"Pantaflix" heißt die Offensive und ist eine Video-on-Demand-Plattform, die seit Dezember 2016 sowohl in Europa als auch in Amerika Filme zum Abruf bereitstellt. Gründer und populärster Aktionär ist Matthias Schweighöfer, doch vor allem Vorstandsvorsitzender Dan Maag spricht gerne über die Pläne "grenzenlosen Filmstreamings", jüngst in der Welt am Sonntag.
Das Ziel: eine globale Filmdatenbank
Der deutsche Filmproduzent ("What a Man", "Vaterfreuden") setzt dafür einen einfachen und zugleich mächtigen Hebel in Bewegung: Er schafft das gängige Lizenzierungsmodell von Filmen ab. Wer einen Film öffentlich zeigen will, egal ob im Kino oder auf einer Online-Plattform, muss bekanntlich zuerst eine Lizenz dafür erwerben. Für globale Unternehmen besonders umständlich: In jedem Land gelten andere Lizenzbedingungen. Es braucht häufig einen Haufen teurer Lizenzrechte für ein einzelnes Werk. Pantaflix setzte genau dort an: Wer seinen Film hier hochlädt, erhält 75 Prozent der Einnahmen. 25 Prozent streicht die Plattform selbst ein.
Außerdem gibt Pantaflix den Rechteinhabern die Kontrolle über den Vertrieb zurück. Der Filmproduzent kann erstens selbst bestimmen, in welchem Land sein Film zu sehen sein soll und zweitens entscheiden, wie teuer der Abruf für den Endverbraucher werden darf.
Eigenproduktionen sind der lukrativste Deal
Dies führt dazu, dass sich im Angebot von Pantaflix vor allem Dokus, Arthouse- und Indie-Produktionen aus aller Welt befinden. Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Marktriesen Netflix: Weil Filme mit einem kleinen, nationalen Publikum meist zu teuer für den internationalen Vertrieb sind, beherbergt die Streamingplattform größtenteils große, international erfolgreiche Kassenschlager. Indieperlen fern des angloamerikanischen Filmmarktes? Fehlanzeige.
Im Interview mit der Welt am Sonntag spricht Dan Maag in Bezug auf Pantaflix von einer "Top-Anlaufstelle" für Filmliebhaber weltweit: "Bis Jahresende sollen rund 40.000 Titel verfügbar sein." Deutschsprachige Konsumenten in den USA, Türken in Deutschland und viele andere kleine Zielgruppen sollen angesprochen werden. Die Filme können sie sich in der Regel für drei bis fünf Euro ausleihen und zu Hause streamen.
Ob dieses Geschäftsmodell auch wirtschaftlich trägt, bleibt abzuwarten. Vor allem Eigenproduktionen sollen die Plattform querfinanzieren, so wie dies auch beim großen Konkurrenten Netflix ("House of Cards") oder dem zweiten Marktriesen Amazon ("Transparent") in Serie passiert. Die Komödie "Hot Dog" mit Matthias Schweighöfer und Til Schweiger steht in den Startlöchern und für Amazon produzieren die Münchener bald die zweite Staffel von "You are Wanted".
Die Thriller-Serie mit Schweighöfer in einer Dreifachrolle als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller ist eine Auftragsproduktion von Amazon, die international vermarktbar sein soll. Also ein von vornherein global gedachtes Hochglanzprodukt, welches für Pantaflix kaum in Frage käme. Natürlich auch, weil es kein Film ist.
Autor: Steven Sowa