Katherine MacGregor verkörperte in der Serie "Unsere kleine Farm", die in den USA von 1974 bis 1983 ausgestrahlt wurde, Harriet Oleson; die rassistische und rechthaberische Inhaberin des örtlichen Gemischtwarenladens. Im Film buttert sie ihren gutmütigen Ehemann ebenso unter wie ihren Sohn, als dieser nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzen wollte. Tochter Nellie wird von Harriet dagegen nach Strich und Faden verwöhnt. Als Nellie erwachsen ist und auszieht, adoptiert sie die neunjährige Nancy, die Nellie aufs Haar gleicht. Sie bestärkt sie in allem – auch in ihren schlechten Charaktereigenschaften.
Nicht nur vor der Kamera, auch am Set bekamen die Darsteller die Dominanz von Katherine MacGregor zu spüren. Selbst Hauptdarsteller Michael Landon, der den Familienvater Charles Ingalls spielte und zugleich Regisseur, Produzent und Drehbuchautor der Serie war, hatte zu leiden.
Abneigung auf den ersten Blick
"Es war schwierig, Landon nicht zu bemerken", erinnert sich Alison Arngrim in ihren 2011 erschienenen Memoiren. "Er ging nicht. Er stolzierte. Er schwadronierte. Wie ein Pfau. Seine Aura verärgerte einige Leute in der Besetzung", so Alison in "Confessions of a Prairie Bitch: How I Survived Nellie Oleson and Learned to Love Being Hated".
Alison Arngrim spielte in der Serie Katherine MacGregors verwöhnte Tochter Nellie. In ihrem Buch schreibt sie auch über die Abneigung ihrer Film-Mutter gegen Michael Landon: "Ich erinnere mich, dass Katherine MacGregor mir erzählte, dass sie ihn auf den ersten Blick nicht mochte, als er bei ihrem Vorsprechen in den Raum stolperte. 'Wie ein kleiner Zwerghahn!', sagte sie."
Kollision vorprogrammiert
Während die Serie zehn Jahre lang das Drama um die Familie Ingalls und deren Nachbarn im Minnesota der 1870er Jahre ausbreitete und zeigte, wie das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinde wuchs, gärte es bei den Dreharbeiten hinter den Kulissen. "Michael war eine sehr starke Persönlichkeit", sagte Melissa Gilbert, die in der Serie Landons Tochter Laura Ingalls darstellte, 2011 im Interview mit dem Archive of American Television. "Er war eine Macht, mit der man rechnen musste, und er war ein Perfektionist, der wusste, was er wollte. Er wusste, wie er es machen wollte, und niemand konnte ihn aufhalten."
Besserwisserin auch im echten Leben
Auch wenn Michael Landon alle Fäden in der Hand hielt, äußerte Katherine MacGregor (1925–2018) sehr genaue Vorstellungen darüber, wie ihrer Meinung nach die Rollen umgesetzt werden sollten. Als erfahrene Bühnen- und Fernsehschauspielerin, die zum Serienstart von "Unsere kleine Farm" 50 Jahre alt war, gab MacGregor allen anderen am Set der Serie ungefragt Tipps, die Szenen so zu spielten, wie sie es für richtig hielt, erinnert sich Alison Arngrim in ihren Memoiren. "Einige Leute hatten nichts dagegen", heißt es in dem Buch, etwa der Serien-Ehemann von Laura Ingall. "Dean Butler, als er anfing, Almanzo zu spielen, schien aktiv ihren Rat zu suchen." Auch Karen Grassle, Charles Ingalls Frau Caroline, die als Gegenpart zur Rolle der Harriet Oleson inszeniert wurde, habe Katherine MacGregors Schauspieltipps gerne angenommen, schreibt Arngrim weiter.
"Katherines Ratschläge waren nicht schlecht, sie waren nur ständig und unaufgefordert", beschreibt Alison Arngrim das Problem. "Manchmal habe ich sie befolgt, aber oft hatte ich schon entschieden, was ich tun wollte. Wenn ich protestierte und versuchte, ihr das zu erklären, schrie sie: 'Er ist nur der Regisseur! Was zum Teufel weiß der schon?!'"