Gerade mal 5000 Filme umfasst der US-Katalog von Netflix, in Deutschland sind es weitaus weniger. Auch wenn eine Vielzahl an Serien die Statistik in die Höhe schrauben würde - an dieser Stelle geht es nur um Filme. Eine cineastische Marktlücke, die sich nun kein Geringerer als Matthias Schweighöfer zu Nutze machen möchte. Seine Produktionsfirma Pantaleon Entertainment AG will mit einer reinen Filmstreaming-Plattform das Kinogeschäft revolutionieren.

"Pantaflix" heißt die Offensive und ist eine Video-on-Demand-Plattform, die seit Dezember 2016 sowohl in Europa als auch in Amerika Filme zum Abruf bereitstellt. Gründer und populärster Aktionär ist Matthias Schweighöfer, doch vor allem Vorstandsvorsitzender Dan Maag spricht gerne über die Pläne "grenzenlosen Filmstreamings", jüngst in der Welt am Sonntag.

Das Ziel: eine globale Filmdatenbank

Es kommt nich von irgendwoher, dass die in München beheimatete Firma nun "Pantaflix AG" statt "Pantaleon Entertainment AG" heißt. Der erklärte Konkurrent heißt Netflix und die anvisierte Angriffszone ist für Dan Maag naheliegend: "Durch die bislang gängige Vermarktungspraxis sind nur zehn Prozent der Filme und Serien, die weltweit produziert werden, auch global für Konsumenten verfügbar. Im digitalen Zeitalter ist das aber nicht mehr erklärbar. Wir nutzen jetzt die neuen technischen Möglichkeiten und schaffen eine globale Filmdatenbank. Unser Anspruch ist es, nahezu alle Filme, die es gibt, an einem Platz zu vereinen - mit Zugriff für alle Menschen rund um den Globus."

Der deutsche Filmproduzent ("What a Man", "Vaterfreuden") setzt dafür einen einfachen und zugleich mächtigen Hebel in Bewegung: Er schafft das gängige Lizenzierungsmodell von Filmen ab. Wer einen Film öffentlich zeigen will, egal ob im Kino oder auf einer Online-Plattform, muss bekanntlich zuerst eine Lizenz dafür erwerben. Für globale Unternehmen besonders umständlich: In jedem Land gelten andere Lizenzbedingungen. Es braucht häufig einen Haufen teurer Lizenzrechte für ein einzelnes Werk. Pantaflix setzte genau dort an: Wer seinen Film hier hochlädt, erhält 75 Prozent der Einnahmen. 25 Prozent streicht die Plattform selbst ein.

Außerdem gibt Pantaflix den Rechteinhabern die Kontrolle über den Vertrieb zurück. Der Filmproduzent kann erstens selbst bestimmen, in welchem Land sein Film zu sehen sein soll und zweitens entscheiden, wie teuer der Abruf für den Endverbraucher werden darf.

Eigenproduktionen sind der lukrativste Deal

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Dies führt dazu, dass sich im Angebot von Pantaflix vor allem Dokus, Arthouse- und Indie-Produktionen aus aller Welt befinden. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Marktriesen Netflix: Weil Filme mit einem kleinen, nationalen Publikum meist zu teuer für den internationalen Vertrieb sind, beherbergt die Streamingplattform größtenteils große, international erfolgreiche Kassenschlager. Indieperlen fern des angloamerikanischen Filmmarktes? Fehlanzeige.

Im Interview mit der Welt am Sonntag spricht Dan Maag in Bezug auf Pantaflix von einer "Top-Anlaufstelle" für Filmliebhaber weltweit: "Bis Jahresende sollen rund 40.000 Titel verfügbar sein." Deutschsprachige Konsumenten in den USA, Türken in Deutschland und viele andere kleine Zielgruppen sollen angesprochen werden. Die Filme können sie sich in der Regel für drei bis fünf Euro ausleihen und zu Hause streamen.

Ob dieses Geschäftsmodell auch wirtschaftlich trägt, bleibt abzuwarten. Vor allem Eigenproduktionen sollen die Plattform querfinanzieren, so wie dies auch beim großen Konkurrenten Netflix ("House of Cards") oder dem zweiten Marktriesen Amazon ("Transparent") in Serie passiert. Die Komödie "Hot Dog" mit Matthias Schweighöfer und Til Schweiger steht in den Startlöchern und für Amazon produzieren die Münchener bald die zweite Staffel von "You are Wanted".

Die Thriller-Serie mit Schweighöfer in einer Dreifachrolle als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller ist eine Auftragsproduktion von Amazon, die international vermarktbar sein soll. Also ein von vornherein global gedachtes Hochglanzprodukt, welches für Pantaflix kaum in Frage käme. Natürlich auch, weil es kein Film ist.

Autor: Steven Sowa