Als "Breaking Bad" im Januar 2008 in den USA auf Sendung ging, befand sich Barack Obama mitten im Vorwahlkampf und trommelte für die Gesundheitsreform. Eine bessere Argumentationshilfe als die TV-Serie hätte er nicht finden können. Denn was passiert, wenn ein einfacher Chemielehrer mit einer Krebsdiagnose und einer nicht zahlenden Krankenkasse konfrontiert wird, zeigt dieses folgenreiche Stück Fernsehen.

Der Titel bedeutet so viel wie "auf die schiefe Bahn geraten" und verrät damit sogleich, was dem "Helden" Walter White blüht. Der Chemielehrer - brillant gespielt von Bryan Cranston, der für die Rolle bereits drei Emmys in Folge abräumte - hat eine schwangere Frau, einen behinderten Sohn, einen Zweitjob in einer Autowaschanlage und Lungenkrebs. 90 000 Dollar kostet die Therapie, mit dem spärlichen Gehalt unmöglich zu bezahlen. Also nutzt White seine Chemiekenntnisse, um anderweitig Geld aufzutreiben: Er wird Drogenkoch - und muss sich fortan mit gewalttätigen Gangstern und seinem schusseligen Partner Jesse (Aaron Paul) herumschlagen.

Das Ganze ist so schwarzhumorig wie bitter. Und brutal. Nicht nur was die Gewalt angeht, sondern auch die ganz normale amerikanische Realität, in der eine Krankheit sowohl den Körper als auch das gesamte Lebensumfeld zerstören kann. Neben der prekären Gesundheitspolitik prangert die Serie aber auch fragwürdige Moralvorstellungen der US-Bürger selbst an. So wird Walter White durchaus finanzielle Unterstützung von seinen Kollegen angeboten. Aus falschem Stolz lehnt er ab. Der Absturz in die Kriminalität erscheint ihm erstrebenswerter als eine hilfsbereite Hand.

Zwei Jahre nach Start der Serie ist Obamas Gesundheitsreform Gesetz. Am falschen Stolz der Amerikaner wird sich so schnell nichts ändern.

Stefanie Kimler