Die Dokumentation "Leaving Neverland" feierte auf dem Sundance Festival am 25. Januar Premiere. Sie erzählt von zwei Männern, die angeben, in den 90ern von Michael Jackson sexuell missbraucht worden zu sein. Wade Robson und James Safechuck waren bei der Premiere anwesend, bei der manche Zuschauer den Saal verließen. Wie schwer sich das momentane Medienecho dieses Themas auf die Familie Jackson auswirkt, sieht man an der Tochter des King of Pop Paris, die sich laut der britischen Sun in eine psychiatrische Klinik begeben hat.

Nachlass-Verwalter melden sich zu Wort

Nicht zurückgehalten hat sich nun die Kanzlei, die Michael Jacksons Nachlass verwaltet. In einem Statement an Variety machte man den eigenen Standpunkt mehr als deutlich. Hier das gesamte Statement:

"‘Leaving Neverland‘ ist keine Dokumentation. Es ist eine dieser Hinrichtungen im Stil der Klatschpresse, die Michael Jackson im Leben ertragen musste - und nun auch im Tod. Der Film nimmt unbestätigte Anschuldigungen, die angeblich vor 20 Jahren geschehen sind und behandelt sie wie Fakten. Diese Behauptungen waren die Basis einer Klage, die von diesen beiden Lügnern, wie sie selbst zugegeben haben, die letztlich von einem Richter abgewiesen wurden. Die beiden Ankläger schworen unter Eid, dass diese Ereignisse niemals stattgefunden haben. Sie lieferten keinerlei unabhängige Beweise und absolut keinen Nachweis, der ihre Behauptungen stützen, was bedeutet, dass der gesamte Film einzig an den Aussagen der zwei Eidbrecher hängt.

Bezeichnenderweise hat der Regisseur beim Sundance Filmfestival zugegeben, dass er ausschließlich die beiden Ankläger und ihre Familien interviewte. Auf diese Weise hat er absichtlich über die Jahre vermieden, zahlreiche Menschen zu interviewen, die eine beachtliche Zeit mit Michael Jackson verbrachten und die zweifellos mitteilten, er habe Kinder mit Respekt behandelt und ihnen niemals wehgetan. Durch die Wahl, keine dieser unabhängigen Stimmen zu beinhalten, die womöglich die Geschichte des Films in Frage gestellt hätten, die er unbedingt verkaufen wollte, hat der Regisseur das Überprüfen der Fakten vernachlässigt, damit er eine Erzählung zusammenbauen konnte, die so offensichtlich einseitig ist, dass der Zuschauer nicht ansatzweise ein gleichgewichtiges Portrait bekommt.

20 Jahre lang hat Wade Robson im Gerichtssaal wie in zahlreichen Interviews, auch nach Michaels Tod, verneint, dass er ein Opfer war und ausgesagt, dass er dankbar wäre für alles, was Michael für ihn getan hat. Seine Familie hat von Michaels Freundlichkeit, Großzügigkeit und Karriere bis zu seinem Tod profitiert. Passenderweise wurde die Tatsache in ‚Leaving Neverland‘ ausgelassen, dass erst, als Robson eine Rolle in der Michael Jackson-Show des Cirque du Soleil verweigerte wurde, seine Anschuldigung plötzlich aufkamen.

Wir fühlen mit allen mit, die tatsächlich Opfer von Kindesmissbrauch wurden. Dieser Film hingegen tut diesen Opfern einen Bärendienst. Denn trotz all der hinterhältigen Verleugnungen, es ginge hier nicht um Geld, geht es um nichts anderes als um Geld – Millionen von US-Dollar – seit 2013, als Wade Robson und James Safechuck, die dieselbe Anwaltskanzlei beschäftigen, ihre erfolglosen Anschuldigungen gegen Michaels Nachlass anstießen. Nun da Michael nicht mehr unter uns weilt und sich verteidigen kann, bemühen sich Robson, Safechuck und ihre Anwälte weiter um traurige Berühmtheit und einem Zahltag, indem sie Michael mit denselben Behauptungen beschmieren, für die ihn eine geschworene Jury für unschuldig befand, als er noch lebte."

Schmerzensgeld von 1,5 Milliarden US-Dollar gefordert

Tatsächlich gibt es mindestens an den Aussagen der Personalie Wade Robson erhebliche Zweifel. Im Prozess gegen Michael Jackson von 2005 sagte er noch vor Gericht aus, der Popstar habe ihn niemals berührt. Mehrfach habe er das in Interviews wiederholt. Erst 2013 erhob er Vorwürfe, Jackson habe ihn jahrelang sexuell missbraucht – vier Jahre nach dessen Tod. Anschließend forderten beide 1,5 Milliarden US-Dollar Schmerzensgeld, scheiterten jedoch vor Gericht.

Jackson wurde im Prozess von 2005 in allen Anklagepunkten freigesprochen. Die Doku soll nun ein anderes Licht auf der King of Pop werfen. Wann und ob "Leaving Neverland" in Deutschland zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt.