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Elton TV-Shows

Elton: Der Normalo für die Masse

Raab und Elton
Dick und Clever Raab und Elton stellten über Jahre hinweg ein unzertrennliches Enterainment-Duo bei ProSieben. Wobei Elton als ewiger ProSieben-Showpraktikant für allerlei Schandtaten missbraucht wurde. Unvergessen ist wohl das gemeinsame "TV Total Turmspringen" von 2010, bei dem Elton mit einem Salto rückwärts aus fünf Metern mit dem Gesicht auf das Wasser klatschte. Imago

Mit "TV total" begann Eltons Fernsehkarriere im Schatten von Moderator Stefan Raab. Doch als pummelige Randerscheinung wurde er stets mehr belächelt, denn gefeiert. Mittlerweile moderiert er vor Millionenpublikum - alleine. Eine Annäherung an ein sonderbares Fernsehgewächs.

Selten musste sich jemand auf Kosten flacher Gags dermaßen veräppeln lassen. Selten mischten sich gleichzeitig so viel Mitleid und Spott in die Wahrnehmung einer öffentlichen Person im Fernsehen. Auch Elton selbst dürfte mit gemischten Gefühlen auf seine Zeit bei "TV total" zurückblicken. Ihm wird klar sein, welche unverhoffte Aufmerksamkeit ihm durch das ulkige Kasperletheater bei ProSieben über all die Jahre zuteil wurde. Doch wenn er sich beispielsweise an "Raab in Gefahr" erinnert, wie er sich nackt vor Publikum einer sichtlich schmerzhaften Enthaarung unterziehen musste, wird er nicht gerade in Wehmut versinken. Er wird froh sein, dass die Sperenzchen auf seine Kosten einer vergangenen Raab-Ära angehören.

Elton begab sich vom 6. Februar 2001 bis zur Einstellung von "TV total" im Dezember 2015 in eine Fernsehsystematik, die so alt wie erfolgreich ist. In das Prinzip des ungleichen Duos. In amerikanischen Late-Night-Shows kultivierte sich dafür der Begriff des "Sidekicks". In der Regel sitzen oder stehen diese im Studio des Moderators und sind ständige Anspielstation für Humorbälle aller Art, die, im Idealfall, hin und her geworfen werden können und das Publikum in Heiterkeit versetzen.
Elton ist weder klassischer Sidekick noch Moderator
Doch Elton entspricht diesem Bild nur sehr rudimentär. Sein karikatureskes Erscheinungsbild scheint ideal, allerdings fehlt es ihm an Schlagfertigkeit und eigenem Witz. William Cohen aus der Late-Night-Show "Neo Magazin Royale" mit Jan Böhmermann durfte die gleiche Erfahrung machen. Mit seiner unverkennbar tiefen Erzählerstimme eignet er sich ideal für Einspieler. Für einen Sidekick hingegen ist er zu eindimensional, seine Einwürfe sind zu erwartbar. Er wurde durch den Autor Ralf Kabelka, abgeworben aus der "heute-show", ersetzt.

Nur in Kombination mit dem Partner auf Dauer lustig zu sein, kennt der 45-jährige Elton zu gut. Mit der Comedyshow "Elton vs. Simon" gewann er zweimal den Comedypreis. Die Show funktionierte mithilfe eines identischen Grundprinzips: Ein ungleiches Duo duelliert sich, bohrt in den Wunden des jeweils anderen und feixt herzhaft über die Verfehlungen des Gegenübers. Selbst in der Quizshow "Wer weiß denn sowas" (Sa, 20.15 Uhr, Das Erste) gelingt es, lustige Momente zu erzeugen. Allerdings nur, wenn Elton und Bernhard Hoëcker sich die Bälle zuspielen oder die Gäste zu launigen Gags einladen.
Ein Mann wie jeder Andere
Alexander Duszat, so Eltons bürgerlicher Name, ist ein seltsames Fernsehgewächs. Manchmal unterirdisch, des Öfteren in voller Blüte, doch in der Regel einfach nur eine gut genährte Randerscheinung. "Schlag den Raab" moderiert er ohne Manierismen, ohne bissige Seitenhiebe, ohne Feuer. Er ist einfach da und quasselt. Und das nicht mal schlecht, denn um ihn herum sind zwei erbitterte Rivalen, die sich nichts schenken, aber dafür mal gegenseitig einen einschenken, wenn es die Situation hergibt. Elton kann das begleiten. Zurückgenommen, unaufgeregt, beobachtend.

Der in einem 10.000-Seelen-Kaff nahe Hamburg aufgewachsene Moderator ist vor allem dann wirklich stark, wenn es um ganz normale Sachen geht. Wenn er Aufgaben oder bestimmte Regeln erklären soll. Oder wenn er mit Gästen ein "ganz normales Gespräch" führt. Dabei ist er stets glaubwürdig und zuverlässig. Er ist "Der kleine Mann" des Unterhaltungsfernsehens. Mit seiner unverstellten Art schafft er es, dass sich der Otto-Normal-Bürger aus Buxtehude dem Fernsehen nah fühlt, dass er sich beim Zuschauen mit dem Gezeigten identifizieren kann. Elton projiziert mit seiner Erscheinung ein Alltagsbild auf die Flimmerkisten der Republik, das ausdrückt: "Wir hier im Fernsehen haben Laster wie jeder Andere und ja, wir kochen auch nur mit Wasser. Und oft genug fetthaltig und ungesund!"

'Normal' ist jedoch nicht gleich 'Durchschnitt'. Elton liegt mit seiner schlichten und unverblümten Art irgendwo dazwischen. Sein Überhangmandat in Bauchregion macht ihn zu einer Couchpotato, die im Fernsehen läuft, statt drauf zu starren. Die Masse mag das. Zwar würden wahrscheinlich nur die Wenigsten sagen, dass sie großer Fan von Elton sind. Aber mindestens genauso wenig haben etwas gegen ihn. Er schafft es, nicht zu polarisieren, ohne dabei glatt zu wirken.

Und genau das ist Eltons Geheimnis: Er ist ein angenehmer Fernsehvermittler, der sich dem Publikum nicht aufdrängt und einfach nur Programm macht.

Autor: Steven Sowa