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Die Menschen unter den Kostümen

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Kenny Baker am Set 20th Century Fox

Sie spielten das "Alien", "Alf" und "E.T." und blieben doch völlig unbekannt. Die unbesungenen Helden in den Kostümen berühmter Filmfiguren.

Jeder kennt die Figuren, die sie verkörpert haben, doch kaum jemand kennt ihre Namen und wohl keiner ihr Gesicht: Schauspieler, die sich in Ganzkörperkostüme zwangen, um Monster, Roboter und andere fantastische Kreaturen darzustellen.

Um die Illusion nicht zu zerstören, machen die Marketingabteilungen der Film nur selten darauf aufmerksam, dass überhaupt ein Mensch hinter der Maske steckt, die Namen werden noch seltener bekannt gemacht. Steven Spielberg soll nach den Dreharbeiten zu "E.T." den drei Darstellern, die sich im Kostüm des Alien abwechselten, untersagt haben, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Doch hinter den Masken gibt es interessante und tragische Geschichten, die erzählt werden wollen.
Foto: Verleih
Haruo Nakajima und Katsumi Tetsuka (Godzilla)
Foto: Getty Images
Bevor in den späteren Filmen und in den amerikanischen Remakes virtuelle Riesenechsen ihr Unwesen trieben, stapften in den frühen japanischen Monsterklassikern erwachsene Männer in Gummianzügen durch die Botanik. Haruo Nakajima und Katsumi Tetsuka teilten sich im Ur-Godzilla von 1954 den Part des atomverseuchten Riesenviehs. Die beiden spezialisierten sich auf Monster und schlüpften noch in die Hüllen von anderen japanischen Ungeheuern (Rodan, Moguera). Nakajima starb am 7. August 2017 mit 88, Tetsuka wird am 31. August 105 Jahre alt!
Michu Meszaros (Alf)
Foto: Sender, Michu Meszaros als Alf
Am 12. Juni 2016 starb Michu Meszaros in Los Angeles im Alter von 76 Jahren, sein Manager startete eine Crowdfunding-Kampagne, um seine Beerdigung zahlen zu können. Die wenigsten wissen, das Alf überhaupt von einem Menschen gespielt wurde. Meistens wurde der Außerirdische auch von einem Puppenspieler gelenkt, wenn der Katzenliebhaber aber in ganzer Größe zu sehen war schlüpfte der 84 Zentimeter große Meszaros in das Kostüm. Der Ungar stammt aus einer Familie von kleinwüchsigen Theaterschauspielern und tourte mit einem Zirkus durch Osteuropa. Meszaros drehte außerdem Werbespots mit Michael Jackson, mit dem er eng befreundet war, und trat in Horrorfilmen auf.
Foto: dpa, Michu Meszaros (l.) mit Michael Jackson
Bolaji Badejo (Alien)
Foto: Verleih
Ridley Scott wollte für seinen bahnbrechenden Science-Fiction-Horror eigentlich einen Basketballer in HR Gigers Alienkostüm stecken. Castingagent Peter Archer sah dann aber Bolaji Badejo in einem Pub und sprach ihn an. Der nigerianische Kunststudent mit dem Gardemaß von 2,08 Metern sagte zu und spielte einen der bekanntesten Titelhelden der Filmgeschichte, ohne dafür Ruhm zu ernten. "Alien" blieb jedoch sein einziger Film. 1992 starb Badejo mit 39 Jahren an Sichelzellenanämie.
Foto: Universal Pictures
Tamara De Treaux (E.T.)
Foto: Getty Images
Eigentlich wollte Steven Spielberg geheimhalten, wer sich im Inneren seines knuffigen Außerirdischen verbirbt. So sollte der Zauber gewahrt bleiben. In den Credits werden die Darsteller (zwei kleinwüchsige Personen und ein Mann ohne Beine) nur ganz hinten versteckt genannt. Doch Tamara De Treaux wollte dass nicht mitmachen, sie ging an die Öffentlichkeit. Doch Erfolg im Filmgeschäft blieb ihr verwehrt, nach E.T. drehte sie nur eine Handvoll billiger Horrorfilme. 1990 starb sie mit nur 31 Jahren an Herzversagen. Ihr Freund, der bekannte Schriftsteller Armistad Maupin verewigte sie in seiner Kurzgeschichte "Die Kleine".
Die gesichtslosen Stars von "Star Wars"
Foto: 20th Century Fox
Foto: 20th Century Fox, Kenny Baker am Set
Unter "Star Wars"-Fans genießt der Darsteller des R2-D2 natürlich Kultstatus, den wenigsten Normalzuschauern dürfte aber bewusst sein, dass im blinkenden Blechkasten ein Mensch steckt. Der
1,12 Meter kleine Kenny Baker (1934-2016) spielte im dritten Teil der Originalreihe, "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", außerdem noch einen der puscheligen Ewoks und 1981 in "Time Bandits" von Terry Gilliam einen Zwerg. Auch in R2-D2s humanoidem Roboterkumpel C3PO steckt natürlich ein Schauspieler, der heute 71-jährige Anthony Daniels.
Foto: Getty Images, Petr Mayhew
Übergroße Füße zu haben kann beim Schuhekaufen ärgerlich sein, einem aber auch eine Filmkarriere beschaffen. Die Macher von "Sindbad und das Auge des Tigers" (1977) entdeckten in einem Artikel über Männer mit großen Füßen den 2,21 Meter großen Krankenpfleger Peter Mayhew und besetzten ihn als Minotaurus. Im selben Jahr bekam er auch die Rolle, die ihn bekannt machen sollte: Der Wookie Chewbacca, den Mayhew bis heute spielt. Eigentlich sollte David Prowse den Wookie geben, der Bodybuilder wollte aber lieber den bösen Darth Vader spielen. Die Stimme des röchelnden Superschurken stammt aber nicht von Prowse, sondern vom Theaterschauspieler James Earl Jones.
Foto: Senator Film, Doug Jones in "Pans Labyrinth"
Doug Jones (Pans Labyrinth u.a.)
Foto: Getty Images, Doug Jones mit seinem Pan-Ebenbild
Er ist die Muse von Fantasy-Spezialist Guillermo del Toro und der Mann für übermenschliche Aufgaben: In "Hellboy" spielt er das Amphibienwesen Abe Sapien, in "Pans Labyrinth" die Titelfigur und die Kreatur mit den Augenhänden. Der gelernte Schlangenmensch spielte schon in "Batmans Rückkehr" und "Hocus Pocus" Charaktere, für die Normalschauspieler nicht beweglich genug sind. Da er nur selten ohne Maske dreht, ist sein wahres Gesicht noch relativ unbekannt.
Aus seiner Krankheit hat er das Beste gemacht. Der Spanier leidet am Marfan-Syndrom, die Betroffenen sind extrem dünn und groß, mit langen, stark dehnbaren Gliedmaßen. Obwohl er durch seine Krankheit Atembeschwerden hat, stürzt er sich mit vollem Körpereinsatz in seine (Horror-)Rollen: "[Rec]", "Crimson Peak", "Conjuring 2", "Mama" (Probenaufnahmen im Video). Bald ist er in der Stephen-King-Verfilmung "Es" zu sehen und verkörpert demnächst eine Figur, die wie für ihn gemacht ist: Die moderne Sagengestalt Slenderman.

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Autor: Sebastian Milpetz