"Yippieh-Ka-Yeah, Schweinebacke!" – Einer der ikonischsten Sprüche jemals geht auf sein Konto: Bruce Willis ist eine coole Socke. Das stellte er unzählige Male unter Beweis. Sein großer Durchbruch, "Stirb langsam", beförderte ihn 1988 auf den Actionfilm-Thron, vier Fortsetzungen folgten – und zahlreiche weitere harte Männerfilme mit "Brusli", wie seine Fans ihn gerne nennen.

Doch seit einigen Jahren ist es keine große Freude mehr, Fan von Bruce Willis zu sein. Unzählige billige Actionfilme hat er gedreht, viele davon waren reinste Videotheken-Ware. Manchmal, wie in "Fire with Fire – Rache folgt eigenen Regeln" ist er groß auf den DVD-Covern zu sehen, spielt aber letztlich nur in einer einzigen Szene mit. Ist Willis einfach nur bequem geworden auf seine älteren Tage? Immerhin ist der Mann schon über 65.

Doch einige wenige ambitionierte Projekte zeigen: Willis kann noch, wenn er denn will – und darf. Hollywood muss ihm nur die richtigen Rollen anbieten und sich vielleicht daran erinnern, was es an ihm hat.

Actionstar mit sensibler Seite

Vor allem deutsche Zuschauer assoziieren mit Bruce Willis einen harten Kerl, der perfekt in Filme wie "R.E.D." oder das Actioner-Altherrentreffen "The Expendables" passt. Doch viel von dem Eindruck liegt an seinem deutschen Synchronsprecher, Manfred Lehmann. Im Originalton hat Willis eine viel weichere, höhere Stimme – und so erkennt man in vielen seiner Filme, dass er das Zeug hat, als exzellenter Charakterdarsteller aufzutreten.

Concorde Film

Legendär: Bruce Willis reiste in "12 Monkeys" durch die Zeit, spielte einen stark Traumatisierten.

Einige von Willis‘ besten Leistungen sind dem Action-Genre fern. Als psychisch gequälter Zeitreisender ist er in "12 Monkeys" ganz klar auf Oscarkurs unterwegs gewesen und zeigt sich von einer sehr tiefgehenden Seite. Im meisterhaften Esoterik-Thriller "The Sixth Sense" gibt er eine ruhige, zurückgenommene, differenzierte Performance, die auch ein Paul Newman nicht besser gespielt hätte.

Doch heute scheint er nur noch auf den Typ John McClane abgestempelt, darf sich nur noch in brutalen Rachefilmen zeigen. Einer seiner letzten wenigen Kinofilme war "Death Wish", das Remake des 70er Jahre Reißers "Ein Mann sieht rot". Viele Kritiker attestierten Willis damals eine müde, lustlose Performance. Aber wie soll er im x-ten Revenge-Thriller auch schauspielerisch groß überzeugen? Für einen Mann, der so viel mehr kann, ist "Death Wish" schlicht eine Unterforderung.

Fehlt für Bruce Willis einfach der richtige Regisseur?

Arthaus / Miramaxx

"Zed ist tot, Baby. Zed ist tot." – Bruce Willis war in "Pulp Fiction" unvergesslich.

Meine drei Lieblingsfilme mit Bruce Willis zeigen, dass er immer dann am besten ist, wenn er mit ambitionierten, starken Regisseuren arbeitet, die ihn vor neue Herausforderungen stellen. In "Pulp Fiction" unter der Regie des legendären Autorenfilmers Quentin Tarantino war Willis in der Rolle eines erpressten Boxers famos und konnte sein Image als Action-Held gekonnt brechen. Ein Charakter, der ihm sicherlich Spaß brachte – und genau dieser Spaß sorgte für eine energiegeladene Leistung auf der Leinwand.

M. Night Shyamalan erkannte ebenfalls Willis Potenzial – und besetzte ihn nach "The Sixth Sense" in der Hauptrolle seines verkannten Meisterwerks "Unbreakable – Unzerbrechlich". Dort spielt Willis einen Mann nahe der Depression, der plötzlich erfährt, dass er die Kräfte eines Comic-Helden besitzen könnte. Fortan versucht er, der Heldenrolle gerecht zu werden, um in den Augen seines Sohnes kein Versager mehr zu sein. Willis Schauspiel kann in diesem postmodernen Superheldendrama zu Tränen rühren. Und als Shyamalan neunzehn Jahre später die Fortsetzung "Glass" drehte, holte er Willis zurück – dieser zeigte plötzlich seine alten Stärken. "Es geht doch", wollte man 2019 rufen, auch wenn "Glass" insgesamt eine Enttäuschung war.

Zu guter Letzt sei noch "Looper" erwähnt. Den drehte der unkonventionelle Regisseur Rian Johnson und erzählte darin die Geschichte eines Kopfgeldjägers, der seine Opfer von Menschen aus der Zukunft geschickt bekommt. Bis sein jüngstes Opfer plötzlich sein eigenes späteres Ich darstellt. Zwar sah Bruce Willis seinem filmischen Vergangenheits-Ich Joseph Gordon-Levitt kein bisschen ähnlich, doch wie er da 2012 spielte, war vielleicht die bislang letzte große Rolle seiner Karriere. Warum? Weil sie zwar auch coole Sprüche klopfte, aber Raum für emotionalen Tiefgang ließ.

Also, Hollywood-Bosse: Ihr habt euren Goldjungen Brusli lange genug vernachlässigt. Hört auf, ihn in billiger Video-Ware verramschen zu lassen und gebt dem Mann endlich wieder gute Rollen, ihr Schweinebacken!