Zu schön um wahr zu sein
Verwundert rieb man sich vor dem Fernseher die Augen. Ist es wirklich wahr? 5:0 gegen Brasilien in einem WM-Halbfinale in Brasilien - nach nur 30 Minuten? "Die Zahl, die da oben eingeblendet ist, die stimmt", erklärte ZDF-Kommentator Béla Réthy den links oben im Bild aufgeführten Zwischenstand: BRA 0-5 GER. Es ist es also doch kein Traum, sondern ein Ereignis für die Geschichtsbücher. "Womit vergleicht man diesen Sieg", fragte Réthy, und das erste, was einem - groß genug - in den Sinn kam, war: die Mondlandung. Das zweite: Ist die Mondlandung nicht in Wahrheit ein großer Schwindel gewesen?
Wissenschaftler und Autoren haben ihre Recherchen aufgenommen, um den Nachweis zu erbringen, dass die Weltbevölkerung getäuscht worden ist. 7:1 gegen Brasilien? Das ist einfach unmöglich! Warum wehten die Fifa-Fahnen nicht im Wind? Laut Wetterbericht gab es gestern Abend heftige Böen in Belo Horizonte. Sollte das Stadion etwa in einem gigantischen Filmstudio nachgebaut worden sein? Wer genau hinschaut, erkennt den faschen Schattenwurf der Spieler und des Schiedsrichters. Das kann nur daran liegen, dass nicht in der Sonne gespielt worden ist, sondern unter riesigen Scheinwerfern. Spieler, Trainer, Betreuer, Kulissenschieber und die bezahlten Zuschauer, sie alle sind zum Stillschweigen verpflichtet.
Und dann diese Bilder von weinenden brasilianischen Frauen und Kindern im Stadion - alles Lüge! Sie wurden in der Eröffnungspartie Brasilien gegen Kroatien aufgenommen, nach dem Tor von Ivan Perišić für die Gäste. Bedauerlicherweise sind alle Aufzeichnungen des Spiels vernichtet worden, was die Beweisführung beträchtlich erschwert. Trotzdem besteht überhaupt kein Zweifel daran: Die alten Szenen wurden ins Weltbild hineingeschnitten!
Weiteres Indiz: Hatte es in einem ZDF-Vorbericht wenige Minuten vor dem Anpfiff nicht geheißen, die Deutschen spielten jetzt Ergebnis- statt Erlebnisfußball? Ihr Metier sei der "italienische Ergebnisminimalismus"? Na also. Und als Katrin Müller-Hohenstein den ehemaligen deutschen Nationalspieler Cacau mit den Worten vorstellte, der auf dem Platz Helmut gerufene Ex-Kicker sei "gebürtiger Brasilianer mit deutschen Wurzeln", da dämmerte es aufmerksamen Zuschauern: Hier stimmt irgendetwas nicht.
Auch Nachrichtenmann Claus Kleber scheint in die Verschwörung eingeweiht zu. "Ist beinahe unheimlich dieser Sieg", sagte er in der Halbzeitpause im "heute journal" - und korrigierte sich umgehend: "...dieser Sieg, dieses Spiel". Woher wusste er, dass die Deutschen den Platz als Sieger verlassen werden? "Man wünscht sich etwas, was den Schmerz der Brasilianer ein bisschen lindert", sagte Kleber. Zuerst widersprach man heftig: Wieso? Nein, keine Gnade, noch fünf Stück! Doch dann verstand man: Es war die geheime Ankündigung des Gegentreffers zum 1:7.
Wer hinter diesem unglaublichen Betrug steckt? Die Fifa vermutlich. Sie demonstriert auf schändliche Weise ihre Macht gegenüber den protestierenden Fußballfans aus Brasilien, die den Weltverband zur Hölle wünschen ("Fifa go to Hell!"). Und sie lenkt - ein zweites Motiv - von den aktuellen Problemen im Ausrichterland Katar ab, wo Arbeiter wie Sklaven gehalten werden und schon Hunderte beim Stadionbau ums Leben kamen.
Welche Rolle Réthy in diesem Komplott spielt, ist noch offen. Der ZDF-Fernsehrat wird sich in einer seiner nächsten Sitzungen der Frage annehmen. Beobachter gehen davon aus, dass dabei nichts Klärendes herauskommt. Es sind Gerüchte im Umlauf, Réthy habe sich dem Widerstand angeschlossen. Er könne Beweise vorlegen, wonach nicht nur diese WM verschoben worden ist. So klingen seine Lobesworte an den Trainer Joachim Löw kurz vor dem Schlusspfiff im Nachhinein wie eine geheime Botschaft: "Herberger, Schön, Beckenbauer, man darf ja mal anfangen zu träumen."
Helmut Monkenbusch