Christiane Paul will mehr. Oder doch Meer? Im Krimi "Ostfriesenkiller" bekommt sie beides: eine neue schauspielerische Erfahrung als Kommissarin Ann Kathrin und ebenfalls den salzigen Duft der Nordsee in der Nase. Klingt harmonisch, der Film selbst ist aber alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen. In der Verfilmung des Bestsellers von Klaus-Peter Wolf wird geflucht, gemordet und getrauert. Die Protagonisten werden von ihren Liebsten betrogen und von Freunden verstoßen.
Newcomerin Svenja Jung kann ein Lied davon singen. Sie spielt im Film das geistig behinderte Mädchen Sylvia, das in dieser harschen Umgebung völlig verloren wirkt. Sich da noch einen Funken Hoffnung zu erspielen ist wohl für Paul und Jung die interessanteste Herausforderung. Wir sprachen mit beiden über Heimatgefühle und gebrochene Helden.
Ostfriesenkiller: Samstag, 01.04. im ZDF
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Newcomerin Svenja Jung kann ein Lied davon singen. Sie spielt im Film das geistig behinderte Mädchen Sylvia, das in dieser harschen Umgebung völlig verloren wirkt. Sich da noch einen Funken Hoffnung zu erspielen ist wohl für Paul und Jung die interessanteste Herausforderung. Wir sprachen mit beiden über Heimatgefühle und gebrochene Helden.
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Frau Paul, Ihre Figur Ann Kathrin kommt eigentlich aus Gelsenkirchen und zieht in den Norden. Sie selbst sind Berlinerin. Ziemlich kompliziert.
Christiane Paul: Gut, dass Sie das ansprechen. Der Autor des Romans, Klaus-Peter Wolf, kommt aus dem Ruhrgebiet, und Ann Kathrin ist vielleicht so etwas wie sein Alter Ego. Wie die Figur ist auch er nach Ostfriesland gezogen. Klaus-Peter Wolf liebt Ostfriesland. Seine Krimis sind ein bisschen wie eine Hymne auf diese Gegend und ihre Menschen. Für mich war es gar nicht so leicht, eine Figur zu spielen, die dort oben heimisch ist. Entscheidend für mich bei der Rollenannäherung war die Frage, wie es ist, dort oben im Norden zu leben. Ich bin einige Zeit vor dem Dreh hingefahren, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Ich wollte ein Gefühl für die Gegend, die Landschaft und die Menschen bekommen. Das Leben in Ostfriesland ist natürlich anders als in Berlin. Alles ist etwas langsamer und kleiner, einfach anders.
Was macht die Kommissarin Ann Kathrin, die Sie spielen, besonders?
Vielleicht ihre Normalität. Sie ist eine alltägliche Frau, eine, die sich manchmal in ihrem Körper nicht wohlfühlt und Probleme im Familienleben, mit ihrem Mann hat. Sie behakelt sich mit Kollegen bei der Arbeit. Alles Dinge, die man kennt.
Ist das noch tough genug für die Mordkommission?
Na ja, sie hat jetzt kein schweres Drogenproblem. Wir haben alle unsere seelischen Belastungen und können trotzdem in unserem Beruf funktionieren. Der Beruf verlangt uns meist eine Funktionalität ab, mit der wir dann aber im Privatleben nicht wirklich weiterkommen.
In der Film- und Fernsehbranche liegen solche gebrochenen Charaktere im Trend.
Ich habe mich bei der Vorbereitung mit Kommissaren in Berlin und auch in Ostfriesland getroffen, um meine Figur mit der Realität abzugleichen. Dann hört man schon Zweifel darüber, ob diese fiktiven Kollegen mit den Alkoholproblemen und den unheilbaren Krebsgeschwüren im wahren Leben möglich wären. Dennoch denke ich, jeder hat seine Schattenseiten. Und das ist natürlich spannend. Man muss einfach schauen, wie man das wohldosiert in eine Figur einbaut. Mit Ann Kathrin haben wir versucht, eine gewisse Realitätsnähe zu wahren, ihr aber gleichzeitig etwas Heldenhaftes, etwas Besonderes zu verleihen. So hat sie zum Beispiel Visionen von Menschen, die sie bei der Ermittlung befragt, die eine spezielle Emotionalität erzeugen und so ihren sehr eigenen Blick auf die Menschen widerspiegeln.
Krimifan, Frau Jung?
Svenja Jung: Ja, eigentlich schon. Ich mag die Dan-Brown-Verfilmungen sehr gern, also "Sakrileg" oder "Illuminati". Obwohl da natürlich immer die Frage ist, ob das tatsächlich reine Krimis sind. Speziell im deutschen Raum gefällt mir der "Tatort".
Christiane Paul erwähnte, dass sie sich als Stadtkind erst an das etwas langsamere Ostfriesland gewöhnen musste. Wie ging es Ihnen?
Ich bin ja ein Dorfkind, aber Ostfriesland ist für mich echt schon wieder ein großes Dorf. Die hatten da Cafés, das gibt es bei uns im Westerwald gar nicht. Die Nähe zum Meer mochte ich auch sehr. Ich musste mich also daran nicht gewöhnen. Das war ein bisschen wie zu Hause, nur eben am Meer. (lacht)
Sie spielen das geistig behinderte Mädchen Sylvia Kleine. Wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor?
Eine Bekannte arbeitet in einer Behindertenwerkstatt, und die durfte ich begleiten. Ich habe dort mitgeholfen und mich mit ganz vielen Leuten unterhalten. Man bekommt erst dann eine Ahnung davon, was es heißt, eine geistige Behinderung zu haben. Ein wichtiger Aspekt, den ich mitgenommen habe, ist, dass es nicht die eine Behinderung gibt. Die Menschen in der Werkstatt waren ganz verschieden, und jeder hat seine eigene Art. Ich hatte nicht den Zwang, die Behinderte zu spielen. Das hat mir geholfen, viel freier an die Rolle heranzutreten.
Eine Rolle wie diese ist doch immer eine Gratwanderung.
Total. Ich hatte großen Respekt davor, eine geistig behinderte Person zu spielen. Das ist tatsächlich ein Minenfeld. Sylvia muss glaubhaft erscheinen, aber man darf auf gar keinen Fall "drüber" spielen. Für eine Schauspielerin ist das natürlich eine große Chance, eine große Herausforderung. Nicht nur wegen der Rolle an sich, sondern auch weil man sich in dem Beruf mit Dingen auseinandersetzen kann, die einem vorher völlig fremd waren. Ich war vorher noch nie in einer Behindertenwerkstatt. Ich habe eine Nachbarin mit Trisomie, aber ansonsten war mir das Thema fremd.
Wäre die Rolle der Kommissarin auch etwas für Sie?
Oh ja! (lacht) Ich würde gern mal eine Kommissarin spielen. Ich hoffe die ganze Zeit, dass mich jemand fragt. Vielleicht kommt das noch. Was Christiane gespielt hat, fand ich zum Beispiel sehr interessant. Das ist ein sehr vielschichtiger Charakter. Ich könnte mir aber auch sehr gut etwas mit noch mehr Actionszenen vorstellen.
Autor: Maximilian Fischer
Autor: Maximilian Fischer