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Brisante Reportage

Wasser-Doku: "Water makes Money"

Water makes Money Arte
Das Wasser in Paris ist zurück in kommunaler Hand. ZDF / Herdolor Lorenz

Immer schlechter, dafür teurer: Eine mutige Doku zeigt, wie Konzerne unser Wasser herunterwirtschaften (DI, 22.3., Arte, 20.15 Uhr)

Wasser? Kommt aus dem Hahn und ist ansonsten so langweilig wie selbstverständlich. Wer sich die Doku "Water Makes Money" (im Rahmen eines Arte-Themenabends zum Weltwassertag) angesehen hat, wird anders darüber denken. Wasser ist Lebensgrundlage, jeder braucht es - und deshalb lässt sich damit wunderbar Geld verdienen.

Die Hamburger Filmemacher Leslie Franke und Herdolor Lorenz erklären, wie das geht: Eine verschuldete Stadt vertraut ihre Wasserversorgung einem privaten Wirtschaftsunternehmen wie dem weltweit operierenden Veolia-Konzern an. Dafür zahlt dieser der Gemeinde ein hohes "Eintrittsgeld", das sie zur Schuldentilgung oder für den Bau öffentlicher Gebäude nutzen kann. Ein Bürgermeister kann sich damit schmücken.

In der Folge steigen jedoch meist die Wasserprei­se, außerdem investieren die privaten Be­treiber nur das Nötigste in Wartung und Instandhaltung von Brunnen und Kanalanlagen. Das führt unweigerlich zu einer Verschlechterung der Wasserqualität. Damit es zumindest hygienisch unbedenklich bleibt, wird Chlor beigemengt.

In Paris seien die Wasserpreise in den vergangenen 10 Jahren um mehr als 100 Prozent gestiegen, sagt Jean-Luc Touly im Film. Der ehemalige Veolia-Manager ist mittlerweile einer der größten Kritiker des Konzerns. Auch deutsche Städte wie Braunschweig haben auf Privatisierung mit Veolia gesetzt. Mit dem Eintrittsgeld von 238 Millionen Euro habe man die "Zukunftsfähigkeit erhalten", sieht man Braunschweigs Bürgermeister Gert Hoffmann sagen.

Gleich danach zeigen die Autoren den Schuldvertrag der Stadt, der enthüllt, dass die riesige Einnahme in Wirklichkeit nur ein Kredit ist. Die Schulden sind gar nicht getilgt, spätere Gene­rationen werden dafür geradestehen müssen. Der Konzern hat die Wassernutzungsrechte geschenkt bekommen.

Den meisten Privatisierungen ist gemein, dass ihre juristische Konstruktion sehr schwierig zu verstehen ist. Das große Verdienst dieser Doku ist, dass sie das komplexe Kleingedruckte auf die leicht verständlichen Folgen für alle herunterbricht: Das Wasser wird schlechter, die Umwelt geht kaputt, und einige wenige schlagen da­raus Profit. Wasser soll nach dem Willen der Konzerne keine natür­liche Ressource sein, auf die jeder Mensch ein Anrecht hat, son­dern das Produkt eines Unternehmens, das bezahlt werden muss.

Damit sind die Autoren dem Veolia-Konzern anscheinend schmerzhaft auf die Füße getreten. Er hat eine Schadenersatzklage eingereicht. Doch die vielen Organisationen und Privatleute, die das Entstehen des Films mit ihren Spenden überhaupt erst möglich gemacht haben, werden auch bei einem Prozess nicht weichen.

Frank Aures