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Interview mit Jodie Foster & Mel Gibson

"Wir verstehen uns blind"

Wir verstehen uns blind
Eine Biberhandpuppe als Ehe- und Lebensretter? Meredith (Jodie Foster) und Walter (Mel Gibson) mit dem Titelhelden in "Der Biber" CONCORDE Filmverleih

Jodie Fosters Tragikomödie "Der Biber" (ab 19.5. im Kino) erzählt die Geschichte eines Depressiven - mehr als nur eine Rolle für ihren Star Mel Gibson. Foster und Gibson kennen sich schon lange - ein Gespräch unter guten Freunden:

Foto: CONCORDE Filmverleih, Mel Gibson (l.) mit dem heimlichen Star des Films "Der Biber"
TV SPIELFILM Jodie, warum hat es nach "Familienfest und andere Schwierigkeiten" fast fünfzehn Jahre gedauert, bis zur nächsten Regie?

JODIE FOSTER
Ganz einfach: Ich habe kein Filmprojekt gefunden, das mich überzeugt hätte.

Und was war hier anders?

JODIE FOSTER
Mein Agent gab mir das Drehbuch, da war aber noch ein anderer Regisseur involviert. Im Grunde habe ich gesagt, man solle mich informieren, falls sich da etwas ändert.

Wieso die Begeisterung für dieses Drehbuch?

JODIE FOSTER
Das passiert bei mir eher im Unterbewusstsein. Manchmal spricht mich eine Story an, weil sie im Grunde meine eigene Geschichte ist, jede Figur ein Teil von mir selbst. Als ich das Drehbuch zu "Der Biber" las, wurde mir gleich klar, dass Walter und Meredith Seiten von mir sind, sogar Porter, der älteste Sohn.
Foto: CONCORDE Filmverleih, Jodie Foster, die Regisseurin: Am Set zwischen ihren Co-Stars Jennifer Lawrence und Anton Yelchin
Psychologische Charakterstudien scheinen Sie anzuziehen. Warum?

JODIE FOSTER
Ich mag am liebsten Komödien mit dramatischem Einschlag und realem Hintergrund, ich würde nie eine reine Komödie machen wollen. Sicher, dieser Film ist als Komödie konzipiert, weil Walter da etwas in der Hand hat, was eine eigene Persönlichkeit besitzt.

Gutes Stichwort: Mel, sind Sie in diesem Film nicht eher ein Puppenspieler?

MEL GIBSON
Nun, für mich war die Herausforderung, das, was ich in der Hand habe, zum Leben zu erwecken. Wo hört man selbst auf, und wo übernimmt dieses Stofftier? Ich habe mich gefühlt, als hätte ich zwei Charaktere zu spielen, und es gab Momente, da dachte ich, es zerreißt mich innerlich. Was das Puppenspielen betrifft: Ich musste einige Koordinationsübungen durchstehen. Und da es eine Linkshänderpuppe ist und ich Rechtshänder bin, war das überraschend anstrengend.

Wie zeigte sich das?

MEL GIBSON
Ein paar Mal musste ich tatsächlich unterbrechen und mir die Hand massieren lassen, weil es so schmerzhaft war.

Hat Sie das denn vielleicht auch künstlerisch befreit?

MEL GIBSON
Wenn Walter die Puppe trägt, kann er sagen und tun, was er will. Das ist gefährlich, denn das funktioniert auch hinter der Kamera. Glauben Sie mir, ich hab ziemlich schrägen Mist erzählt! (lacht) Ich musste die Grenze finden, an der es noch glaubwürdig ist und nicht völlig albern wirkt.
Foto: Filmverleih/WARNER, "Maverick", 1994: Foster und Gibson (l.) mit Co-Star James Garner
Sie sind selbst Regisseur. War es schwer, Jodie die Regie zu überlassen?

MEL GIBSON
Nein, gar nicht. Ich würde mich niemals einmischen, ich vertraue ihr.

JODIE FOSTER Als Regisseur dient man der Gesamtvision. Das Großartige an Mel ist seine Spontanität. Er versteht seine Charaktere voll und ganz und weiß, wann man richtig liegt. Ich muss diese Momente nur einfangen. Wir verstehen uns fast blind.

Hat Mel sich verändert seit Ihrer ersten Zusammenarbeit bei "Maverick" damals?

JODIE FOSTER
Wir haben uns seitdem immer besser kennengelernt. Ich mag seine dunklen Seiten. Und ich brauchte sie, um einen Film über einen Selbstmordgefährdeten machen zu können, der zwischen Leben und Tod steht - das ist eine schwere Bürde.

MEL GIBSON Dieser Typ lebt in einer anderen Realität und kann sich nur noch durch diese räudige Handpuppe ausdrücken.

JODIE FOSTER Aber er will weiterleben, und das kann er nur so. Dies ist sein Weg, damit zurechtzukommen.

Interview: Scott Orlin