Drei nicht mehr ganz junge Freundinnen aus Los Angeles sitzen in einem Flieger nach Paris. Plötzlich gibt es Probleme mit der Maschine, und der Pilot muss eine Notlandung einleiten: in - Gott bewahre - Cleveland. Die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates Ohio gilt in den USA ein wenig als Arsch der Welt.

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Doch das hat auch seine Vorteile, wie die oberflächlichen Grazien erfahren, als sie in eine Bar einkehren: Für die provin­zielle Männerwelt sind sie die größte Attrak­tion, seit Basketballsuperstar LeBron James die Stadt verlassen hat. Kurzerhand beschließt das Trio, seinen festen Wohnsitz in der "Forest City" aufzuschlagen.
So weit, so unoriginell. Doch nach etwa zehn Minuten tritt ein Wirbelwind auf, der die altmo­dische, vor einem Livepublikum aufgezeichnete Sitcom sofort in höhere Sphären katapultiert: Betty White, zum Zeitpunkt des Drehs 88 Jahre jung. Als resolute Haushälterin Elka Ostrovsky, die der Besuch aus Kalifornien gemeinsam mit der neuen Bleibe anmieten muss, sorgt die Fernsehikone für die meisten Lacher der Pilotfolge.

Eine Überraschung auch für die Serienerfinderin Suzanne Martin ("Frasier"), die das ehemalige "Golden Girl" nur für diesen einen Gastauftritt gebucht hatte.

Comeback dank Facebook

Doch das ­Publikum wollte mehr. Kurz vor der "Hot in Cleveland"-Premiere hatte eine Schokoriegelwerbung während des Superbowls 2010 die große alte Dame der TV-Sitcom nämlich einer ganz neuen Generation näher­ge­bracht. "Plötzlich kamen lauter Zwölfjährige auf mich zu und sagten, wie toll sie mich finden", erinnert sich Betty White an den Beginn ihres fünften Frühlings. Die neuen Jünger starteten eine Kampagne auf Facebook, die ihr den Gastgeberjob bei der US-Kultshow "Saturday Night Live" bescheren sollte.

Als satte 500 000 Fans das Anliegen unterstützten, gab der Sender nach, machte Betty White zur ältesten Gastgeberin der "Saturday Night Live"-Geschichte - und sackte die besten Einschaltquoten seit zwei Jahren ein. Klar, dass danach auch die Macher von "Hot in Cleveland" ein Stück der heißesten Seniorin Hollywoods haben wollten. Sie beförderten die Unverwüstliche zu einem festen Mitglied des Darstellerensembles und sorgten so dafür, dass sich der Kreis zu den "Golden Girls" schließt.

Schon in der legendären 80er-Jahre-Sitcom um vier Frauen, die im hohen Alter eine Wohnge­mein­schaft gründen, war Betty White die Älteste im Darstellerinnenquartett. Mittlerweile hat sie ihre einstigen Mitstreiterinnen um einige Jahre überlebt. Ein Schicksal, dass ihren vierzig Jahre jüngeren "Hot in Cleve­land"-Kolleginnen kaum drohen dürfte. Aber vor der Agilität der mittlerweile 91-Jährigen haben Valerie Bertinelli, Jane Leeves und Wendy Malick allergrößten Respekt. Zu Recht.

Rüdiger Meyer