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Tagesschau: Was vom Tage übrig bleibt

Krieg der News-Bilder

Die Welt wird immer unübersichtlicher, doch auf eines ist Verlass: Um 20 Uhr kommt im Ersten die Tagesschau. Innenansichten aus Deutschlands wichtigster News-Fabrik

Welt aus den Fugen?" lautete kürzlich der Titel einer Ausgabe von "Menschen bei Maischberger". Wer in den vergangenen Monaten die Nachrichten verfolgt hat, weiß, was damit gemeint ist: Krieg in der Ukraine, Ebola in Afrika, IS-Terror... Es kann einem angst und bange werden. Doch wie erleben News-Macher diese Tage? Wie wählen sie aus, was uns als Extrakt des Tages ins Wohnzimmer geliefert wird? Und wie wahren sie Objektivität in einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, im Wust der Bilder, Meinungen und Manipulationen das aufzuspüren, worauf sie verpflichtet sind: die Wahrheit?

10.30 Uhr im Konferenzraum der "Tagesschau"- Redaktion in Hamburg: Etwa fünfzehn Redakteure sitzen und stehen um den zu kleinen Tisch. Die Leiter der Ressorts für Inland und Ausland referieren, was die Korrespondenten berichten und die europäischen Partnersender anbieten, einer erzählt von Bildern aus Kobane, die im Netz aufgetaucht sind. Business as usual.

Dass die Welt aus den Fugen sei, kann "Tagesschau"-Chef Kai Gniffke nicht finden. Nicht die Krisen seien mehr geworden, sondern die Bilder, die uns von ihnen erreichen. "Man kann heute aus jeder Krisenregion der Welt quasi in Echtzeit Bilder übermitteln", erläutert der 53-Jährige. "Das verändert die Wahrnehmung von Krisen. Sie scheinen näher an uns heranzurücken." Uwe Hoffmann hat die Aufgabe, Ordnung in die Flut der Bilder zu bringen. Er ist verantwortlich für die Euro-Zentrale der "Tagesschau". Die ARD ist Mitglied der EBU. Die wichtigste Aufgabe des internationalen Senderverbunds liegt im Austausch von Nachrichtenbildern. Hoffmann sichtet Material, wählt aus, verwirft. Sender aus 78 Staaten liefern der ARD via EBU Nachrichtenbilder aus aller Welt. Die journalistischen Standards sind hoch, doch in Zeiten wie diesen ist auf wenig Verlass. Zur Meldung eines Hubschrauberabschusses in der Ukraine lieferte das ukrainische Fernsehen als Beleg Bilder, die ein Jahr zuvor in Syrien aufgenommen worden waren!

"Die Fülle der Informationen hat zugenommen, die Verlässlichkeit der Quellen abgenommen", sagt Andreas Hummelmeier, der als Chef vom Dienst die 20-Uhr-Ausgabe der "Tagesschau" verantwortet. Bei Internetquellen arbeitet die "Tagesschau"-Redaktion seit einiger Zeit mit Storyful zusammen. Die in Irland ansässige Agentur ist darauf spezialisiert, Bilder und Geschichten, die im Netz kursieren, mit hohem journalistischen Aufwand auf ihre Authentizität zu checken.

Die Suche nach der Wahrheit
Trotzdem passieren immer wieder Fehler. Anfang Oktober musste sich Thomas Roth in den "Tagesthemen" für einen Irrtum des Russland-Korrespondenten Udo Lielischkies entschuldigen. Der hatte in einem Beitrag die Tötung zweier

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C. Holst
Tagesschau
täglich Das Erste 20.00 Uhr