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Verstorbene Stars digital zurückholen? Eine große Chance

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Tote Stars digital zurückzuholen birgt auch eine Chance Universal Pictures/Getty Images; Montage TVSPIELFILM.de

Meinung | Verstorbene Schauspieler, die in Filmen unerwartet als Digitalisat zurückkehren: Was sich nach Geisterstunde anhört, kann für viele Menschen etwas Schönes sein, findet unser Autor Jan Thinius-Heemann.

Vor kurzem machte die Ankündigung die Runde, dass der bereits vor mehr als 30 Jahren verstorbene Musiker Roy Black als Hologramm wieder auftreten soll. Er ist nicht der erste Künstler, den dieses Schicksal ereilt. Von 2Pac wurde schon ein Hologramm angefertigt, das aufgetreten ist und der verstorbene Schauspieler Peter Cushing kam sehr prominent sichtbar für den "Star Wars"-Film "Rogue One" zurück – bei allen handelt es sich um digitale Animationen, die teilweise täuschend echt tote Stars zurückholen. Mein Kollege Michael Hille sieht darin ein großes ethisches Problem und natürlich sollte es dafür Regeln geben – allerdings finde ich, dass diese Technik auch eine echte Chance bietet.

Digitale Wiederauferstehung kann etwas Gutes sein

Schon früh im Hollywood-Geschäft wurden Stars wie Gene Kelly und Audrey Hepburn für Werbeclips digital wiederbelebt, die Frage ist also nicht unbedingt neu. Mittlerweile ist die digitale Technik aber so gut, dass es teilweise gar nicht auffällt, ob im Film echte Menschen zu sehen sind oder nicht. Ein sehr prominentes Beispiel ist Paul Walker, der die Dreharbeiten von "Fast & Furious 7" wegen seines Autounfalls tragischerweise nicht beenden konnte. Er hätte es aber sicher gewollt und daher ist die digitale Wiederbelebung für die letzten verbliebenen Szenen nur richtig gewesen.

Auch bei Musikern sehe ich kaum ein ethisches Problem, zumal deren Nachlass meistens juristisch sehr präzise geregelt ist: Familien und Verwalter kümmern sich darum, was mit Musik und Erscheinungsbild nach einem Ableben passiert. Wenn 2Pac auf dem Coachella-Festival vor zehntausenden Menschen zu sehen ist, macht sein Hologramm nur das, was er sein ganzes Leben gemacht hat: Musik. Seine Stimme kommt vom Tonband, das digitale Bild erzeugt nur seine Bewegungen, um ein besseres Gefühl für seine Präsenz zu vermitteln. So wird es mit Roy Black vermutlich auch sein. Auf diese Weise bekommen nachfolgende Generationen die Möglichkeit, ein Gefühl nachzuvollziehen, das ihnen sonst verwehrt geblieben wäre. Kein Mensch schaut ein Hologramm von Roy Black an und denkt: "Das ist keine gute Liveshow" – es geht auch darum, Künstler am Leben zu erhalten.

Bitte an die Regeln halten

Im Fall des Schauspielers Peter Cushing müssen die zuständigen Verwalter sicher mit Disney eine Form der Vereinbarung getroffen haben. Wem Stars also ihr Vermächtnis überlassen, sollten sie sich grundsätzlich gut überlegen – das gilt aber auch ohne digitale Nachbildungen. Mir hat Cushings Auftritt in "Rogue One" sehr gut gefallen, er hatte eine gewisse angsteinflößende Präsenz und so will es der Film. Falls Familie und Verwalter damit ebenso zufrieden waren, dürfte das auch in Cushings Sinne gewesen sein.

Ethisch schwierig wird es, wenn solche Vereinbarungen nie getroffen wurden wie im Falle von James Dean. Der soll angeblich ebenfalls für einen Film digital zurückkehren und wer sich mit der Historie von James Dean auskennt, kann sich seinen Missmut bestimmt ausmalen. Aber falls all dies im Sinne der Stars sein sollte, können ihre Vermächtnisse dadurch weiterleben. Weit verbreitet wird diese Technik in naher Zukunft wohl eh nicht sein: Branchenmitarbeiterinnen und -Mitarbeiter berichten von enormen Kosten. Als Kanye West (so untragbar er mittlerweile auch ist) noch mit Kim Kardashian verheiratet war, hat er ihr eine Videobotschaft von ihrem verstorbenen Vater mit Hilfe eines Hologramms geschenkt. Wer also an den positiven Möglichkeiten der digitalen Widerbelebung zweifelt, möge sich dieses Szenario einmal für sich selbst ausmalen – es könnte versteckte Wünsche wahr werden lassen.