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Auf zum letzten Recall

DSDS: So hübscht RTL den Casting-Oldie auf

Mit neuer Jury und neuem Reglement will RTL seinen Casting-Klassiker "DSDS" (MI, 7.1.) wieder auf Kurs bringen

Es kommt nicht überraschend. Bereits nach dem Finale der zehnten Staffel deutete RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger an, dass etwas passieren müsse, wenn es mit "Deutschland sucht den Superstar" weitergehen soll. Die Mutter aller Castingshows, seit über einem Jahrzehnt fester Bestandteil des Markenkerns von RTL, ist ins Trudeln geraten. Von im Schnitt 41 Prozent in der ersten Staffel hat sich der Marktanteil auf zuletzt unter 20 Prozent halbiert.

Kleine Veränderungen hat es in der Vergangenheit immer mal gegeben, jetzt, zur 12. Staffel, wird die Show gründlich umgekrempelt. So sehr, dass selbst die Verpflichtung von "Kultstar" Heino als neuem Jurymitglied verblasst. "Ist das noch DSDS?", fragen sich die Fans in den Internetforen, seit bekannt wurde, dass die Liveshows künftig durch aufgezeichnete Auftritte an zielgruppengerechten Hoch-die-Tassen-Orten wie Ischgl ersetzt werden.
Kann man die Kandidaten, die man am Ende ja wählen soll, jetzt überhaupt noch richtig kennenlernen und einschätzen? Oder muss man befürchten, dass die Regie ihre Lieblinge geschickt ins bessere Licht setzt, wenn die Auftritte zusammengeschnitten werden. Also warum die Liveshows? Tatsächlich fanden die aufwendig produzierten Live-Performances im TV-Studio - Nachfolger der eingestampften Mottoshows - immer weniger Publikum. Ist live zu lahm?

Dokusoap nach "Popstars"-Art

"Lebenserhaltende Maßnahmen" nennt Sänger die Neuerungen im Interview mit dem Branchendienst "DWDL". Es soll schneller, mutiger, risikofreudiger werden. In jedem Fall wird es wohl billiger, wenn man mit vermeintlich mehr Trash als Talent, mehr Soap und einer auf zehn Folgen gestreckten Castingphase in die vielleicht letzte Staffel geht.

Auch bei RTL macht man sich Gedanken über die Zeit danach. In anderen Ländern - Ausnahme: USA und Deutschland - ist das Franchise-Format mittlerweile abgelöst worden von "X Factor". Mit den ersten Staffeln hat das neue DSDS jedenfalls nicht mehr viel zu tun. Der Dokusoap-Stil mag Neujurorin Mandy Capristo an ihre Zeit bei "Popstars" auf Pro Sieben erinnern, wo sie mit der Girlgroup Monrose aus der fünften Staffel hervorging.

Apropos Heino: Chefjuror Dieter Bohlen, der nach der elften Staffel mehr Qualität und Kreativität einforderte, wollte eigentlich mit Volksrocker Andreas Gabalier frischen Wind in die Jury brin-
gen. Erst als der absagte, sprang mit dem "Bergvagabunden" Heino ein inzwischen 76-Jähriger aufs Trapez. Tja...
So läuft DSDS 2015
Neue Jury, neue Regeln. Los geht's mit zehn Castingfolgen am Mittwoch, 7. Januar, um 20.15 Uhr. Danach läuft DSDS immer samstags um 20.15 Uhr.

Altersgrenze hochgesetzt
Für die 12. Staffel durften sich erstmals Sängerinnen und Sänger bis 40 Jahren bewerben. Gecastet wurde in 49 Städten in acht Ländern, darunter Belgien, Polen, Tschechien.

Castingphase ausgebaut
Zehn von insgesamt 20 Folgen widmen sich den Jurycastings. Die besten 110 Kandidaten werden dann im Deutschland-Recall, den sogenannten Quickpicks, auf 34 Sängerinnen und Sänger reduziert.

Quickpick gekürzt
Anders als in den letzten Jahren dient der Quickpick nur als Brücke zum Auslands-Recall in Thailand.

"On Tour" statt Studioshows
Die Top Ten müssen sich nicht wie üblich in den Liveshows im Kölner Studio beweisen, sondern gehen auf Tour: am 11. April in der österreichischen Après-Ski-Hochburg Ischgl. Live nur für Urlauber mit Skipass.

Finale in Arena
Das DSDS-Finale wird nicht im TV-Studio, sondern in der ÖVB-Arena in Bremen (12 000 Zuschauer) stattfinden, live. Dem Sieger winken: Plattenvertrag und 500 000 Euro Siegesprämie.
Heiko Schulze

Deutschland sucht den Superstar
MI 7.1. RTL 20.15 Uhr