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Die First Lady lästert ab

Annette Harlfinger
Annette Harlfinger

Die dunkle Seite der Jackie Kennedy. ZDF-Doku zeigt, dass Jackie Kennedy längst nicht so vornehm war, wie man lange glaubte (SO, 22.7.)

Annette Harlfinger
Sie war eine Ikone der Eleganz, galt als eine Vorreiterin von Präsidentenfrauen, die mehr als ein bloßes Anhängsel ihres Ehemanns waren und beeindruckte die Frauen ihrer Zeit durch ihren modischen Stil. Jetzt zeigt die Reihe ZDF-History, dass Jacqueline Kennedy offenbar auch eine andere Seite hatte. Das Feature Die Geheimnisse der Jackie Kennedy läuft am 22. Juli um 23.35 Uhr im ZDF. Wir haben mit der Filmautorin Annette Harlfinger gesprochen.

Wie sind Sie auf das Thema gekommen und wie haben Sie es aufbereitet?

Annette Harlfinger Im Fokus der Sendung steht Jackie Kennedys Interview, das sie ein halbes Jahr nach dem Attentat auf ihren Mann aufgenommen hat. Sie blickt darin auf ihre Zeit im Weißen Haus zurück. Die Tonbandaufnahmen, die erst 2011 veröffentlicht wurden, geben neue und intime Einblicke in die Ära Kennedy und das Leben des Präsidentenpaars.

Was gibt es zu sehen?

Neben seltenen Archivmaterial und Privataufnahmen der Kennedys zeigen wir aufwändige Reenactments und Ausschnitte aus der Mini-Serie "Die Kennedys".

Welches ist das dunkelste Geheimnis der Jackie Kennedy?

In ihrem Interview geht die ehemalige First Lady mit einigen ihrer Zeitgenossen hart ins Gericht und klingt dabei nicht besonders ladylike. Indira Ghandi sei eine "verbitterte Frau" und ihre Nachfolgerin im Weißen Haus, Lady Bird Johnson, komme ihr vor wie der "abgerichtete Jagdhund" ihres Mannes Lyndon. Mitunter klingt sie ganz schön arrogant.

Welche historische Relevanz haben die lange unter Verschluss gehaltenen Interviewaussagen?

Jackie Kennedy ist hautnah dabei, als im Weißen Haus Entscheidungen getroffen werden. Sie durchlebt mit ihrem Mann Höhen und Tiefen seiner Präsidentschaft: das Ende der Rassentrennung in den USA, die Schweinebucht-Invasion und die Kuba-Krise, bei der die Welt kurz vor dem Ausbruch eines Atomkriegs steht.

Welche Passagen haben Sie am meisten überrascht, verwundert, amüsiert?

Überrascht und auch verwundert haben mich Jackie Kennedys Kommentare über Martin Luther King. Über die außerehelichen Affären des schwarzen Bürgerrechtlers und Pfarrers ist Jackie ziemlich schockiert. Aber über die Untreue ihres Ehemanns verliert sie kein Wort.

Erfährt man auch Neuigkeiten über den Präsidenten? Von den Deutschen war er offensichtlich genervt, oder?

Jackie Kennedy berichtet tatsächlich, dass John F. Kennedy einigermaßen irritiert von den Deutschen war. Mit dem Mauerbau 1961 wird Deutschlands Teilung zementierte Wirklichkeit, einen Krieg mit der Sowjetunion will Kennedy deswegen aber keinesfalls riskieren. Sein halbherziges Vorgehen in der Berlin-Krise verunsichert die Deutschen, allen voran Bundeskanzler Konrad Adenauer. Erst Kennedys Besuch in Berlin im Juni 1963 und seine berühmte "Ich bin ein Berliner"-Rede beruhigt die Beziehungen der Bündnispartner wieder.

Hat Jackie ihren Mann politisch beeinflusst?

Man muss sich bei Jackie Kennedys Interview immer wieder bewusst machen, dass sie damit ein historisches Dokument für die Nachwelt schaffen wollte. Es sollte erst lange nach ihrem Tod veröffentlicht werden. Im Interview zeichnet sie ein sehr konservatives Bild ihrer Ehe mit John F. Kennedy: Er kümmerte sich um die große Politik, sie um den Haushalt und die Kinder. Man darf nicht vergessen, dass Jackie Kennedy eine sehr gebildete und belesene Frau war, nicht nur die Stilikone, als die wir sie kennen. Wie groß ihr Einfluss auch in politischen Fragen auf ihren Mann war, bleibt weiterhin eines ihrer Geheimnisse.

Interview: Heiko Schulze