Für ihn kam sein Durchbruch überraschend: In den 90er Jahren hielt sich James Caviezel (oft Jim Caviezel genannt) mit kleinen Nebenrollen in Hollywood-Filmen über Wasser, als er einen Part als Soldat im Kriegsfilm "Der schmale Grat" ergatterte. Eigentlich handelte es sich hier um einen nur mittelgroßen Part, doch dann entschied Regisseur Terrence Malick nach Abschluss der Dreharbeiten, aus Caviezels Rolle die Hauptfigur zu machen. Zahlreiche Szenen mit anderen Schauspielern, wie Adrien Brody oder Nick Nolte, wurden geschnitten und deren Präsenz auf ein Minimum gekürzt. Erst im Kino erfuhr Caviezel davon, dass er von einem Neben- zum Hauptdarsteller gemacht wurde.

Danach bekam er leichter prominente Rollen, doch von wenigen prägnanten Auftritten abgesehen blieb die richtig große Karriere aus. Und seit einigen Jahren hat man ihn kaum noch gesehen. Warum ist es so still um ihn geworden?

Jim Caviezel: Vom Film zum TV-Star – und dann war Schluss

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Für moderne Kinogänger ist Jim Caviezel aufgrund von "Die Passion Christi" der ultimative Jesus Christus.

Der Erfolg von "Der schmale Grat" ermöglichte Caviezel große Rollen, etwa 2002 den Titelhelden in "Monte Cristo". 2004 spielte er seine bekannteste Figur: Jesus Christus in der Bibelverfilmung "Die Passion Christi". Zwar erhielt der privat sehr religiöse Caviezel für seine unter die Haut gehende Schauspielleistung viel Kritikerlob, doch wirkte sich der Film negativ auf seine Karriere aus. Für einen Großteil des Publikums war er nun für immer mit Jesus verbunden – und so wurden die Rollenangebote weniger.

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Vielfach gefeiert wurde Jim Caviezel von 2011 bis 2016, als er der Star in "Person of Interest" war.

Zumindest 2006 war er auf der großen Leinwand nochmal in "Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit" als Bösewicht dabei, dann verabschiedete er sich aber ins TV-Segment. 2010 spielte er die Hauptrolle in der gefeierten Mystery-Miniserie "The Prisoner – Der Gefangene". 2011 ergatterte er dann seine letzte und neben Jesus wohl größte Hauptrolle, und spielte den Geheimagenten John Reese in der Sci-Fi-Krimiserie "Person of Interest". Volle fünf Staffeln und 103 Episoden war er die zentrale Figur der Serie, die von Kritikern und dem Publikum gefeiert wurde und bei verschiedenen Bewertungsportalen bis heute als eine der besten TV-Serien aller Zeiten gilt.

Durch Kontroversen: Jim Caviezel hat sich selbst abgeschossen

Seit "Person of Interest" 2011 begann, hat Caviezel nur noch selten in kleinen Projekten mitgewirkt, etwa im Film "Escape Plan" als Gegenspieler von Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone sowie erneut in einer Bibelverfilmung, allerdings spielte er in "Paulus, der Apostel Christi" nicht wieder Jesus, sondern seinen Jünger Lukas. Sein spürbarer Karriere-Knick hängt vor allem mit verschiedenen Kontroversen um den Schauspieler zusammen, insbesondere seinen politischen und ideologischen Überzeugungen. 2006 sprach er sich als Abtreibungsgegner aus und verglich in einem Wahlkampfspot die Befürwortung der Stammzellenforschung mit Judas aus der Bibel. Er warf ihnen vor, sie würden durch ihre wissenschaftlichen Untersuchungen Gottes Schöpfung betrügen.

2021 trat er in Oklahoma bei der "Health and Freedom Conference" auf, und verbreitete dort die rechtsextreme QAnon-Verschwörungstheorie, nach der in den USA Prominente sowie Vertreter der demokratischen Partei einen internationalen Menschenhandelsring zur Prostitution Minderjähriger betreiben würden. Im selben Jahr warb er bei der QAnon nahestehenden Konferenz "For God & Country: Patriot Double Down" für eine "Schlacht gegen das Böse" und propagierte, liberale Amerikaner wären mit dem Teufel im Bunde und man müsse sich für eine "Schlacht gegen das Böse" vorbereiten.

Aufgrund dieser kruden Thesen gilt Caviezel mittlerweile als persona non grata und es ist unklar, wie viel Arbeit er in Hollywood noch finden wird. Zumindest ein Projekt hat er immerhin seit Jahren in Arbeit: "Die Passion Christi 2: Auferstehung" wurde erstmals 2016 angekündigt. Im Sommer 2023 sollen die Dreharbeiten beginnen.