Revolution auf Rädern
So rührend wie sensationell: Das Erste zeigt Saudi-Arabiens ersten Film, gedreht von einer Frau - "Das Mädchen Wajda"
Wer als Mädchen mit elf Geschwistern auf dem Dorf in einem streng islamischen Staat aufwächst, hat einen schwierigen Karrierestart. Es ist schon eine kleine Sen- sation, dass mit Haifaa Al Mansour ausgerechnet eine Frau den ersten Spielfilm des Königreichs Saudi-Arabien gedreht hat. Die internationale Aufmerksamkeit war ihr gewiss. Die Regisseurin wurde in kurzer Zeit in die Jurys der Filmfestivals von Venedig und Cannes berufen. 2016 will sie ihren ersten englischsprachigen Film inszenieren: "A Storm in the Stars" über "Frankenstein"- Autorin Mary Shelley.
Bruce Lee sei Dank
Haifaa Al Mansour hätte nie gedacht, eine erfolgreiche Regisseurin zu werden. In Saudi-Arabien existiert zwar eine Fernseh-, aber keine Filmindustrie. Kinos sind verboten. Unmöglich, dass sich Frauen und Männer zusammen in einem dunklen Raum aufhalten. Wer ins Kino will, muss in die Nachbarstaaten Bahrain, Katar und Kuwait fahren.
Al Mansour darf zu Hause Filme auf Video sehen. Ihr Vater bringt Bruce-Lee- und Jackie-Chan-Streifen mit, die die Tochter faszinieren. Er ermöglicht ihr, in Kairo Literatur und in Sydney Film zu studieren. Für ihren ers- ten Spielfilm, mitfinanziert von der deutschen Produktionsfirma Razor, kehrt sie in die Heimat zurück.
Al Mansour darf zu Hause Filme auf Video sehen. Ihr Vater bringt Bruce-Lee- und Jackie-Chan-Streifen mit, die die Tochter faszinieren. Er ermöglicht ihr, in Kairo Literatur und in Sydney Film zu studieren. Für ihren ers- ten Spielfilm, mitfinanziert von der deutschen Produktionsfirma Razor, kehrt sie in die Heimat zurück.
Saudische Improvisation
In "Das Mädchen Wadjda" (gesprochen: Wodschda) erzählt Al Mansour die Geschichte einer Zehnjährigen, die sich sehnlich ein Fahrrad wünscht und dafür gegen gesellschaftliche Konventionen verstößt. Denn Fahrradfahren gilt für Mädchen als unschicklich. Frauen dürfen weder Rad fahren noch ein Auto steuern. Sie dürfen nicht allein auf die Straße gehen und nicht mit Männern zusammenarbeiten.
Al Mansour improvisiert: Sie instruiert ihre Darsteller von einem Kleinbus aus per Monitor und Walkie-Talkie. Sie legt die Außendrehs auf den Vormittag, weil die Religionspolizei oft erst nachmittags aufkreuzt. Fünfmal am Tag ruht die Arbeit wegen der Gebetszeiten.
Die Mühen haben sich gelohnt: "Das Mädchen Wadjda" erntete hohes Lob und viele Preise. Die Saudis zeigten sich geschmeichelt und reichten ihr Kinodebüt sogar für den Auslands-Oscar ein. Al Mansours Film ist es auch zu verdanken, dass Frauen in Saudi-Arabien jetzt Fahrrad fahren dürfen - wenn auch nur in männlicher Begleitung.
M. Schmitz
Die Mühen haben sich gelohnt: "Das Mädchen Wadjda" erntete hohes Lob und viele Preise. Die Saudis zeigten sich geschmeichelt und reichten ihr Kinodebüt sogar für den Auslands-Oscar ein. Al Mansours Film ist es auch zu verdanken, dass Frauen in Saudi-Arabien jetzt Fahrrad fahren dürfen - wenn auch nur in männlicher Begleitung.
M. Schmitz