Zehn Jahre arbeiteten die Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli an "Almanya". Wo sie auch anklopften, ob bei Produzenten, Senderchefs oder den Verantwortlichen der Filmförderung, stets bekamen sie zu hören: Eine Kömödie über türkische Einwanderer wolle niemand sehen. Als der Multikulti-Spaß 2011 endlich ins Kino kam, entwickelte er sich zu einem der erfolgreichsten deutschen Filme des Jahres.
Vor der TV-Premiere bei Sky sprachen wir mit der Regisseurin Yasemin Samdereli, die das Drehbuch gemeinsam mit ihrer Schwester geschrieben hat.
TV SPIELFILM: Kam der Erfolg von "Almanya" für Sie überraschend?
YASEMIN SAMDERELI: Ich habe daran geglaubt, aber bei einem Film kann man kaum kalkulieren, wie das Publikum reagiert. Mich hat vor allem überrascht, wie gut der Film im Ausland angekommen ist.
Wollte man Sie als Regisseurin für weitere Multikulti-Komödien gewinnen?
YASEMIN SAMDERELI: Solche Angebote gab es auch, aber glücklicherweise nicht nur. Wenn man mich in der Filmbranche ausschließlich als Expertin für Multikulti-Komödien ansehen würde, dann würde mich das schon stören.
Tragen Filme wie "Almanya" zu einem besseren Verhältnis zwischen Deutschen und Deutschtürken bei?
YASEMIN SAMDERELI: Das wäre gut. Aber man darf die pädagogische Funktion nicht überbewerten. Sie wirken vermutlich eher indirekt, über die Emotionen, die sie auslösen. Ein deutscher Zuschauer hat mir gesagt, sein Opa wäre wie der türkische Großvater im Film auch nicht aufgestanden, wenn der Wasserkessel gepfiffen hätte. Vielleicht erwächst aus so kleinen Beobachtungen mehr Verständnis füreinander, als wenn man abstrakt über Multikulturalität diskutiert.
Sie arbeiten eng mit ihrer Schwester zusammen. Wie funktioniert das?
YASEMIN SAMDERELI: Wir entwickeln gemeinsam Figuren und Geschichten, aber wir sitzen nicht zusammen in einem Raum. Meine Schwester wohnt in Hamburg, und ich lebe in Berlin, deshalb tauschen wir uns über Skype aus.
Warum dauerte es so lange, bis Ihr Projekt "Almanya" ins Kino kam?
YASEMIN SAMDERELI: Ein Hauptgrund war, dass wir eine Komödie machen wollten. Damit stießen wir auf wenig Gegenliebe. Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass man mit einem Film über einen Ehrenmord leichter an die Fördertöpfe kommt.
Aber so ein Film hätte nur wenig Zuschauer gefunden.
YASEMIN SAMDERELI: Das ist ja das Absurde! 80 bis 90 Prozent der in Deutschland geförderten Filme scheitern gnadenlos an der Kinokasse. Das ist kein Qualitätsurteil, aber ich frage mich, ob es nicht auch eine Förderung geben sollte für Filme, die den Spagat zwischen Mainstream und Arthouse wagen.
An solchen Stellen des Gesprächs fällt meist der Name Billy Wilder. Aber der ist ja schon einige Jahre tot ...
YASEMIN SAMDERELI: Ja, genau. (lacht) Oder es werden bewunderte Beispiele aus dem Ausland zitiert wie "Willkommen bei den Sch'tis". Aber im eigenen Land fehlt dann leider oft der Mut zur Originalität. Dabei hat sich der deutsche Film schon gut entwickelt. Aber das könnte noch deutlich besser werden. Da geht noch was!
Rainer Unruh
Vor der TV-Premiere bei Sky sprachen wir mit der Regisseurin Yasemin Samdereli, die das Drehbuch gemeinsam mit ihrer Schwester geschrieben hat.
TV SPIELFILM: Kam der Erfolg von "Almanya" für Sie überraschend?
YASEMIN SAMDERELI: Ich habe daran geglaubt, aber bei einem Film kann man kaum kalkulieren, wie das Publikum reagiert. Mich hat vor allem überrascht, wie gut der Film im Ausland angekommen ist.
Wollte man Sie als Regisseurin für weitere Multikulti-Komödien gewinnen?
YASEMIN SAMDERELI: Solche Angebote gab es auch, aber glücklicherweise nicht nur. Wenn man mich in der Filmbranche ausschließlich als Expertin für Multikulti-Komödien ansehen würde, dann würde mich das schon stören.
Tragen Filme wie "Almanya" zu einem besseren Verhältnis zwischen Deutschen und Deutschtürken bei?
YASEMIN SAMDERELI: Das wäre gut. Aber man darf die pädagogische Funktion nicht überbewerten. Sie wirken vermutlich eher indirekt, über die Emotionen, die sie auslösen. Ein deutscher Zuschauer hat mir gesagt, sein Opa wäre wie der türkische Großvater im Film auch nicht aufgestanden, wenn der Wasserkessel gepfiffen hätte. Vielleicht erwächst aus so kleinen Beobachtungen mehr Verständnis füreinander, als wenn man abstrakt über Multikulturalität diskutiert.
Sie arbeiten eng mit ihrer Schwester zusammen. Wie funktioniert das?
YASEMIN SAMDERELI: Wir entwickeln gemeinsam Figuren und Geschichten, aber wir sitzen nicht zusammen in einem Raum. Meine Schwester wohnt in Hamburg, und ich lebe in Berlin, deshalb tauschen wir uns über Skype aus.
Warum dauerte es so lange, bis Ihr Projekt "Almanya" ins Kino kam?
YASEMIN SAMDERELI: Ein Hauptgrund war, dass wir eine Komödie machen wollten. Damit stießen wir auf wenig Gegenliebe. Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass man mit einem Film über einen Ehrenmord leichter an die Fördertöpfe kommt.
Aber so ein Film hätte nur wenig Zuschauer gefunden.
YASEMIN SAMDERELI: Das ist ja das Absurde! 80 bis 90 Prozent der in Deutschland geförderten Filme scheitern gnadenlos an der Kinokasse. Das ist kein Qualitätsurteil, aber ich frage mich, ob es nicht auch eine Förderung geben sollte für Filme, die den Spagat zwischen Mainstream und Arthouse wagen.
An solchen Stellen des Gesprächs fällt meist der Name Billy Wilder. Aber der ist ja schon einige Jahre tot ...
YASEMIN SAMDERELI: Ja, genau. (lacht) Oder es werden bewunderte Beispiele aus dem Ausland zitiert wie "Willkommen bei den Sch'tis". Aber im eigenen Land fehlt dann leider oft der Mut zur Originalität. Dabei hat sich der deutsche Film schon gut entwickelt. Aber das könnte noch deutlich besser werden. Da geht noch was!
Rainer Unruh