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Doku über Deutschlands berühmtesten Künstler

Gerhard Richter malt

Bei einer Auktion 2012 ersteigerte ein anonymer Bieter ein Gemälde Gerhard Richters (MI, 17.4.) aus dem Besitz von Eric Clapton für 26,5 Millionen Euro.

Er ist der höchste Preis, der jemals bei einer Versteigerung für ein Bild eines lebenden Künstlers gezahlt wurde.

Wenn Gerhard Richter vor der weißen Leinwand auf der Leiter steht, den Pinsel in den Farbeimer taucht und ein leuchtendes Gelb aufträgt, dann sieht das nicht viel anders aus als bei einem Handwerker, der Wände streicht. Das Ergebnis, das einige Wochen später im Atelier des 81-Jährigen an der Wand hängt, ist dagegen um einiges aufregender. Und um vieles teurer.
Am 12. Oktober des vergangenen Jahres versteigerte Sotheby's in London ein Werk Richters aus dem Besitz des Gitarristen Eric Clapton. Sagenhafte 26,5 Millionen Euro machte ein anonymer Telefonbieter für das 225 x 200 Zentimeter große "Abstrakte Bild" von 1994 locker. Die höchste Summe, die je für ein Bild eines noch lebenden Künstlers bei einer Auktion bezahlt wurde. Teurer sind nur noch die Toten: Eine Fassung von Edward Munchs "Der Schrei" aus dem Jahr 1895 sorgte 2012 in New York mit umgerechnet 91,5 Millionen Euro für einen neuen Auktionsrekord.

Sind Bilder solche Summen wert? Gerhard Richter selbst bezeichnet die Preise für seine Arbeiten als "völlig absurd". Drei Jahre nach seiner Flucht aus der DDR hatte Richter im Herbst 1964 seine zweite Galerieausstellung. Damals wechselte das heute berühmte Gemälde "Sekretärin" für 450 Mark den Besitzer. Im April 1967 schloss der Maler einen Vertrag mit dem Galeristen Heiner Friedrich. Der Verkaufspreis seiner Bilder sollte sich aus der folgenden Formel ergeben: Höhe + Breite mal 10 = DM.

Die scherzhaft "Richter-Faktor" genannte Preisformel schloss Mengenrabatt nicht aus. Der Schokoladenfabrikant und Sammler Peter Ludwig sicherte sich sämtliche der 48 Porträts, die Richter 1972 auf der Biennale in Venedig zeigte, für insgesamt 48 000 Mark und kam so auf einen Richter-Faktor von acht statt zehn Mark.

Erst in den Neunzigern zogen die Preise deutlich an. 2002 erzielte "Fels" bei einer Versteigerung 2,6 Millionen Euro - das erste Mal, dass ein
abstraktes Richter-Bild mehr als eine Million einbrachte.

Vor allem reiche Amerikaner lieben den Deutschen. Die Ausstellungen seiner Galeristin Marian Goodman sind stets ausverkauft, die Nachfrage übersteigt das Angebot. Kunst zu sammeln verleiht soziales Prestige. Das gilt für Hollywood-Stars wie für Finanzmagnaten. Hinzu kommt: Noch nie zirkulierte so viel Kapital, das nach Anlagemöglichkeiten sucht. Derzeit erscheint vielen ein Bild von Richter als sichere Bank. Sicherer jedenfalls als eine Immobilie in den USA.

Rainer Unruh

Gerhard Richter - Painting
MI 17.4. Arte 21.45 Uhr