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ARD zeigt die hochgelobte BBC-Miniserie "Sherlock"

Schlau macht sexy

Sherlock: Das große Spiel, Rupert Graves, Benedict Cumberbatch, Martin Freeman
Sherlock: Das große Spiel ARD,BBC

Sherlock Holmes (SO, 7.8.) ermittelt jetzt im 21. Jahrhundert. In der preisgekrönten Miniserie zeigt der geniale Hobbydetektiv, dass er sich auch in der digitalen Welt perfekt auskennt

Sherlock - Das große Spiel - SO, 7.8., ARD, 22:45 Uhr
Er geht wenig aus, liegt oft faul auf dem Sofa und kann seine Ungeduld mit Leuten, die weniger klug sind als er, nicht immer verbergen. Und da dies der Rest der Menschheit ist, hat Sherlock Holmes kaum Freunde. Aber dafür viele Bewunderer.

Seit Kurzem zählen sogar Frauen dazu. Das hat keinen mehr überrascht als Benedict Cumberbatch. Der Brite, der auch in Peter Jacksons "Hobbit"-Verfilmung zu sehen sein wird, verkörpert den genialen Detektiv in dem BBC-Dreiteiler "Sherlock", den das Erste am Sonntag jeweils nach dem "Tatort" zeigt.

An die weiblichen Fans musste sich der inzwischen 35-Jährige bei der Ausstrahlung in England 2010 erst gewöhnen. "Das Verrückte ist, dass Holmes sich aus Beziehungen nichts macht und Leute mies behandelt", sagt Cumberbatch. "Wie ich durch diese Rolle zum Sexsymbol werden konnte, ist mir schleierhaft."
Foto: ARD Degeto/BBC/Hartswood Films, Im verregneten London jagen Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch, li.) und Dr. John Watson (Martin Freeman) einen mysteriösen Serienmörder.
Gut möglich, dass die Hollywood-Stars Robert Downey Jr. (Holmes) und Jude Law (Dr. Watson) mit dem actionlastigen Kinofilm "Sherlock Holmes" (2009) das Interesse an dem verschrobenen Ermittler neu entfacht haben. In der TV-Serie fliegt auch schon mal was in die Luft, aber ansonsten geht der Dreiteiler andere Wege. Der Detektiv ermittelt im London des 21. Jahrhunderts. Internet und Smartphones gehören zum Alltag von Sherlock und Dr. Watson (Martin Freeman), ein Soldat und Arzt, der aus Afghanistan zurückgekehrt ist.

Die schnellen Schnitte und die extremen Zooms auf Spuren am Tatort, die nur Holmes erkennt, erinnern manchmal an "CSI", die scharfe Intelligenz und das überhebliche Verhalten des Detektivs an Dr. House. Der wiederum ist wie viele andere Kino- und Fernsehermittler offenkundig von dem ursprünglichen Sherlock Holmes beeinflusst, so wie ihn sein Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) vor mehr als 100 Jahren skizzierte.

An so etwas Irrationalem wie der Mode hatte der Meisterdetektiv des viktorianischen Englands kein Interesse. Sidney Paget, der durch seine Illustrationen im "Strand"-Magazin im 19. Jahrhundert unser Bild von Sherlock Holmes prägte, verpasste ihm ein betont ländliches Aussehen mit karierter Mütze und ärmellosem Mantel. Umso erstaunlicher, dass die BBC-Serie im vergangenen Jahr eine Modewelle auslöste.

"Sherlock chic" taufte der britische "Independent" den Look, der sich vor allem auf Capes konzentrierte: die einzige Form, in der Tweed eine positive sexuelle Reaktion hervorzurufen vermöge, so ein weiblicher Fan der Serie. Ein Ende der Sherlock-Mode ist nicht in Sicht.

Auch auf Leinwand und Bildschirm geht's weiter: Anfang 2012 kommt "Sherlock Holmes 2" ins Kino, erneut mit Robert Downey Jr. und Jude Law. Und auch die BBC-Miniserie, die den wichtigsten britischen Fernsehpreis gewann, wird fortgesetzt.

Rainer Unruh

Sherlock
SO 24.7. ARD 21.45 Uhr