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Doku auf Arte

Außergewöhnlich: Kongo-Müller

Die Doku "Kongo-Müller" (MI, 2.11., Arte, 21.05 Uhr) erinnert an die Ära der großen Kriegsreporter

"Meine Damen und Herren, der Film, den Sie gleich sehen werden, verdient in vielerlei Hinsicht das Attribut "außergewöhnlich"... Er ist ein erregendes Bild des Klassenkampfes, wie er in der Gegenwart geführt wird", so begann Moderator Heinz Grote seine Einführung zur Premiere des Dokumentarfilms "Der lachende Mann" im DDR-Fernsehen, ein Interview mit Siegfried "Kongo Müller".

Der ehemalige Wehrmachtsoffizier Müller befahl im vom Bürgerkrieg geprägten Kongo ein Kommando aus kriegserfahrenen weißen Söldnern, das mit großer Brutalität gegen angebliche Rebellen vorging.

Der "Stern"-Reporter Gerd Heidemann wird Mitte 1965 von seiner Redaktion in den Kongo geschickt, um über die deutschen Söldner zu berichten. Heidemann erlebt den Horror, den der marodierende Söldnerhaufen unter der schwarzen Bevölkerung anrichtet.

In langen, auf Tonbandgesprächen festgehaltenen Gesprächen entlockt der Reporter "Kongo Müller" und seinen Untergebenen ihre brutalen Selbstverständnisse. Für den "Stern" entsteht eine dreiteilige Abenteuer- und Kriegsreportage, die mit dem World Press Award prämiert wird.

Der DDR-Dokumentarfilmer Walter Heynowski liest diese Reportage und beschließt, den Stoff weiterzuentwickeln. Als staatsnaher, politisch motivierter Journalist sieht er die Chance, der Bundesrepublik neokoloniale Strategien nachzuweisen. Höhepunkt seiner Filmreihe zu diesem Thema wird der Dokumentarfilm "Der lachende Mann" (1966), den Walter Heynowski zusammen mit Gerhard Scheumann und Kameramann Peter Hellmich realisiert.

Siegfried "Kongo Müller" gibt dort in Tarnuniform, Springerstiefeln und Kette rauchend mit Grinsen im Gesicht seine entmenschte Weltsicht zum Besten. "Bekenntnisse eines Mörders" ist der Untertitel des damals stilistisch Neuland betretenden Films, der einerseits als Meilenstein der DDR-Filmgeschichte gilt und andererseits auf Grund von Entstehung und Machart zu den umstrittensten deutschen Dokumentarfilmen überhaupt zählt.

Gerd Heidemann, bald 80 Jahre alt, war Starreporter des Stern, die Kongo-Geschichte ist eines seiner Glanzstücke. Das Jahr 1983 war der große Knick in seiner Karriere, als er Kujaus "Hitler-Tagebücher" als Sensation der Weltpresse präsentierte. Götz George spielte die Figur des Gerd Heidemann in "Schtonk".