Es ist eine Geschichte, so tragisch, brutal und unglaublich, wie sie sich ein Drehbuchautor brisanter nicht ausdenken könnte. Vera Wegener (Katharina Wackernagel) ist rundum glücklich. Ihr Mann Paul (Benjamin Sadler) baut sich gerade als Anwalt eine solide Existenz auf, sie ist schwanger mit ihrem ersten Kind.
Weil sie nachts nicht schlafen kann, verschreibt ihr der Gynäkologe ein Schlafmittel. Harmlos sei es, gut verträglich, keine Nebenwirkungen. "Meine Frau nimmt es auch." Vera schluckt eine einzige Tablette. Monate später bringt sie ein schwerst behindertes Mädchen zur Welt. Der kleinen Katrin (Denise Marko) fehlt das linke Bein, die Arme sind winzige Stummel.
Die Ärzte wollen den Eltern das Kind erst nicht zeigen. Für sie ist es "eine Missgeburt, eine verkrüppelte Zumutung, die ins Heim abgeschoben gehört". Wir schreiben das Jahr 1960. Nationalsozialistisches Gedankengut ist noch fest verankert in der angeblich so geläuterten BRD.
Unfassbare Geschichte eines Skandals
Die Wegeners sind eine fiktive Familie. Doch ihr Leid ist eng angelehnt an eines der dunkelsten Kapitel deutscher Medizingeschichte, das in den 60er-Jahren als "Contergan-Skandal" die Republik erschütterte.
Autor Benedikt Röskau hat sorgfältig recherchiert und ein kluges Drehbuch geschrieben, das in eine packende Spielfilmhandlung eingebettet die unfassbare Geschichte des Skandals erzählt.
Genau diese Parallele zur Realität wäre Michael Souvignier, Geschäftsführer der Kölner Firma Zeitsprung, fast zum Verhängnis geworden, denn er schickte das fertige Skript an Karl-Hermann Schulte-Hillen. Souvignier war sicher: Wenn einer sein Projekt begrüßen würde, dann der Hamburger Anwalt.
Ehemaliger Kläger wechselte das Lager
Schließlich hatte Schulte-Hillen, Vater eines durch Contergan geschädigten Sohnes, damals im Prozess gegen Hersteller Grünenthal die Opfer als Nebenkläger vertreten. Ähnlich wie im Film der fiktive Paul Wegener.
Doch zur allgemeinen Verblüffung begann Schulte-Hillen einen Rechtsstreit, um die Ausstrahlung des Films zu verhindern - gemeinsam mit seinem einstigen Prozessgegner.
"Diese Wende hätte ich nicht für möglich gehalten"
Über die Gründe des Seitenwechsels rätselt auch Ex-WDR-Chef Fritz Pleitgen. "Ich habe damals sehr bewundert, wie Schulte-Hillen für die Opfer eingetreten ist, deshalb berührt es mich besonders, dass er nun an der Seite von Grünenthal steht. Diese Wendung der Geschichte hätte ich nicht für möglich gehalten."
Basis für den Streit, der die Gerichte gut anderthalb Jahre durch alle Instanzen beschäftigte, war einzig das Drehbuch. Den Film hat Schulte-Hillen bis heute nicht gesehen.
Weil sie nachts nicht schlafen kann, verschreibt ihr der Gynäkologe ein Schlafmittel. Harmlos sei es, gut verträglich, keine Nebenwirkungen. "Meine Frau nimmt es auch." Vera schluckt eine einzige Tablette. Monate später bringt sie ein schwerst behindertes Mädchen zur Welt. Der kleinen Katrin (Denise Marko) fehlt das linke Bein, die Arme sind winzige Stummel.
Die Ärzte wollen den Eltern das Kind erst nicht zeigen. Für sie ist es "eine Missgeburt, eine verkrüppelte Zumutung, die ins Heim abgeschoben gehört". Wir schreiben das Jahr 1960. Nationalsozialistisches Gedankengut ist noch fest verankert in der angeblich so geläuterten BRD.
Unfassbare Geschichte eines Skandals
Die Wegeners sind eine fiktive Familie. Doch ihr Leid ist eng angelehnt an eines der dunkelsten Kapitel deutscher Medizingeschichte, das in den 60er-Jahren als "Contergan-Skandal" die Republik erschütterte.
Autor Benedikt Röskau hat sorgfältig recherchiert und ein kluges Drehbuch geschrieben, das in eine packende Spielfilmhandlung eingebettet die unfassbare Geschichte des Skandals erzählt.
Genau diese Parallele zur Realität wäre Michael Souvignier, Geschäftsführer der Kölner Firma Zeitsprung, fast zum Verhängnis geworden, denn er schickte das fertige Skript an Karl-Hermann Schulte-Hillen. Souvignier war sicher: Wenn einer sein Projekt begrüßen würde, dann der Hamburger Anwalt.
Ehemaliger Kläger wechselte das Lager
Schließlich hatte Schulte-Hillen, Vater eines durch Contergan geschädigten Sohnes, damals im Prozess gegen Hersteller Grünenthal die Opfer als Nebenkläger vertreten. Ähnlich wie im Film der fiktive Paul Wegener.
Doch zur allgemeinen Verblüffung begann Schulte-Hillen einen Rechtsstreit, um die Ausstrahlung des Films zu verhindern - gemeinsam mit seinem einstigen Prozessgegner.
"Diese Wende hätte ich nicht für möglich gehalten"
Über die Gründe des Seitenwechsels rätselt auch Ex-WDR-Chef Fritz Pleitgen. "Ich habe damals sehr bewundert, wie Schulte-Hillen für die Opfer eingetreten ist, deshalb berührt es mich besonders, dass er nun an der Seite von Grünenthal steht. Diese Wendung der Geschichte hätte ich nicht für möglich gehalten."
Basis für den Streit, der die Gerichte gut anderthalb Jahre durch alle Instanzen beschäftigte, war einzig das Drehbuch. Den Film hat Schulte-Hillen bis heute nicht gesehen.