"Woke up this morning, got yourself a gun..." Zwischen 1999 und 2007 begann jede Episode der großartigen Mafia­serie "Die Sopranos" mit dieser Songzeile. Als Silvio Dante war Steven van Zandt in allen 86 Folgen die rechte Hand von Boss Tony Soprano, im richtigen Leben als Gitarrist der E-Street-Band über dreißig Jahre lang in selber Funktion für "The Boss", Bruce Springsteen. Doch jetzt hat "Little Steven", wie Van Zandt auch genannt wurde, seine eigene Show: "Lilyhammer".
Die Geschichte um den von Van Zandt verkörperten Mafiagangster Frank "The Fixer" Tagliano beginnt mit dem Tod des Paten. Doch nicht Frank wird Nachfolger des toten Bosses, sondern dessen Bruder Aldo, dem Frank noch am Sarg eröffnet, dass er ihn zwar respektiere, aber: "Du gehörst an die Wall Street, nicht zu uns. Du hast keinen echten Respekt, keine Seele."

>>> "LILYHAMMER" im TV

So wie Frank das sagt, weiß man, dass es ernst gemeint ist. Kurz darauf wird in einer Bar scharf geschossen, auf Frank und den Barkeeper, der stirbt, ebenso wie Franks Hund. Schon das sollte ein Anzeichen sein, dass "Lily­hammer" nicht die übliche US-Serie ist. Frank verrät die Mob­ster ans FBI und bekommt im Gegenzug eine neue Identität, einen neuen Namen ("Giovanni Henriksen") und einen neuen Wohnort: Lillehammer, Norwegen, fast sechstausend Kilometer Luftlinie von New York.

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Frank (unten) muss sich den neuen Gegebenheiten in Lillehammer anpassen

Neue Wege: Netflix als Coproduzent

Frank kommt auf Lillehammer (er spricht es "Lilyhammer" aus, daher der Titel), weil er 1994 so gern die olympischen Winterspiele am Fernseher verfolgt hat. Außerdem gebe es dort die besten Bräute und: Niemand würde auf die Idee kommen, ihn dort zu suchen.

Auf Steven Van Zandt für den Part des Frank in diesem klassischen Fisch-auf-dem-Trockenen-Konzept kam das norwegische Fernsehen. Einmal nur hatte sich der Musiker zur Schauspielerei und der Rolle des Silvio Dante überreden lassen, von "Sopranos"-Erfinder David Chase höchstpersönlich, weitere schauspielerische Ambitionen hatte er nicht - bis die Norweger kamen und ihn zum Star machten, von Oslo bis zum Nordkap. Die acht Folgen der ersten Staffel sah jeder fünfte Norweger, eine zweite entsteht rund um Lillehammer.

Auch in anderer Hinsicht beschritt "Lilyhammer" neue Wege: In Van Zandts Heimat USA stieg der Video-on-Demand-Anbieter Netflix gleich als Coproduzent ein. Dennoch waren nicht alle nur begeistert von Van Zandts Spiel: "Er schauspielert nicht, er macht nur sein Silvio-Ding", schrieb der englische Guardian. Reicht uns völlig. 

Volker Bleeck