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"Get the F*ck out of my House": Krasser als Big Brother?

Get the F*ck out of my House: Krasser als Big Brother?
Die Moderatoren: Jana Kilka und Thore Schölermann Imago

Neue Realityshow, altes Muster: Vier Wochen lang hausen Dutzende Menschen auf engstem Raum. Das ist weniger krawallig, als zu erwarten war.

Container haben Konjunktur. Die 2013 gestartete Wiederbelebung von "Big Brother" in einer Promivariante war für Sat.1 ein Überraschungserfolg. Nun versucht der Schwestersender Pro Sieben mit einer weiteren Variation des Realityklassikers seine Zuschauer abzuholen.

In "Get the F*ck out of my House" zwängen sich 100 Menschen in ein Haus von 116 Qua­dratmetern, das eigentlich für vier Personen gedacht war. Es gibt ein Klo, eine Dusche und insgesamt vier Betten - für alle. Ein "Hauschef" muss stetig Rauswurfkan­didaten bestimmen, man kann natürlich auch jederzeit freiwillig gehen. Wer es bis zuletzt aushält, gewinnt 100 000 Euro. Kontakt zu den Teilnehmern halten die Moderatoren Thore Schölermann und Lebensgefährtin Jana Kilka, die auch für spitzzüngige Kommentare aus dem Off sorgen.

Harte Zeiten für Pro Sieben

Nachdem die hundert drin und die Regeln erklärt sind, stehen die Moderatoren vor dem Haus, brüllen "Get the fuck out of my house", mit Echoeffekt und nach oben schnellender Kamera - eins zu eins wie im Dschungelcamp. Aber es ist nur ein Gag. Die beiden brechen ab, sagen es noch mal ordentlich und machen so zwischen den Zeilen deutlich: Hier werden kleinere Brötchen gebacken als im australischen Busch.

ProSiebenSat.1 hat wirtschaftlich bessere Zeiten gesehen, die Werbeeinnahmen schwinden, und dass der scheidende Senderchef Thomas Ebeling Teile seines ­Publikums in einer unbedachten Ä­ußerung als "ein bisschen fettleibig, ein bisschen arm" be­zeichnet hat, half wenig. Die Programmmacher des börsennotierten Medienkonzerns müssen das Kunststück vollbringen, mit Minibudgets maximal aufregendes Fernsehen zu machen. Joko und Klaas um die Welt zu schicken, kann man sich nur wenige Male im Jahr erlauben.

"Get the F*ck..." ist nicht live, weil das Geld spart und in den Ergebnissen berechenbarer ist. Es gibt kein Zuschauerbeteiligungselement, die Kandidaten kommen von einer Castingagentur, viele haben Fernseherfahrung und ein gewisses Selbstdarstellungsbedürfnis. Teilnehmer Henri Tänzer, Fernfahrer aus Strehla, hat für die Teilnahme seinen Jahresurlaub geopfert und dreizehn Kilo verloren. Das Essen ist rationiert.
Gewundert hat ihn, "wie schnell man zusammenwächst".

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Nicht auf Krawall gebürstet

Tatsächlich ist die große Emotionalität der Sendung überraschend. Die Spiele sind schlicht, die Entbehrungen eigentlich überschaubar, das Klassenfahrtgefühl ist trotzdem stark. Teilnehmer, die sich erst 48 Stunden zuvor kennen­gelernt haben, liegen sich beim Abschied weinend in den Armen. Auch eine mit einfachsten Mitteln inszenierte "Notsituation" schweißt offenbar zusammen und weckt Gefühle.

Zu essen gibt es zunächst nur eine sehr überschaubare Menge Kartoffeln und Äpfel. Über Spiele wie Torwandschießen oder Kartenschnippen kann sich die Grup­pe ein Taschengeld für eine bessere Küche erwirtschaften. Nach zwei Tagen Kartoffeln darf sich jeder ein halbes Brötchen mit Käse abholen, dazu ein paar Krümel Rührei. "Essen ist so toll. Danke, Gott!", sagt eine, ein anderer: "Ich habe mich im Leben noch nie so über ein Brötchen gefreut, Geschmacksorgasmus!" Er meint das ernst. Auch wenn es einzelne Spitzen in Daily-Talk-Lautstärke gibt, der Fokus des Formats liegt erkennbar nicht auf Krawall, sondern darauf, wie sich die Gruppe organisiert. Die große Harmonie führt allerdings auch dazu, dass Nicht-Ereignisse wie das Verschwinden eines Sockenpaars von der Kamera minutenlang abgemolken werden.

Das niederländische Original, das mehr Zoff bot, fiel gnadenlos durch. Mal sehen, ob Pro Sieben mit seiner Love-Version mehr Glück hat.