Als Mickey Rourke in den 1980ern zum Star wurde, war er in Hollywood ein Außenseiter. Damals eroberten Frauenschwärme wie Tom Cruise oder Patrick Swayze die Leinwände, während Rourke immer ein abgründiges, markantes Äußeres nachgesagt wurde. Seine nuschelnde Stimme und sein harter Charme sorgten schnell dafür, dass er oft mit Marlon Brando verglichen wurde. Ein Vergleich, dem er sich als würdig bewies: Neben Robert De Niro war Rourke in den Augen vieler Experten der bedeutendste Charakterdarsteller des Jahrzehnts.

Als harter Kerl mit weichem Kern erarbeitete er sich einen Platz im Schauspiel-Olymp und kratzte dann stark an diesem Vermächtnis. In den 90er Jahren legte er einen der spektakulärsten Abstürze Hollywoods hin, seit dem folgen immer wieder neue Comebacks, die er aber nie für sich nutzen konnte. Man darf also fragen: Was macht Mickey Rourke heute?

"9 ½ Wochen" & "Angel Heart": Aufstieg in den 80er Jahren

MGM/UA Entertainment Co.

Mit "9 1/2 Wochen" wurde Mickey Rourke vom Star zur Skandalnudel.

Schon als Jugendlicher trainierte Rourke an Boxschulen und stieg in den Ring, träume aber von einer Schauspielkarriere. 1975 gelang ihm in New York die Aufnahme am Actors Studio, wo vor ihm u.a. Marlon Brando, Robert De Niro und Steve McQueen ausgebildet wurden. Entdeckt hat ihn jedoch Steven Spielberg – der Meister-Regisseur besetzte ihn für eine kleine Rolle in seiner Kriegsfilm-Persiflage "1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood?". Kurz darauf folgte sein Durchbruch, als er 1982 in der Komödie "American Diner" das Publikum begeisterte und nur ein Jahr später unter der Regie von Francis Ford Coppola seine erste Hauptrolle im gefeierten Drama "Rumble Fish" spielte. Von nun an galt er als Ausnahmetalent.

Insbesondere drei Filme prägten seine Karriere in den 1980ern: Unter Star-Regisseur Michael Cimino spielte er 1985 einen rassistischen Polizistien im Thriller-Meisterwerk "Im Jahr des Drachen". Im darauffolgenden Jahr war er an der Seite von Kim Basinger der Star des skandalösen Erotikfilms "9 ½ Wochen", in dem für damalige Zeit erstaunlich explizit Sex mit sadomasochistischen Elementen gezeigt wurde. Nochmal ein Jahr später brillierte er neben Robert De Niro im okkulten, blutrünstigen Thriller "Angel Heart", der zu einem der wichtigsten 80er-Kultfilme wurde. Besonderes Lob erhielt er außerdem für den Dramafilm "Barfly", in dem er einen alkoholsüchtigen Autoren spielte.

Absage an "Pulp Fiction": Absturz in den 90er Jahren

1990 begann der rasante Absturz von Rourke: Erneut übernahm er die Hauptrolle in einem Thriller von Michael Cimino. Gemeinsam mit Anthony Hopkins spielte er in "24 Stunden in seiner Gewalt" einen Polizistenmörder auf der Flucht. Der Film wurde von Kritikern zerrissen und floppte kolossal an den Kinokassen. Rourke wähnte seine Karriere damit als gescheitert und beschloss, Profi-Boxer zu werden. Er bestritt jedoch nur acht Kämpfe, in denen er sich zahlreiche Verletzungen zuzog, so brach er sich u.a. die Nase, eine Zehe und mehrere Rippen. Er litt nach einem Kampf sogar für kurze Zeit an Gedächtnisverlust. 1993 bekam er von Regisseur Quentin Tarantino das Angebot, den Boxer Butch Coolidge in "Pulp Fiction" zu verkörpern. Rourke aber lehnte ab. Der Film wurde ein gigantischer Erfolg, jetzt mit Bruce Willis in der Rolle. 1994 zeigte ihn zudem seine damalige Ehefrau Carré Otis wegen Häuslicher Gewalt an, verweigerte dann aber vor Gericht die Aussage.

Mitte der 90er kehrte Rourke dennoch auf die große Leinwand zurück, galt jedoch seiner ruppigen Art wegen als aufsässig und musste sich so mit Nebenrollen begnügen. Zu seinen wenigen größeren Parts zählten die Romanadaption "Der Regenmacher" von Francis Ford Coppola und der von Tony Scott inszenierte gewaltvolle Adrenalintrip "Mann unter Feuer".

Oscar-Nominierung und Marvel-Bösewicht: Comeback-Versuche

20th Century Fox

Seine einzige Oscar-Nominierung erhielt Mickey Rourke für "The Wrestler".

Erst 2005 gelang ihm sein erstes Comeback, als er in der Comic-Verfilmung "Sin City" von Robert Rodriguez eine der Hauptrollen angeboten bekam. Rodriguez hatte ihn schon zuvor für eine Nebenrolle im Actionkult "Irgendwann in Mexiko" besetzt. In "Sin City" überzeugte Rourke als Verbrecher Marv, der den Tod seiner Prostituierten-Freundin Goldie rächen will. Parallel spielte er im selben Jahr erneut unter der Regie von Tony Scott einen Kopfgeldjäger in "Domino". Obwohl der Film mit Keira Knightley in der Titelrolle floppte, wurde insbesondere Rourke für sein Schauspiel gelobt. 2008 schien Rourke wieder gänzlich in die A-Liga aufgestiegen zu sein: Darren Aronofsky besetzte ihn für sein Sportdrama "The Wrestler", in dem Rourke einen Star der 80er spielte, der in den 90ern hart abstürzte und versucht, sich zurückzukämpfen. Die Ironie erkannten viele. Der Film wurde mit Preisen überschüttet, Rourke in höchsten Tönen gelobt. Zum bislang einzigen Mal wurde er für "The Wrestler" für einen Oscar nominiert, in der Kategorie 'Bester Hauptdarsteller'.

Seinen neuen Ruhm nutzte er, um größere Rollen anzunehmen, so spielte er kurz darauf den Comic-Schurken Whiplash im Marvel-Blockbuster "Iron Man 2", übernahm einen emotionalen Part im Altherren-Actionvehikel "The Expendables" und spielte den grausamen König Hyperion im Fantasy-Epos "Krieg der Götter". Doch danach hörte man nur noch wenig von ihm, weitere Rollenangebote blieben aus. Der einzig bekannte Film, den er seit 2012 drehte, war die Fortsetzung "Sin City 2: A Dame to Kill For". Was hat er seitdem gemacht?

Zweitwohnsitz in Wiesbaden: Was macht Mickey Rourke heute?

Mittlerweile ist Rourke ein vielbeschäftigter Nebendarsteller, der in vielen kleineren Produktionen zu sehen ist, aber trotz oft qualitativ hochwertiger Auftritte eher außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung stattfindet. Abseits von seinen jüngeren Filmprojekten fiel Rourke die letzten Jahre eher durch Schlagzeilen aus seinem Privatleben auf. Von 2009 bis 2015 war er mit dem russischen Model Anastassija Makarenko liiert, beide bezogen einen Zweitwohnsitz in Wiesbaden. 2014 wurde er kritisiert, als er nach der Annexion der Krim weiterhin seine Sympathie zu Wladimir Putin äußerte. Später kritisierte er wiederholt lautstark und öffentlichkeitswirksam US-Präsident Donald Trump, weshalb er 2020 während der US-Präsidentschaftswahlen lautstark seine Unterstützung  für Joe Biden und Kamala Harris bekannt gab.

2020 nahm er zudem in den USA an der Musikshow "The Masked Singer" teil, hörte nach zwei Shows aber wieder auf, da ihm die aufwendige Kostümierung zu heiß und anstrengend war. Im Kino wird er bald auch wieder zu sehen sein und den nächsten Comeback-Versuch starten: Skandal-Regisseur Roman Polański besetzte ihn in der Hauptrolle seines neuen Films "The Palace", der international im April 2023 starten soll und als potenzieller Oscarkandidat gehandelt wird.