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TV-Kritik

Zen statt C.S.I.

Die neue Serie "Life" setzt auf Philosophie statt auf Kriminaltechnik

LIFE (Vox, Mittwoch, 21.10 Uhr)
Zen-Buddhismus basiert - laut Wikipedia - auf folgenden vier Selbstverständnissen.
1. Eine besondere Überlieferung außerhalb der Schriften
2. unabhängig von Wort und Schriftzeichen
3. unmittelbar des Menschen Herz zeigen
4. die (eigene) Natur schauen und Buddha werden
Das hört sich schwer philosophisch an und es ist die Marotte des neuen Serienermittlers, stets einen flotten Spruch aus dieser Schublade auf den Lippen zu führen. Zeit genug, sich über das Leben und Zen Gedanken zu machen, hatte Charlie Crews. Er saß zwölf Jahre unschuldig in Haft wegen Mord. Nachdem der Fall wieder aufgerollt wurde und seine Unschuld feststand, bekam er 50 Millionen Dollar Entschädigung. Trotz dieses Vermögens wollte der Ex-Knacki wieder in den Polizeidienst. Unter diesen Voraussetzungen geht Crews die Fälle natürlich anders an als ein Donutkauender 08/15-Bulle und darin liegt der Reiz dieser Krimiserie.
Natürlich ist er unter seinen Kollegen ein Außenseiter, seine Partnerin, die Drogenprobleme hatte, soll ihn bespitzeln und einige andere sehen in ihm nur den Ex-Straftäter. Das ist eine recht neue Konstellation, die sich wohltuend von den geleckten CSI-Profiler-Typen abhebt. Natürlich geht auch bei Life nichts ohne moderne Diagnostik und Kommunikation, doch diese Aspekte werden immer wieder ironisiert durch die Tatsache, dass Crews die Internet-, Handy, SMS-Revolution der letzten zwölf Jahre durch seinen Knastaufenthalt verpasst hat.


Kai Rehländer