jahre alte, obskure Kurzgeschichtensammlung von Robert W. Chambers, plötzlich die Bestsellercharts stürmte, weil sich Fans von "True Detective" darin Hinweise auf die Auflösung der Serie erhofften.

Verbrechen als Nebenschauplatz

Denn der Name "The Yellow King" ist einer der wenigen Hinweise, die die Polizisten Martin Hart (Woody Harrelson) und Rustin Cohle (Matthew McConaughey) auf einen Serienkiller haben, der 1995 in Louisiana rituelle Morde an Frauen und Kindern begeht. Es ist der erste gemeinsame Fall für die beiden unterschiedlichen Cops. Während Fami­lien­vater Hart in seine Fälle emotional involviert ist, geht Einzelgänger Cohle die Dinge fast schon zu kalt und rational an. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, sind die tiefen Abgründe in ihrem Leben.

Dass sie bei ihrer Jagd versagen werden, ist schnell klar, denn im Jahr 2012 werden die beiden mittlerweile aus dem Polizeidienst ausgeschiedenen Ermittler ausgerechnet zu diesem Fall erneut befragt. Anhand ihrer Erinnerungen rollen Autor Nic Pizzolatto und Regisseur Cary Fukunaga ("Sin Nombre") Scheibchen für Scheibchen die Ereignisse der Vergangenheit auf. So geschickt, dass ständig Raum für Interpretationen und Spekulationen bleibt. Dabei ist der Fall, der auf einem wahren satanischen Verbrechen in Louisiana basiert, nur nebensächlich.

"Ich habe kein Interesse an Serienkillern", gestand Pizzolatto. Daher liegt sein Fokus auch auf der Beziehung des Polizistenduos, nicht auf den Tätern. Entsprechend amüsiert nahm er zu Kenntnis, dass sich die Fans der Serie in unzähligen Internet-Hypothesen darüber ausließen, wer denn nun der Täter ist: "Ich finde es überraschend, was für absurde Theorien dabei herauskamen", sagte er der Web-seite "The Daily Beast". "Warum denken alle, dass wir sie austricksen wollen? Doch nur, weil sie seit 20 Jahren von anderen Serien darauf konditioniert wurden. Aber wir legen es nicht darauf an, cleverer als der Zuschauer zu sein."
Kürzere Dauer gleich Starpower
Aus diesem Grund hat sich die Serie auch einen fixen Endpunkt gesetzt. Nach acht Folgen ist Schluss. Zwar wird es aufgrund des großen Erfolges eine zweite Staffel geben. Die erzählt aber eine völlig neue Geschichte mit ganz neuen Figuren - "American Horror Story" lässt grüßen.

Für die Macher ein perfektes Modell, denn auf Serien ohne Enddatum lassen sich große Stars nicht ein, auf 100 Dreh­tage schon. So bedurfte es nur wenig Überredungskunst, um Matthew McConaughey für das Projekt zu verpflichten. Er stellte nur eine Bedingung, wie sich Regisseur Fukunaga erinnert: "Wir hatten Matthew das Drehbuch für die Rolle des Martin Hart geschickt. Er wollte jedoch Rustin Cohle spielen." Kein Problem, zumal der frischgebackene Oscar-Sieger für die Hart-Rolle einen Ersatz in petto hatte: seinen Kumpel Woody Harrelson.

Obwohl die Serie fast ausschließlich auf Dialoge setzt, spielen sich die beiden so brillant die Bälle zu, dass die Nerven des Publikums bis zum Zerreißen gespannt werden. Auch ein Verdienst von Kameramann Adam Arkapaw ("Top of the Lake"): Wie er die Südstaatenlandschaft und die von Pflanzen überwucherten Industrieruinen zugleich faszinierend und abstoßend einfängt, stünde jedem Kinofilm gut zu Gesicht. Ganz zu schweigen von einer sechsminütigen Actionsequenz, die ohne Schnitt auskommt und für einen der größten TV-Momente der letzten Jahre sorgt. Wie es scheint, ist klassisches Fernsehen doch noch ganz lebendig.