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Neue RTL-Show

Wir sind Reality

Wild Girls
"Wild Girls - Auf High Heels durch die Wüste" - startet MI, 10.7. shutterstock

Drei "Wild Girls" gehen für RTL in der Wüste (mittwochs) Ziegen fangen, Wasserkrüge tragen. Wer macht bei so was mit? Wir haben die Damen gefragt

Das Dschungelcamp ist eine Bank. Mit "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" fährt der produzierende Sender RTL jedes Jahr Rekordquoten ein, während bewährte Zuschauermagnete wie "Deutschland sucht den Superstar" oder "Das Supertalent" massiv verlieren. Mit "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika" versuchen die Kölner nun eine ähnliche, allerdings wohl deutlich preiswertere Show zu etablieren. Der Dschungel wird zur Wüste Namibias, es wird nicht live gesendet, sondern aufgezeichnet.

>>> "Wild Girls" im TV
Die Teilnehmerinnen, bekannt - oder auch nicht - aus Castingshows und Boulevardmagazinen, werden allgemein "C-Promis" genannt. Und das ist in der Regel nicht nett gemeint. Aber ist es wirklich etwas Anrüchiges, ein C-Promi zu sein? Oder ist das Mitwirken in Reality-Shows gegen eine Gage mittlerweile zu einer Art Beruf geworden? Sind die professionellen TV-Promis in Wirklichkeit Glamour-Malocher? Wir haben mit Fiona Erdmann, Sarah Knappik und Conchita Wurst über ihre Tätigkeit gesprochen. Ein Gespräch um Exotismus, Geschäftssinn und Selbstwahrnehmung.
TV SPIELFILM: Sie kommen gerade aus der Wüste Namibias. Wie war es? Was mussten Sie dort tun?

CONCHITA WURST: Mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es hat mich auch gefreut, dass man an seine körperlichen Grenzen gestoßen ist. Das Glücksgefühl danach war toll.
FIONA ERDMANN: Eine Challenge war zum Beispiel "Ziegenfangen".

SARAH KNAPPIK: Wir mussten auch Wasserkrüge auf dem Kopf tragen. Es gab viele traditionelle Challenges, die mit dem Leben der Einheimischen zu tun hatten.

Die Teilnehmer von Realityformaten werden durch den Schnitt meist auf eine bestimmte Art inszeniert, zum Beispiel als Zicke.

FIONA ERDMANN: Jede von uns hat natürlich ihren eigenen Charakter und ihre eigene Persönlichkeit. Die Macher suchen einen nach Typ aus - auf was kann man die reduzieren?

Und waren Sie wieder die Zicke, wie damals bei "Germany's Next Topmodel"?

FIONA ERDMANN: Die Leute erwarten natürlich, dass ich wieder die Krawallbürste bin. Aber man muss sich ja nicht so verhalten.

Sie wissen, was die Macher wollen, geben es ihnen aber nicht?

FIONA ERDMANN: Es gab diesmal einfach keine Situation, in der ich richtig mit jemandem aneinandergeraten wäre. Wenn ich dann langweilig wirke, ist es mir egal. Es ist mir wichtiger, dass ich mir treu bleibe.

SARAH KNAPPIK: Das ist eben Reality. Und bei Reality sollte man so sein, wie man ist. Da streitet man sich auch mal, da fallen auch mal blöde Wörter. Jeder kennt das von zu Hause.

Sie werden oft mit wenig schmeichelhaften Namen bedacht, wie etwa "C-Promi".

CONCHITA WURST: Gott! Ich bin ein C-Promi! Wie toll ist das! Ich war noch gar kein Promi hier in Deutschland. Für mich ist das ein Upgrade.

Wollten Sie schon immer prominent sein?

FIONA ERDMANN: Ich würde das nicht so sagen. Ich bin Einzelkind, stand insofern schon immer im Mittelpunkt. Ich bekomme gern Aufmerksamkeit. Ich stehe gern im Zentrum. So einen leichten Hang zur Selbstdarstellung muss man in dieser Branche auch haben.

CONCHITA WURST: Ich habe schon in der Schule gesagt: Wenn wir Klassentreffen haben, bin ich berühmt. Ich wollte singen und im Scheinwerferlicht stehen. Ich wusste, da gehöre ich hin.

Frau Wurst, Sie kommen aus einer ländlichen Umgebung. Mit ihrem extrovertierten Wesen hatten Sie es dort wohl nicht leicht.

CONCHITA WURST: Nein. Ich habe in meiner Jugend alles versucht, um nicht anzuecken, um Konflikten aus dem Weg zu gehen und nicht gemobbt zu werden. Und irgendwann habe ich mich entschlossen, nur noch das zu machen, was ich will. Ich bin in die Stadt gegangen, und irgendwann ist Conchita entstanden.

Sie treten in TV-Shows auf und bekommen dafür Gagen. Sind Sie von Beruf TV-Promi?

FIONA ERDMANN: Natürlich leben wir schon ein bisschen von diesen Shows. Aber wir sind Künstler. Unterhalter.
SARAH KNAPPIK: Ich bin als Model und Moderatorin tätig. Ich sehe mich aber auch als Entertainerin, das hat man ja schon zu "Topmodel"-Zeiten gesehen.

Wie meinen Sie denn das?

SARAH KNAPPIK: Ich habe lustige Sprüche kreiert. Das kam gut an. Zu dieser Zeit ist auch das Reality-Tor aufgegangen. Die Zuschauer wollen sehen, wie verrückte Leute ihren Alltag bewältigen.

FIONA ERDMANN: Die größten Stars in der Musikbranche sind nicht unbedingt die, die am besten singen können, sondern die, die als Personen interessant sind. Bei denen das Paket stimmt. Stimme, Outfit, Tanzstil...

SARAH KNAPPIK: Wir sind Personen der Zeitgeschichte mittlerweile.

FIONA ERDMANN: Also, das würde ich jetzt nicht sagen!

SARAH KNAPPIK: Doch, das heißt so. Wir sind ein Teil der Geschichte. Die Leute kennen uns. Das darf man nicht ignorieren.

Selbst die größten TV-Shows verlieren massiv Zuschauer. Können Sie sich also auf Ihr Einkommen verlassen?

FIONA ERDMANN: Nein, ich verlasse mich auf nichts. Mir ist schon klar, dass ich keinen Job mehr habe, wenn sich niemand mehr für mich interessiert. Man muss wirtschaften können.

Geld für die Steuer zurücklegen, meinen Sie?

FIONA ERDMANN: Das auch. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man sehr auf sein Aussehen achten. Man braucht gute Klamotten, muss sich die Haare machen lassen, die Nägel. Oft wird auch gefragt, ob ein Filmteam zu einem nach Hause kommen darf.

Man verkauft sich auch darüber, was man von sich zeigt.

FIONA ERDMANN: Klar. Man will also keine schäbige Wohnung haben, sondern eine schöne. Alles das kostet Geld. Und wenn mal keine Jobs reinkommen, steht man blöd da. Ich habe schon oft solche Zeiten gehabt. Das ist fies. Das ist eine Situation, die ich in zehn Jahren nicht mehr haben möchte.

Und was tun Sie dagegen?

FIONA ERDMANN: Ich habe einen Onlineshop für Schmuck aufgebaut. Und wenn ich irgendwann nicht mehr im Fernsehen oder in der Öffentlichkeit präsent bin, ist meine Marke Milumée hoffentlich so weit gewachsen, dass ich davon leben kann.

Die Medien nennen Sie oft Trash-Queen, Möchtegern-Star oder Doppel-D-Promi. Wie gehen Sie damit um?

CONCHITA WURST: Die machen auch nur ihren Job. Man muss sich in unserer Branche immer wieder verinnerlichen: Die wollen dir persönlich nichts Böses, denn sie kennen dich gar nicht. Dass uns ein Artikel auch mal wehtut, das ist ehrlich gesagt unser Problem. Es gehört zu unserem Job, damit umzugehen. Man muss sich ein dickes Fell zulegen.

Realityshows setzen meist auf Konflikte. Heraus­gestellt werden dabei Neid und Missgunst. Könnte man nicht auch positive Regungen betonen?

FIONA ERDMANN: Im Dschungel beispielsweise war es über weite Strecken sehr harmonisch. Die vielen schönen Momente sind nicht in die Sendung gekommen - weil es einfach total langweilig ist, wenn sich zwei gut verstehen. Das will keiner sehen. Ich auch nicht.

Was sind Ihre Ziele?

FIONA ERDMANN: Ich will meine Schmuckkollek­tion voranbringen und vielleicht noch drei Jahre in der Branche bleiben. Und dann möchte ich einfach eine Familie haben, Kinder kriegen, Mama sein.

SARAH KNAPPIK: Ich will eine Managementagentur aufmachen. Ich will jungen Castingteilnehmern durch mein Wissen helfen.

CONCHITA WURST: Ich will einen Grammy (US-Musikpreis). Ob für das beste Album oder das beste Comedyhörbuch, ist mir vollkommen egal. Und alles, was bis dahin passiert, nehme ich gern mit.

Frank I. Aures

Wild Girls - Auf High Heels durch die Wüste
MI 10.7. RTL 20.15 Uhr